16. April 2025, 13:00 Uhr

Neustadt

Ehemaliger Erzbischof über Papst Johannes Paul II.

Der ehemalige Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick sprach in Neustadt über Leben und Wirken des »Jahrhundertpapstes« Johannes Paul II.
16. April 2025, 13:00 Uhr
Der langjährige Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick berichtet über seine persönlichen Erfahrungen mit Papst Johannes Paul II. Foto: Stadt Neustadt

Seit mehr als 25 Jahren finden in Neustadt zeitgeschichtliche Veranstaltungsreihen über bedeutsame Persönlichkeiten und Ereignisse der deutschen und europäischen Geschichte statt.  Auch in diesem Jahr stehen wieder mehrere Termine an, zu denen bekannte Persönlichkeiten ihr Kommen zugesagt haben. Den Auftakt der Reihe machte der emeritierte Bamberger Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick, der über Leben und Wirken des »Jahrhundertpapstes« Johannes Paul II. sprach.

Nach der musikalischen Eröffnung mit dem »Marche Pontifikale«, der Hymne des Vatikanstaates, durch das Trio »Semplice con piano forte« hieß Bürgermeister Thomas Groll die rund 150 Gäste willkommen und berichtete über seine persönlichen Erinnerungen an die Papstwahl von Karol Wojtyla 1978, dessen ersten Besuch in Deutschland 1980 oder das öffentliche Leiden und Sterben des Papstes 2005. Groll zitierte dessen jahrzehntelangen Sekretär Stanislaw Dziwisz, der zur Frage eines möglichen Rücktritts gesagt habe, dass Christus auch nicht vom Kreuz gestiegen sei.

Im Anschluss stellte das Stadtoberhaupt den Werdegang des Referenten Ludwig Schick vor, der nach Stationen als Hochschullehrer, Generalvikar und Weihbischof in Fulda 2002 von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof und Metropoliten von Bamberg ernannt wurde. Lange fungierte der gebürtige Marburger, der in Mardorf aufwuchs, als »Außenminister« der Deutschen Bischofskonferenz. 2022 trat er als Erzbischof von Bamberg zurück, um zukunftsweisende Entscheidungen durch Jüngere treffen zu lassen.

Anschaulicher Vortrag

Der volksnahe Oberhirte hatte persönliche Erinnerungsstücke an den heiliggesprochenen Pontifex aus Polen - einen Rosenkranz, ein Brustkreuz und zahlreiche Fotos - mitgebracht. Nach der Veranstaltung erläuterte er die Stücke gerne den Besuchern und kam dabei mit zahlreichen Bekannten ins Gespräch. Schick bewies dabei, dass er das Platt seiner Heimat immer noch beherrscht.

Zu Beginn seines Vortrags machte Prof. Dr. Ludwig Schick zunächst seine Verbundenheit mit Oberhessen und Neustadt deutlich. Er erinnerte sich an Besuche im Pfarrhaus bei Dechant Fangohr, sprach von den Pfarrern Reinhold Schuchardt und Arnulf Hummel und Gottesdiensten an der Forstkapelle oder Firmungen.

Dem ehemaligen Krakauer Erzbischof und Kardinal Wojtyla begegnete der junge Priester Schick erstmals im September 1978 bei einer Delegationsreise der polnischen Bischöfe nach Deutschland. Viele weitere Begegnungen sollten bis 2005 folgen. Höhepunkt dabei sicher die Verleihung des Palliums, des Ehrenzeichens der Metropoliten, 2003 in Rom.

Charismatische Persönlichkeit

Prof. Dr. Schick bezeichnete Papst Johannes Paul II. als Pontifex der Superlative, der etwa 100 Länder weltweit besucht und fast 1.900 Frauen und Männer zu Heiligen und Seligen erhoben habe. Damit habe der Papst natürlich Politik betrieben und Zeichen für Barmherzigkeit oder die Würde des Menschen setzen wollen.

Der inzwischen heiliggesprochene Papst sei ein großer Förderer der polnischen Gewerkschaftsbewegung gewesen und habe nicht nur damit entscheidenden Anteil am Fall des »Eisernen Vorhangs in Europa«, berichtet der Gast aus Bamberg.

Der langjährige Erzbischof bezeichnete Johannes Paul II. als charismatische Persönlichkeit, die von großer Religiosität und Nähe zu Maria gekennzeichnet gewesen sei, was auch im päpstlichen Wappen mit dem »M« zum Ausdruck kam. »Solche Männer fehlen heute als Leitpfosten. An ihm und manche seiner Positionen konnte man sich zwar reiben, aber die Anerkennung für sein Wirken und Zeugnis war doch allgemein«, betonte Schick.

Mit dem Eintrag ins Goldene Buch und der Überreichung eines Kugelschreibers aus dem Holz des Junker-Hansen-Turmes endete die Veranstaltung.

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