20. Juli 2022, 13:00 Uhr

Neustadt

Zeichen der Hoffnung und des Friedens

Schüler und Schülerinnen der beruflichen Schulen Kirchhain haben eine beachtliche Friedensaktion initiiert.
20. Juli 2022, 13:00 Uhr
Die Kraniche als Zeichen des Friedens haben bereits einige Kilometer im Landkreis hinter sich und sollen für ein besseres Miteinander ein Hoffnungssymbol sein. Darüber freuen sich alle Beteiligten. Foto: Stadt Neustadt

Schulsozialarbeiterin Anja Kühnert (bsj Marburg) ist selten sprachlos, aber nach einem Satz eines Schülers bezogen auf den Ukraine-Krieg war sie es dann doch: »Was soll das alles, wenn Putin den roten Knopf drückt, ist eh alles aus« - nach diesem Satz war Anja Kühnert klar, dass etwas passieren musste. Schüler und Schülerinnen der beruflichen Schulen Kirchhain haben sich kurz darauf an Kühnert mit der Idee einer Friedensaktion gewandt, die sie begeistert aufnahm.

Falten als Zeit des Nachdenkens nutzen

Nach der japanischen Legende setzen sie sich das Ziel, dass 1.000 Papierkraniche gefaltet werden, die dann als Friedenssymbol im Landkreis aufgehängt werden.

Während des Faltens habe man viel Zeit zum Nachdenken und könne über vieles sprechen, so die Legende von Sadako.

Durch die Unterstützung von »misch mit!« des bsj Marburg wurden im Rahmen der Aktion »make a wish« Schulen, Initiativen und Gruppen im Landkreis angeschrieben und zum Basteln eingeladen.

Interessierten wurden Papier und Anleitungen zum Falten von Papierkranichen geschickt. »3.000 Kraniche sind zurückgeflogen aus verschiedenen Standorten des Landkreises«, berichtet Kühnert. Zudem hätten sich Gruppen aus vielen verschiedenen Regionen des Landkreises beteiligt.

Vögel flattern weiter

1.000 Kraniche hängen bereits in der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Neustadt, damit geflüchtete Menschen, die direkt vom Krieg betroffen sind, dieses Friedenszeichen und diese Solidaritätsbekundung sehen können.

Die nächsten 1.000 Kraniche und Tauben wurden nun in den Räumen des Familienzentrums in Neustadt und der Gemeinwesenarbeit Neustadt aufgehängt.

Erster Kreisbeigeordneter Marian Zachow und Bürgermeister Thomas Groll hatten in den Büroräumen der Gemeinwesenarbeit die Gelegenheit, aus erster Hand von dieser Friedensaktion zu erfahren. Stella Nau und Markus Simmer von den beruflichen Schulen Kirchhain und Schulsozialarbeiterin Anja Kühnert berichteten über die Entstehung der Idee, die Planung und die Umsetzung des Projekts.

Aufrütteln und Hoffnung geben

Marian Zachow bedankte sich bei den engagierten Schülern und Schülerinnen und würdigte das Engagement der jungen Erwachsenen als »Graswurzel-Aktion«. »Die Idee kam nicht aus der Politik, sondern von jungen Menschen, die ein Zeichen für Solidarität und Hoffnung setzen wollten. Deswegen bin ich so dankbar für diese Aktion. Der Ukraine-Krieg hat uns einerseits sprachlos gemacht, gleichzeitig hat sich in manchen Medien gelegentlich eine gewisse Geschwätzigkeit breit gemacht, bei der oft zu wenig im Blick ist, wie gravierend das Leid ist, das der Krieg für Menschen in der Ukraine, aber auch für die Soldaten beider Seiten mit sich bringt. Das Kranich-Falten sorgt für einen Moment des Innehaltens, durchbricht die Sprachlosigkeit, eröffnet aber auch Raum zum Nachdenken. Diese Aktion ist ein Hoffnungszeichen der Demokratie«, sagte Zachow.

Bezogen auf den Ukraine-Krieg empfindet Bürgermeister Groll zweierlei: »Einerseits ist der Krieg nah und spürbar und gleichzeitig auch ein Stück weit Normalität geworden. Deswegen ist es richtig und wichtig, dass diese Aktion stattfindet. Damit werden Menschen wachgerüttelt, dass der Krieg eben nicht vorüber ist. Die Kraniche erinnern daran, dass wir vor der Herausforderung stehen, wie wir hier vor Ort zusammenleben wollen. Wir stehen vor der Frage, wie wir ein Demokratieverständnis vor Ort entwickeln und aufrechterhalten können. Die Botschaft dieser Aktion bekräftigt, dass alle Akteure zusammenhalten sollten und sich gemeinsam für Demokratie und Freiheit einsetzen«, so Groll.

Monika Stein, Geschäftsführerin des bsj Marburg, hebt hervor, dass es etwas Besonderes sei, dass diese Idee in der Schule entstanden ist, wo alle Jugendlichen zusammenkommen. »Sie haben nun die Gelegenheit, sich solidarisch mit den Flüchtenden aus der Ukraine zu zeigen«, sagt sie.

Markus Simmer bilanziert: »Dass aus unserer schulinternen Idee eine kreisweite Friedensaktion entsteht, macht Mut und zeigt, dass wir gesehen und gehört werden und etwas bewegen können.«

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