05. Juli 2023, 13:00 Uhr

Neustadt

Streetwork-Projekt in Neustadt gestartet

Das neue Streetwork-Angebot in Neustadt richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die sich in den Abendstunden und an den Wochenenden im öffentlichen Raum aufhalten.
05. Juli 2023, 13:00 Uhr
Das neue Streetwork-Projekt um Lukas Brauschke (l.) wurde im Beisein des Ersten Kreisbeigeordneten Marian Zachow (2.v.l.) und Neustadts Bürgermeister Thomas Groll (r.) vorgestellt. Foto: Stadt Neustadt

In erster Linie sollen Jugendliche und junge Männer aus Südosteuropa angesprochen werden. Ziel des neuen Projekts der Stadt ist es, Kontakt und Vertrauen zur Zielgruppe aufzubauen, die Bedarfe und Interessen der jungen Menschen zu erfassen und passende Angebote für sie zu generieren. Weiteres Ziel ist die Bearbeitung von Konflikten im öffentlichen Raum um zu einer angenehmen und sicheren Atmosphäre für alle beizutragen.

Mit zehn Wochenstunden ist der neue Streetworker Lukas Brauschke seit März in Neustadt im Einsatz. Der angehende Grundschullehrer verstärkt das Netzwerk der sozialen Arbeit in Neustadt an Stellen, die bisher nicht ausreichend bearbeitet werden konnten: die Ansprache von jungen Menschen, die von Angeboten der Kommunalen Jugendarbeit nicht oder kaum erreicht werden, sowie Präsenz in den Abendstunden und an Wochenenden.

Vertrauen durch Gespräche schaffen

Im Moment arbeitet er sich in den für ihn spannenden, aber vollkommen neuen Arbeitsbereich ein. »Wenn ich mit den Jugendlichen arbeiten will, muss ich zuerst ihr Vertrauen gewinnen«, sagt Lukas Brauschke, das sei ihm durch viele Gespräche mit seinen Neustädter Kolleginnen aus dem WIR-Projekt und der Gemeinwesenarbeit und im Austausch mit dem Streetworker aus Stadtallendorf schnell klargeworden.

Die erste Zeit hat Brauschke daher damit verbracht, Informationen über die Zielgruppe zu sammeln und die Neustädter Kolleginnen zu begleiten um die ersten Kontakte zu knüpfen. Perspektivisch wird er jedoch vor allem mobil arbeiten.

Sportangebote nutzen

Er steht dabei allen als Ansprechpartner zur Verfügung, ist aber in erster Linie Sozialarbeiter und für die Interessen und Bedarfe der jungen Menschen da. »Manche der Jugendlichen interessieren sich für Boxen, so viel habe ich schon herausgefunden. Die kann ich gut mal mit zum Training nehmen«, freut sich Brauschke, der selbst in seiner Freizeit boxt.

Auch andere Bewegungsangebote oder weitere Aktivitäten kann er sich gut vorstellen - »es kommt auf die Jugendlichen an«.

Projekt ist Neuland

Streetwork in Neustadt wird durch den Landkreis Marburg-Biedenkopf (Büro für Integration) mit 23.000 Euro in diesem Jahr gefördert, Projektträger ist der bsj Marburg im Auftrag der Stadt. »Mit dem Projekt betreten wir Neuland«, erklärt Erster Kreisbeigeordneter Marian Zachow. »Wir wollen auf Menschen zugehen, die beim Integrationsprozess immer hinten runterfallen. Zugewanderte aus anderen EU-Staaten waren bisher zu wenig im Blick und so ist es nicht verwunderlich, dass sich manche abgehängt fühlen.«

Franziska Engelhardt, Leiterin des Büros für Integration, betont, dass Neustadt in diesem Bereich besonders aktiv ist: »Die Situation in anderen Kommunen im Landkreis ist ähnlich, aber dort gibt es noch kaum Bearbeitungsansätze.« Neustadt sei daher der richtige Ort, um Streetwork im ländlichen Raum zu erproben, die Erfahrungen sollen in andere Regionen übertragen werden.

Kooperation untereinander gut nutzbar

Da der bsj-Verein zur Förderung von bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit bereits mit vielen anderen sozialen Einrichtungen in Neustadt vertreten ist, ist das Streetwork-Projekt von Beginn an gut eingebunden in das Netzwerk der sozialen Arbeit, das viele Möglichkeiten für Kooperationen, Unterstützung und Austausch bietet.

Für den neuen Streetworker sind das gute Voraussetzungen, seine Zielgruppe kennenzulernen. Außerdem können unkompliziert Räume wie der Jugendraum oder der Begegnungstreff in der Marktstraße genutzt werden.

Neustadts Bürgermeister Thomas Groll bedankt sich beim Büro für Integration und dem Landkreis für die Unterstützung und die Finanzierung des Streetwork-Projekts in der Pilotphase. »Wir müssen Perspektiven für die Zukunft schaffen«, betont er. »Momentan bestehen durch das WIR-Projekt und die Gemeinwesenarbeit in Neustadt gute Zugänge zu den Zugewanderten aus Südosteuropa. Die Förderung für das WIR-Projekt läuft aber Ende 2023 aus und die Perspektiven für die Gemeinwesenarbeit sind noch unklar.«

Dass der neue Streetworker Lukas Brauschke Neustädter ist, hat in seinen Augen viele Vorteile: Er kommt von hier und kennt sich aus, weiß, »wie Neustadt tickt« und viele kennen ihn.

Monika Stein, Geschäftsführerin des bsj Marburg, weist auf die kulturellen Hürden hin, die manchmal das Zusammenleben erschwerten, die aber auch überwunden werden könnten. Sie freut sich über das spannende neue Aufgabenfeld für den bsj, denn aufsuchende Arbeit sei schon immer ein Teil der Arbeitspraxis des bsj gewesen. »Der öffentliche Raum ist ein guter Ort, um niedrigschwellige Begegnungen zu ermöglichen, besonders, wenn man Menschen erreichen will, die uns die Tür nicht aufmachen. Man wird gesehen, kann aber auch leicht gehen.«

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