11. März 2024, 13:00 Uhr

Neustadt

Zeichen für Demokratie, Toleranz und Vielfalt

Mehr als 450 Teilnehmer und Teilnehmerinnen kamen auf dem Schlossplatz in Neustadt zur Kundgebung des Arbeitskreises »#Nie Wieder Ist Jetzt - Neustadt« zusammen.
11. März 2024, 13:00 Uhr
Gemeinsam setzte auch Neustadt ein Zeichen gegen Hass und für die demokratische Grundordnung. Wie auf einem Banner zu lesen war: »Meine Oma kannte schon die AfD - da hieß sie noch NSDAP!« Foto: privat

Die Erwartungen des Arbeitskreises zur Anzahl wurde vielfach übertroffen. Es waren nicht nur Bürger und Bürgerinnen aus Neustadt vor Ort, auch viele Teilnehmende aus der benachbarten Schwalm und dem Vogelsbergkreis sowie Stadtallendorf und Kirchhain waren gekommen.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte der Arbeitskreis seine Beweggründe dar. Ihm geht es darum, ein deutliches Zeichen für Demokratie, Vielfalt und Toleranz sowie ein klares Bekenntnis für die freiheitliche-demokratische Grundordnung abzugeben.

Demokratie ist nicht selbstverständlich

Diese Position des Arbeitskreises wurde von allen Rednern und Rednerinnen bekräftigt und unterstützt. Bürgermeister Thomas Groll machte klar, »dass Demokratie eben nicht selbstverständlich ist und um sie gekämpft werden muss. Wir erleben aktuell einen Populismus und eine Aggressivität, die sich teilweise bis zum Hass steigern - gegen unseren Staat, unsere Gesellschaft, unsere politisch Verantwortlichen und unsere Werte, aber auch gegen einzelne Menschen und Gruppen. Das Recht auf Asyl ist für politisch Verfolgte ebenfalls ein Grundrecht. Hieran darf nicht gerüttelt werden«, so der Bürgermeister.

Diese Grundrechte seien Reaktion auf das sogenannte Dritte Reich und die spätere Flucht hunderttausender Menschen aus Deutschland. »Wenn heute in Deutschland. Menschen wieder wegen Herkunft, Glaube oder Behinderung diskriminiert werden, dann dürfen wir nicht schweigen. Dann müssen wir dem entgegentreten, denn ›Nie wieder ist jetzt‹«, rief Thomas Groll den Teilnehmern und Teilnehmerinnen zu.

Landrat Jens Womelsdorf führte ebenfalls an, sich schützend vor die Demokratie zu stellen und Toleranz zu leben. Unter sehr großem Beifall rief er den Menschen auf dem Schlossplatz zu: »Remigration wird es mit uns nicht geben!«

Dem Arbeitskreis war es sehr wichtig, durch Neustadts Stadtarchivarin Andrea Freisberg fundiert auf historische Fakten in der Stadtgeschichte Neustadts hinzuweisen: So erhielt die NSDAP bei der Kommunalwahl im März 1933 hier zwar lediglich 303 Stimmen - im November 1933 bei der Reichstagswahl waren es aber bereits 1.462 Stimmen und bei den darauffolgenden Wahlen gab es nur noch 100-prozentige Zustimmung. Die Folge davon waren unter anderem Ausgrenzung, Verfolgung und Deportation - auch in Neustadt.

Vor diesem Hintergrund wendete sich Landtagsabgeordnete Angela Dorn deutlich gegen die AfD und eben jenes Potsdamer Treffen, bei dem die Gedanken einer Remigration von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in die Welt gesetzt wurden.

Land der Vielfalt bleiben

Für den Neustädter »Frauenverein 1958« sprach Emilia Kalina-Jarcewski, eine Spätaussiedlerin, die 1990 nach Deutschland kam. Sie betonte, dass Deutschland ein Land der Vielfalt ist und bleiben muss.

Der Vorsitzende der türkischen-islamischen Gemeinde, Oguz Yilmaz, betonte, dass Neustadt seine Heimat ist. »Viele Geschäfte und Restaurants würden hier fehlen, wenn die Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund umgesetzt würde. Wir haben uns hier verwurzelt«, sagte er und fügte hinzu: »Es ist nicht dein Neustadt, es ist nicht mein Neustadt - es ist unser Neustadt!«

Auch Landtagsabgeordneter Sebastian Sack mahnte dazu, anders als zwischen 1933 und 1945, nicht wegzuschauen. Damals hätten zu viele geschwiegen - »Wir dürfen heute nicht schweigen! Wir müssen über die Teilnahme an Kundgebungen hinauszugehen, weitermachen in Betrieben, in Vereinen, in Kirchen und in Kneipen«, sagte er. Weitermachen hält auch der Arbeitskreis für immens wichtig, besonders im Bereich der Jugendarbeiten. Es ist an dieser Stelle besonders wichtig, Werte des gesellschaftlichen Zusammenlebens, wie Vielfalt und Toleranz, zu vermitteln und vorzuleben.

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