07. Juni 2024, 13:00 Uhr

Linden

Stehende Ovationen bei Feuerwehrversammlung

Bei der 76. Versammlung des Kreisfeuerwehrverbandes in der TV-Halle in Großen-Linden gab es stehende Ovationen für einen »prägenden Feuerwehrmann«.
07. Juni 2024, 13:00 Uhr
Bei der 76. Kreisfeuerwehr-Verbandsversammlung in Großen-Linden gab es stehende Ovationen für Markus Leopold. Foto: Karger

Hessens Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck bezeichnete den scheidenden stellvertretenden Kreisbrandinspektor Markus Leopold als »prägenden Feuerwehrmann, der seinen Dienst aus und mit Leidenschaft verrichtete«. »47 Jahre Engagement - das ist schon etwas Außergewöhnliches und ein Vorbild für nachfolgende Generationen«, so Poseck weiter, der für besondere Verdienste Leopold mit dem selten verliehenen goldenen Brandschutzverdienstabzeichen am Bande des Landes Hessen auszeichnete.

Zuvor hatten die 106 Delegierten Leopold bereits einstimmig zum Ehrenmitglied des Kreisfeuerwehrverbandes berufen worden. »Ich darf und muss die Entlassungsurkunde überreichen - und das tut weh. Es ist Ihr Wunsch, und dem wollen wir nachkommen. Dank, Anerkennung und Respekt aussprechen«, händigte Landrätin Anita Schneider Leopold die Entlassungsurkunde aus dem Ehrenbeamtenverhältnis zum 30. Juni aus und dankte für fast ein Vierteljahrhundert als stellvertretender Kreisbrandinspektor.

Seit dem Jahr 2000 war Leopold ununterbrochen in dieser Position tätig und ist dem Landkreis mit seinen geschätzten Expertisen eine unverzichtbare Stütze gewesen. Über sein Wirken bei zahlreichen Krisenlagen sei es seine Stärke gewesen, Führungsaufgaben zu übernehmen. Auch in der Ausbildung habe er sich eingebracht. Leopold sei ein Vorbild als Teamplayer und ein Mann der klaren Entscheidungen und ehrlichen Worten, der aber auch zu Feiern verstehe und Kameradschaften pflegen könne. »1977 in Jugendfeuerwehr eingetreten und bis heute dabei. Ein hervorragender Feuerwehrmann zu sein und dabei Mensch zu bleiben, das haben Sie umgesetzt«, unterstrich Schneider. »Diese hochlobenden Worte - das bin ich nicht, ich bin einer von Euch«, stellte Leopold unmittelbar nach der Ehrung klar und bedankte sich bei einigen Weggefährten.

4.504 Einsätze in 2023

Es waren einmal mehr beeindruckende Zahlen, die Kreisbrandinspektor Mario Binsch vorlegte. Im vergangenen Jahr wurden die 2.705 Einsatzkräfte der 87 Ortsteilfeuerwehren zu 4.504 Einsätzen gerufen. »Das heißt, dass täglich 12,3 Einsätze oder aber auch alle 116 Minuten ein Einsatz erfolgte«, brachte es Binsch auf den Punkt. Die Wehren rückten zu 1.259 Feuern, 1.985 Hilfeleistungen, 843 Rettungsdiensten und 18 sonstigen Hilfeleistungen aus und erbrachten darüber hinaus noch 399 Brandsicherheitsdienste. »Aus den 4.504 Einsätzen ergeben sich 15.496 Fahrzeugbewegungen der Feuerwehren, die durch die Zentrale Leitstelle koordiniert werden. Allein bei einem Hochwassereinsatz in Laubach waren 69 Einsatzfahrzeuge vor Ort. Zusätzlich wurden im vergangenen Jahr 50.875 Rettungsdiensteinsätze in der Leitstelle bearbeitet, was 139 Einsätze pro Tag oder aber sechs Rettungsdiensteinsätze in der Stunde bedeutet. In der Leitstelle müssen alle Notrufe der 112 in zehn Sekunden angenommen werden - das wird zu 95 Prozent erfüllt«, verwies Binsch auf 68.243 Notrufe unter der 112. Insgesamt wurden 238.181 Telefongespräche geführt.

Aktuell sind im Landkreis Gießen gemäß Alarm- und Ausrückordnung lediglich 30 Prozent der 87 Ortsteilfeuerwehren eigenständig in der Lage, innerhalb von zehn Minuten sechs Einsatzkräfte, davon eine Führungskraft und vier Atemschutzgeräteträger zu stellen. Von 2.561 Einsatzkräften haben 2.439 und somit 95 Prozent einen Grundlehrgang besucht. Rückläufig war die Zahl der Vegetations- und Waldbrandeinsätze, waren es 74 nach 95 in 2022.

Im Kreis gibt es 1.014 Kinder (6 bis 10 Jahre) mit einem Mädchenanteil von 38 Prozent in den Mini- und 1.129 Jugendliche (10 bis 17 Jahre) mit einem Mädchenanteil von 34 Prozent in den Jugendfeuerwehren. Bedenklich stimmt der Rückgang beim Wechsel von der Jugend- in die Einsatzabteilung. Hier gab es im vergangenen Jahr gerade einmal 50, was gegenüber 2006 mit 130 einen Rückgang von 62 Prozent entspricht. 188 Quereinsteiger fanden im vergangenen Jahr den Weg zu den Einsatzabteilungen. Neben den 87 Ortsteilfeuerwehren (von ehemals 106 in 2008) gibt es noch eine Feuerwache der Berufsfeuerwehr Gießen und zwei Werkfeuerwehren (Bosch und Schunk) im Kreis.

2.000 Lehrgangsteilnehmende wurden überwiegend in den heimischen Feuerwehrhäusern geschult und 135 Veranstaltungen in 49 unterschiedlichen Formaten von 78 Kreisausbildenden durchgeführt. Für die Fortbildungen der Einsatzkräfte wendet der Kreis 140.000 Euro, die Kommunen 25.000 Euro und das Land rund 65.000 Euro auf. Mit der goldenen Ehrennadel des Kreisfeuerwehrverbandes Gießen wurde Matthias Rohn für sein Engagement im Rahmen der Überprüfungen für Arbeitsschutz und Sicherheit in den Feuerwehrhäusern und Fahrzeugen ausgezeichnet. Finanzverwalter Sebastian Fink bescheinigten die Kassenprüfer eine ordnungsgemäße Kassenführung und stellten den Antrag auf Entlastung des Vorstands, dem die Versammlung einstimmig folgte. Sven Henrich wurde nach der Amtsniederlegung von Jörg Keil neu in den Verbandsvorstand als Vertreter der Berufsfeuerwehr Gießen gewählt. Wurde bereits im vergangenen Jahr die Verbandsversammlung 2025 an Londorf vergeben, so richtet die Feuerwehr Leihgestern 2026 die Veranstaltung aus. Für 2026 wurde zum 150-jährigen Jubiläum der Kreisfeuerwehrtag an die Feuerwehr Lich vergeben.

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