13. April 2021, 13:00 Uhr

Herborn

Schilder verraten Geschichte der Straßennamen

Schwerstraße, Franzosenweg, Am Hintersand - Woher haben die Straßen ihre Namen? Manche sind zeitlos, andere historisch oder mit Personen und Plätzen verknüpft.
13. April 2021, 13:00 Uhr
Der Erfinder und Unternehmer Georg Robert Werner Sell (Sell-Flugzeugküchen im Eisenwerk Herborn) gab der Professor-Sell-Straße ihren Namen. Bürgermeisterin Katja Gronau, Michael Polster vom Baubetriebshof und Birgit Ernst vom Stadtmarketing (v.l.) beim Anbringen eines neues Schildes. Foto: Stadt Herborn

Auch in Herborn finden sich einige Straßen, deren Namen nicht jedem geläufig sind oder deren Bedeutung sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Viele kennen wohl den Straßennamen selbst, können aber heute kaum mehr erklären, wer oder was sich dahinter verbirgt. Damit dies nicht so bleibt, wurden 39 Straßen im Stadtgebiet mit Zusatzschildern versehen.

Umfangreiche Recherchen

»Nach langwierigen und fundierten Recherchen unter der Leitung von Birgit Ernst vom Stadtmarketing bin ich froh, dass dieses Projekt, wenn auch langsam, so doch erfolgreich umgesetzt werden konnte. Viele Personen von Geschichtsvereinen, Stadtarchiv, Verwaltung wie auch der ehemalige Stadtarchivar Rüdiger Störkel und der Heimatforscher Karl-Heinz Striffler haben über die Jahre die Recherche der Straßennamen unterstützt, ihnen gilt mein Dank«, berichtet Bürgermeisterin Katja Gronau.

Spannende Hintergründe

Straßennamen sind Mosaike von Geschichte und Identität, sie erzählen vom Leben in einer Stadt, so auch in Herborn. Es gibt historische Plätze, wie beispielsweise den Kornmarkt, deren Namen die Zeiten überdauert hat und noch heute an die damalige Bedeutung erinnern. Hier braucht man keine zusätzlichen Schilder, die die Bedeutung erklären.

Anders aber in der Straße Am Gerichtsköppel; Hier soll es im 16. Jahrhundert tatsächlich eine Richtstätte gegeben haben. Derweil es in der Straße Am Galgenberg vermutlich keinen Galgen oder eine Richtstätte gegeben hat. Nachforschungen hierzu haben ergeben, dass es sich um ein mit Wachholder bewachsenes Gelände handelte. So ist die Bezeichnung Galgenberg eher eine Verballhornung aus Galbasberg, ein Wort, das einen Wacholderzapfen bezeichnet.

Manche Recherche war besonders knifflig. So gibt es für das frühe 20. Jahrhundert oft wenig Hinweise auf die Personen, die damals im Stadtleben eine Rolle spielten. Die Friedrich-Birkendahl-Straße ist solch ein Fall. Birkendahl war von 1900 bis 1923 Bürgermeister, das ließ sich schnell herausfinden. Jedoch fehlten Informationen zu seinen weiteren Lebensdaten, da er weder gebürtiger Herborner war, noch nach seiner Zeit als Bürgermeister in Herborn verweilte. Manche Daten waren auch noch nicht in den Online-Datenbanken der Staatsarchive eingepflegt. Nach und nach konnten die fehlenden Informationen aber in mühevoller Kleinarbeit ermittelt werden.

Die Schwerstraße zum Beispiel hieß erst Im heiligen Floß und wurde später nach dem Kommunalpolitiker Johann Georg Schwer (1827-1886) benannt, der sein Vermögen dem Herborner Krankenhaus stiftete. Auch über ihn waren so gut wie keine Informationen in den Archiven verfügbar.

General auf der Flucht

Der Franzosenweg hat wahrscheinlich tatsächlich etwas mit Franzosen zu tun. Bei der Straße könnte es sich um den Fluchtweg des französischen Generals Soult nach der Schlacht von Altenkirchen im Jahr 1796 mit Erzherzog Karl von Österreich handeln. Denn es gibt auch im Schloss ein Franzosenpförtchen, das die Flucht erst ermöglichte.

Die Straße Am Hintersand ist nicht nur nah am Fluss, sondern dem Namen nach auch am Sand gebaut. Der Straßenname stellt den Bezug zum Schwemmsand der Dill und dem Gebiet hinter der Stadtmauer her.

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