25. März 2020, 11:00 Uhr

Marburg

Wirkstoffe auf Papier träufeln und umhüllen

Bei mancher Erkrankung ist ein Medikament die beste Lösung. Was aber, wenn es sich nicht auflösen lässt?
25. März 2020, 11:00 Uhr
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (2.v.l.) zeichnete Professorin Cornelia Keck mit dem Marburger Förderpreis für Bio- und Nanotechnologie aus. Professor Gert Bange, Zentrum für Synthetische Mikrobiologie (l.) und Dr. Lutz Bonacker von CSL Behring, beide stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Initiative Bio- und Nanotechnologie, flankieren die Ehrung der Forscherin. Foto: Thomas Steinforth/Stadt Marburg

Prof. Cornelia Keck aus Marburg ist es gelungen, einen Ausweg für dieses Problem zu finden - mithilfe von Papier. Für diese Erfindung ist sie von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies mit dem Marburger Förderpreis für Bio- und Nanotechnologie (MarBiNa) 2019 geehrt worden. Seit 2014 werden junge Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler für hervorragende Leistungen und Entdeckungen im Bereich der Bio- und Nanotechnologie ausgezeichnet. Die Innovationen sollen nicht nur theoretisch von Bedeutung sein, sondern auch gut für die Praxis. Gerade diese Nähe zur praktischen Umsetzung hat die Auswahlkommission von Kecks Forschungsarbeit überzeugt.

Großes Problem der Pharmazie gelöst

»Mit Ihrer Forschung zur Herstellung von Papiertabletten haben Sie eines der größten Probleme der Pharmazie lösen können, nämlich die Anwendung schwer löslicher Arzneistoffe,« sagte Spies, der Vorsitzender der Initiative für Bio- und Nanotechnologie ist, bei der Preisverleihung. Weil sich viele Wirkstoffe schlecht im Magen-Darm-Trakt auflösten, könnten sie nicht in ausreichendem Umfang in den Blutkreislauf aufgenommen werden, erklärte der Oberbürgermeister. Zur Verbesserung dieser Situation würden Patienten auch Hilfsstoffe mitverabreicht, die mitunter unerwünschte Nebenwirkungen hätten.

Die Forscherin konnte nachweisen, dass Papier als Wirkstoffträger aufgrund seiner nanometer-skaligen Porengrößen den Wirkstoff sehr gut und lange binden kann und sogar die Geschwindigkeit der Wirkstoffauflösung im Körper erhöht. »Mithilfe Ihrer Forschungsergebnisse ist es möglich, kostengünstige, umweltfreundliche und gleichzeitig effektive Arzneimittel herzustellen«, sagte Spies.

Herstellung von Papiertabletten erläutert

Keck erläuterte das Verfahren zur Herstellung der Papiertabletten. Die Wirkstoffe werden auf das Papier geträufelt und umhüllt. Optisch sind sie kaum von herkömmlichen Tabletten zu unterscheiden. Das Verfahren ist bereits patentiert und soll in Kooperation mit einem Unternehmen für den Markt vorbereitet werden.

Auch in diesem Jahr können sich wieder junge Wissenschaftler für den MarBiNa-Förderpreis bewerben. Vom 1. April bis zum 30. Juni können die Bewerbungen eingereicht werden. Der Preis wird dann im kommenden Jahr verliehen.

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