02. September 2021, 13:00 Uhr

Wetzlar

Zweite Stadtmauer bei Grabung gefunden

Bei einer Grabung in der Wetzlarer Goethestraße im Vorfeld des Parkhaus-Neubaus kamen spannende Relikte der Geschichte zum Vorschein.
02. September 2021, 13:00 Uhr
Bezirksarchäologin Sandra Sosnowski und Bürgermeister Dr. Andreas Viertelhausen stellten die Funde der Ausgrabungen vor. Foto: Stadt Wetzlar

Scherben, Gefäße, Töpfe, Ofenkeramik und Münzen aus dem Mittelalter, aber auch Überreste aus dem 20. Jahrhundert, wie eine Schreibmaschine aus den 1930er-Jahren und ein Wehrmachtshelm wurden entdeckt.

Diese Funde auf dem Gelände der ehemaligen Kindertagesstätte Marienheim in der Goethestraße präsentierten Bezirksarchäologin Sandra Sosnowski und Grabungsleiter Jens Köhler von »Hessen Archäologie« im Stadthaus am Dom gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Andreas Viertelhausen. Die Fundstücke sollen auch bald öffentlich ausgestellt werden.

Untersuchungen bis in den Herbst

An der Goethestraße findet seit Dezember 2019 eine archäologische Bestandsaufnahme statt, da auf diesem Areal ein Parkhaus gebaut werden soll.

Die Grabungen sollen im Herbst 2021 beendet werden. Sie haben überraschende Ergebnisse gebracht: Anhand von Fundamentspuren die Existenz einer zweiten »staufischen« Stadtmauer nachgewiesen werden, die nur einige Jahrzehnte vor der noch vorhandenen Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert errichtet worden sei. Offenbar habe man damals bereits festgestellt, dass die Grenze der Stadt zu eng gezogen worden sei, und eine weitere Mauer errichtet. Überreste des Mauerwerks der staufischen Mauer gebe es allerdings nicht, da dieses für den Bau der zweiten Mauer genutzt wurde.

Hervorgehoben wurde außerdem der Fund eines größeren Gebäudes von 20 Metern Länge, möglicherweise eines Lazaretts aus dem 17. oder 18. Jahrhundert, von dem man bisher nichts wusste.

Parkhaus kann weiter gebaut werden

Keiner dieser Funde beeinträchtige den Bau des Parkhauses, betonte Bürgermeister Viertelhausen, sie würden in Ruhe ausgewertet und zu einem Teil auch einen Platz im Stadtmuseum finden. Ein letzter Bereich der 3.000 Quadratmeter großen Fläche in der Nähe der Mauer zur Caritas sei noch nicht untersucht, da das Erdreich zunächst durch einen Verbau gesichert werden müsse. Dies solle im Herbst erfolgen. Danach könne mit dem Bau des Parkhauses begonnen werden.

Der Bürgermeister nahm während des Termins auch Stellung zu zwei Baumfällungen, die auf dem Gelände durchgeführt werden mussten. Die Bäume hätten mit ihrem Wurzelwerk die bestehende Stadtmauer beschädigt und zudem sei einer laut einem Baumgutachten nicht mehr standfest gewesen. Daher sei eine Fällung unumgänglich geworden, eine Ersatzpflanzung sei vorgesehen.

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