Während Marburg mit seiner Note stagnierte (Platz 2 von 6 in Hessen, Note: 3,7), kommen die erstmals bewerteten Gemeinden Cölbe, Fronhausen und Gladenbach auf die Noten 3,4 sowie 3,6 und 4,0 (Plätze 3, 13 und 37 von 69 unter den hessischen Gemeinden unter 20.000 Einwohnenden). Weimar (Note 3,8 auf Platz 21 von 69) verbesserte sich leicht im Vergleich zum vorherigen Fahrradklimatest 2022 (zuvor Note 3,9).
Mangelndes Interesse der Gemeinden?
Der Fahrradklimatest belegt, dass Radfahrer im Kreisgebiet insgesamt noch großen Verbesserungsbedarf sehen: Zwar schneiden die einzelnen Gemeinden im Vergleich durchaus respektabel ab. Die Benotung selbst ist mit bestenfalls »befriedigend« aber mehr als ausbaufähig.
»Insofern ist es zu begrüßen, dass sowohl die Gemeinden als auch der Landkreis Radverkehrskonzepte aufgelegt und verstärkte Anstrengungen für einen verbesserten Radverkehr unternommen haben. Diese Planungen müssen nun konsequent umgesetzt werden«, sagt Marcus Kieslich vom ADFC Marburg-Biedenkopf.
»Die Unterstützung der Gemeinden zum Fahrradklimatest war jedoch sehr unterschiedlich: Einige unterstützten das Anliegen und veröffentlichten etwa Artikel in Gemeindeblättern. Andere verhielten sich neutral, mitunter wurde unsere Arbeit allerdings auch behindert. Dieses mangelnde Interesse am Radverkehr kritisieren wir deutlich.«
Ergebnisse der Gemeinden im Überblick
Marburg hat ebenso wie im Jahr 2022 die Note 3,7 erhalten. Auch die Stärken in der Einzelbewertung sind wie in der Vorausgabe die Verfügbarkeit öffentlich nutzbarer Fahrräder bzw. der Fahrradverleih, die Zahl der in Gegenrichtung geöffneten Einbahnstraßen und die Erreichbarkeit des Stadtzentrums. Bemängelt werden wie im Fahrradklimatest 2022 die Breite der Radwege und die Führung an Baustellen, außerdem wurde im aktuellen Fahrradklimatest die unzureichende Falschparkenkontrolle auf Radwegen kritisiert.
Cölbe hat erstmals genug Stimmen für eine ausführliche Auswertung des Fahrradklimatests gesammelt und sogleich mit einer Note von 3,4 den dritten Platz unter den 69 bewerteten Gemeinden unter 20.000 Einwohnern belegt. Positiv bewertet werden die Erreichbarkeit des Gemeindezentrums, die Möglichkeit, zügig voranzukommen, sowie ein hoher Spaßfaktor. Als Schwächen wurde die aktuelle Fahrradförderung identifiziert, die Falschparkenkontrolle auf Radwegen sowie eine unzureichende Werbung für das Radfahren. »In Cölbe wird die relativ positive Bewertung durch ein Konzept zur Radverkehrsentwicklung sowie eine hauptamtliche Stelle zur Radverkehrskoordination untermauert. Diese werden jedoch nicht in ausreichendem Maße als wirkungsvoll wahrgenommen. Die Gemeinde hat zudem als einzige im Kreisgebiet an der parallel stattgefundenen ADFC-Kommunalbefragung teilgenommen, die die strukturellen Bemühungen der Gemeinden aufzeigt«, berichtet Marcus Kieslich.
Auch Fronhausen ist zum ersten Mal Teil der Auswertung und erreicht mit der Note 3,6 Platz 13 von 69 in seiner Größenkategorie. Auch in Fronhausen werden die Erreichbarkeit des Gemeindezentrums und der Spaßfaktor hervorgehoben, auch geringe Probleme mit Fahrraddiebstählen werden gelobt. Wie auch in Cölbe wird die Fahrradförderung bemängelt, der unzureichende Winterdienst auf Radwegen und insbesondere ein Mangel an öffentlich zugänglichen Fahrrädern beziehungsweise an Fahrradverleihangeboten.
Gladenbach erhält bei seiner ersten Aufnahme in den Fahrradklimatest die Note 4,0, was Platz 37 von 69 entspricht. Geringe Probleme mit Fahrraddiebstahl, die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und wenige Konflikte mit Fußgängern sind Stärken von Gladenbach. Schwächen sind die Fahrradförderung, das Werben für das Radfahren und wie in Fronhausen insbesondere ein Mangel an öffentlich zugänglichen Fahrrädern.
»Gladenbach hat unter den bewerteten Gemeinden des Kreisgebiets die niedrigste Bewertung erhalten, hat zugleich aber auch die schwierigste Siedlungsstruktur mit vielen Ortsteilen in hügeliger Landschaft. Daher ist das ambitionierte städtische Radverkehrskonzept zu begrüßen, das die Gemeinde beschlossen hat«, erklärt Kieslich.
Weimar kann sich im Vergleich zu 2022 leicht von der Note 3,9 auf 3,8 verbessern, was Platz 21 von 69 bedeutet. Als Stärken werden wie zuvor der Spaßfaktor, die Wegweisung für Radfahrer und neuerdings die Erreichbarkeit des Gemeindezentrums aufgeführt. Ebenso wie in der Vorausgabe wird die Führung an Baustellen kritisiert. Im aktuellen Fahrradklimatest schneiden zudem die Fahrradförderung und die Falschparkenkontrolle auf Radwegen schlecht ab.