Der Landkreis Gießen hat das erklärte Ziel, sein Radwegeverkehrskonzept zu komplettieren.
Wer auf einem Radweg unterwegs ist und sich einer Ortschaft nähert, muss damit rechnen, dass innerhalb des Orts keine sichere Radwegeführung vorhanden ist. Auch die Beschilderung zum nächsten Radweganschluss kann fehlen. Dies liegt daran, dass der Radverkehr innerorts Angelegenheit der jeweiligen Kommune ist und damit nicht mehr Teil der Netzplanung des Radverkehrskonzeptes des Landkreises. Am jeweiligen Ortschild endet die überregionale Planung und damit nicht selten auch der Radweg.
Pilotprojekt in Hessen
»Auf den Bürgerversammlungen zum Radwegeverkehrskonzept des Landkreises Gießen war dies immer wieder ein Thema«, erläutert Landrätin Anita Schneider, »deshalb hatte ich versprochen, dies mitzunehmen, um zu prüfen, ob wir nicht durch das Land geförderte Pilotprojekte initiieren können.« Die Pilote sollen zeigen, wie innerörtliche Planungen gemeinsam mit den Bürgern erstellt werden können, um somit das neue, kreisweite Radwegenetz zu vervollständigen, erklärt Landrätin Anita Schneider.
Sie klärt über Hintergründe auf: Der Landkreis Gießen hat ein Radverkehrskonzept in Auftrag gegeben und den Entwurf im Zuge einer Bürgerbeteiligung zur Diskussion gestellt. Aus der Bürgerschaft kamen viele gute Hinweise und Ergänzungsvorschläge, die durch den Kreistag mitaufgenommen wurden. Ein immer wieder geäußerter Wunsch war zudem, die innerörtliche Radverkehrsführung nicht außen vor zu lassen.
Analyse in Modellkommunen
Ergänzt um die Hinweise, die beim Bürgerbeteiligungsverfahren vorgebracht wurden, hat der Kreistag im Dezember 2020 das Radverkehrskonzept für den Landkreis beschlossen. Empfohlen wurde dabei auch, die innerörtliche Radverkehrsführung bestimmter Kommunen zu betrachten und zu analysieren. Dies soll konkret geschehen, indem in fünf Pilotkommunen Vorschläge für Folgemaßnahmen entwickelt werden, um das Radwegeverkehrskonzept zu komplettieren.
»Wir haben bei der Auswahl der Kommunen vor allem jene berücksichtigt, in denen dieses Anliegen vorgetragen wurde. Mit den Bürgermeistern konnten wir schnell Partner für dieses Vorhaben finden«, sagt Anita Schneider, »Modellkommunen sind die Kommunen Biebertal, Grünberg, Linden, Lollar und Pohlheim.« Dort wird in absehbarer Zeit eine eingehende Analyse durchgeführt.
Finanzielle Beteiligung gering
Konkret bedeutet die Zusammenarbeit zwischen den Modellkommunen und dem Landkreis: Der Kreis übernimmt die Beantragung von Fördermitteln und beauftragt die notwendigen Planungsleistungen. Die Kommunen beteiligen sich mit einem Eigenanteil an der Finanzierung. Nach Abzug der bis zu 70-prozentigen Landesförderung wird der Beitrag für die jeweilige Kommune im niedrigen vierstelligen Bereich liegen.
»Relativ kleines Geld für die Weiterentwicklung der Nahmobilität mit breitem Nutzen für die Menschen vor Ort«, findet die Landrätin und sieht im Ausbau des Radverkehrs sowohl einen weiteren Schritt zum Schutz des Klimas als auch einen Beitrag zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität in den Orten.
Klimaschutz und Gewinn für Lebensqualität
Die Ziele, die mit der Umsetzung des Radverkehrskonzepts im Landkreis Gießen erreicht werden sollen, sind sowohl gute und direkte Verbindungen, die dazu einladen, das Auto stehen zu lassen oder besser und einfacher das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs zu nutzen. Im übernächsten Schritt ist eine kreisweit einheitliche Beschilderung umzusetzen. Hierfür muss allerdings zunächst ein aufwändiges Beschilderungskonzept erarbeitet werden, das ebenfalls in Vorbereitung ist und für das wiederum Förderanträge auf den Weg gebracht werden.
Beim Erstellen des Beschilderungskonzepts muss jeder Abzweig und auch örtliche Besonderheiten, wie landwirtschaftliche Interessen, beachtet werden. Dies ist bei mehr als 1.000 Kilometern Radwegenetz eine sehr umfangreiche Arbeit.