07. September 2021, 13:00 Uhr

Wetzlar

Rückhaltebecken funktioniert fehlerfrei

Nach einzelner Kritik, Bebauung sowie Versiegelung im Leitz-Park führe zu vollgelaufenen Kellern in Garbenheim, hat sich Bürgermeister Dr. Andreas Viertelhausen ein Bild gemacht.
07. September 2021, 13:00 Uhr
Kai-Uwe Löhr vom Facilitymanagement des Leitz-Parkes (Mitte) erklärt die Funktionsweise des Regenrückhaltebeckens. Anja C. Ulm (Geschäftsführerin Leitz-Park GmbH), Ralph Peters (Facilitymanagement), Ingeborg Koster (Ortsvorsteherin Garbenheim) und Bürgermeister Dr. Andreas Viertelhausen (v.l.) hören gespannt zu. Foto: Stadt Wetzlar

Konkreter Vorwurf: Das Regenrückhaltebecken würde das Wasser bei starken Regenfällen nicht zurückhalten, sondern es fließe dann einfach hindurch. Bei einem Termin im Leitz-Park auf Einladung des Betreibers Leitz-Park GmbH wurde dies nun geklärt.

Alle Gräben geräumt

Starkregen hatte Anfang Juli auch Wetzlar-Garbenheim getroffen. Die Entwässerungsgräben oberhalb der Ritterkaut konnten das Wasser nicht mehr ableiten und es floss in den Ort, wo es Keller überflutete. Um dies zu verhindern, hatte das Tiefbauamt die Entwässerungsgräben von mehr als 35 Kubikmetern Erde, Geäst und Geröll befreit.

Dabei hatte der ehemalige Ortsvorsteher Waldemar Droß vermutet, dass auch die Bebauung im Leitz-Park und die dortige Versiegelung der Flächen zu den vollgelaufenen Kellern geführt hätten, da zu viel Wasser zu rasch nach Garbenheim hinabfließe. Und obwohl der Leitz-Park über ein Regenrückhaltebecken verfüge, sei dies aber nach Regenereignissen sofort leer, es hielte also offenbar nichts zurück und das Wasser würde einfach durchlaufen, kritisierte Droß.

»Das Tückische an Starkregen ist, dass sich Vorhersagen nicht genau treffen lassen und dieser oft nur punktuell herunterkommt - im Gegensatz zu Hochwasserlagen, die anhand von Regenmengen und Pegelständen eingeschätzt werden und so auch Sicherungsmaßnahmen getroffen werden können«, erklärte Bürgermeister Viertelhausen.

Vorzeigeobjekt besichtigt

Von Seiten der Leitz-Park GmbH wurde daher die Funktion des Rückhaltebeckens dargelegt und ausführlich von Ralph Peters und Kai-Uwe Löhr vom Facilitymanagement erläutert. Im Anschluss wurde die Anlage zudem besichtigt.

»Die Anlage ist ein Vorzeigeprojekt des Regierungspräsidiums Gießen, für das sehr viel Aufwand betrieben und Geld in die Hand genommen wurde«, sagt Anja C. Ulm, Geschäftsführerin der Leitz-Park GmbH.

Erbaut wurde das Regenrückhaltebecken 1969 durch die Bundeswehr. Von 2007 bis 2009 wurde es im Rahmen der Erschließung des Leitz-Parkes erweitert und dann 2012 komplett neu geplant sowie bis 2014 fertiggestellt und in Betrieb genommen. Ursprünglich bestand es aus drei kleinen Becken, heute aus zwei wesentlich größeren.

»Das Rückhaltebecken fängt das anfallende Oberflächenwasser vorübergehend auf und leitet es gezielt ab. Zwischen den Beckeneinläufen und dem Beckenauslauf ist eine Fließrinne vorhanden, damit kleinere Abflüsse direkt das Becken durchlaufen können. Tritt Starkregen ein und die Verbindungsleitung kann das Wasser nicht schnell genug in das Becken ableiten, erfolgt eine Weiterleitung über eine sogenannte Dammscharte, zudem ist zur Drosselung des Regenwassers im nördlichen Bereich ein Drosselschacht installiert. Zweimal im Jahr erfolgt die umfassende Wartung«, erläuterten Peters und Löhr die Anlage.

Und Anja Ulm erklärt dazu: »Das alte Becken hatte ein Fassungsvermögen von 1.600 Kubikmetern, gefordert bei den Neuplanungen nach den Vorgaben des Regierungspräsidiums waren 3.100, jetzt liegen wir bei 3.500 Kubikmetern, also deutlich mehr als gefordert.«

Das erste Becken gibt das Wasser mit maximal 40 Litern pro Sekunde an das zweite Becken weiter. Ist der Zufluss stärker, wird das Wasser im ersten Becken eingestaut. Das zweite Becken seinerseits gibt maximal 30 Liter pro Sekunde an den Grundbach ab. Fließt hier mehr Wasser zu als ab, wird auch in diesem Becken das Wasser gestaut. Seit der Erneuerung der Becken in 2014 sind diese bisher nie übergelaufen. Dass sie für die überfluteten Keller in Garbenheim ursächlich waren, ist ausgeschlossen.

Ortsbeirat wird detailliert informiert

Eine Vorstellung der detaillierten Funktionsweise der Anlage von Seiten der Leitz-Park GmbH beim Ortsbeirat in Garbenheim steht an. Zudem will Viertelhausen im nächsten Haushalt Geld für eine Starkregenanalyse einstellen, die vom Ortsbeirat Garbenheim bereits seit 2014 gefordert wird. Anhand der Ergebnisse dieser Analyse, die aufzeigt, wie Regenmengen abfließen, werden eventuell weitere bauliche Maßnahmen in Gefahrenzonen nötig.

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