07. März 2022, 13:00 Uhr

Gießen

Motor der Hilfe läuft auf Hochtouren

»Wir denken an euch, wir vergessen euch nicht!« Diese Botschaft will die Organisation GAiN mit ihren Hilfstransporten in Richtung Ukraine auf praktische Weise vermitteln.
07. März 2022, 13:00 Uhr
Claudia und Klaus Dewald stehen mit Logistikmitarbeiter Thomas Steffen (r.) an einem vollbepackten 40-Tonner, mit dem die beiden Hilfslieferungen nach Polen brachten. Foto: Häuser

Die Not geflüchteter Menschen soll mit Hygienepaketen und anderen notwendigen Gütern zumindest gemildert werden.

Eine Welt, die aus den Fugen geraten ist - damit kennt sich das christliche Hilfswerk aus. GAiN ist die Abkürzung von Global Aid Network. Und in der Tat: Es gibt kaum eine Krisenregion, wo die Organisation nicht international tätig wird, ausgelöst durch Erdbeben, Terror oder - wie soeben - durch Krieg und die damit verbundenen Flüchtlingsströme.

In einem solchen Fall läuft der Motor der Hilfe aus dem Gießener Zentrallager innerhalb kürzester Zeit auf Hochtouren. Lkw werden mit Artikeln beladen, die in großer Menge dringend gebraucht werden. Matratzen, Decken, Schlafsäcke, Lebensmittel, Hygieneprodukte, Bekleidung und vieles mehr: Die Liste benötigter Utensilien ist lang. Ebenso der Laderaum jedes GAiN-Lasters, der mit 90 Kubikmetern privater Sachspenden und jeder Menge Palettenware von Firmen befüllt wird.

Güter über Korridor direkt in die Ukraine

Klaus Dewald, Leiter von GAiN, ist am Dienstagabend von einem zweitägigen Transport nach Polen zurückgekehrt. Schon am Mittwochmorgen saß er erneut am Steuer eines 40-Tonners, um die nächste Tour in Richtung Osteuropa anzutreten. Diesmal brachte er zusammen mit seiner Frau Claudia eine zweite Ladung zu einem Logistikpartner nach Polen. Von dort aus werden weitere Partner in den Grenzländern Ungarn, Rumänien und Republik Moldau beliefert, die mit den Hilfsgütern Geflüchtete aus der Ukraine in provisorischen oder privaten Unterkünften versorgen.

Mit dem in Polen bestehenden Netzwerk konnte ein Korridor gefunden werden, über den Hilfsgüter nun sogar direkt in die Ukraine gelangen können. Ukrainischen Fahrern ist es möglich, mit ukrainischen Lkw die Grenze ohne Widerstand zu passieren. Von Legnica aus fuhr am Donnerstag schon der erste Transport nach Ternopil in der Westukraine. Dort bestehen Kontakte zu einem Netzwerk von Kirchengemeinden, die die Hilfsgüter an Menschen in Not verteilen.

Nerven liegen blank

Bereits bei seinem ersten Kurztrip nach Polen hatte Klaus Dewald einiges wahrnehmen können. »Die Hilfsbereitschaft in Polen ist riesig«, staunt Dewald. In vielen Städten wurden Ankunftszentren eingerichtet, von denen aus die Familien dann in Privatunterkünfte vermittelt würden. Von ersten Kontakten zu Geflüchteten berichtet Claudia Dewald. »Wir holten zwei Frauen vom Bahnhof ab. Auf der Fahrt zu ihrem Übernachtungsplatz erzählten die beiden, dass sie aus einer Stadt in der Nähe von Kiew kommen. Sie besitzen dort ein kleines Haus. Als der Krieg begann, entschieden sie sich zuerst zu bleiben. Nachdem sie aber drei Tage die Raketen- und Bombeneinschläge mitbekommen hatten, lagen ihre Nerven blank, sodass sie schließlich flüchteten. Der Familienvater durfte nicht über die Grenze nach Polen einreisen, er kam in Grenznähe bei Bekannten unter.«

»Alle wollen wissen, wie sie helfen können«

Unterdessen steht in der GAiN-Zentrale in der Gießener Siemensstraße das Telefon nicht mehr still. »Alle wollen wissen, wie sie helfen und was sie für Pakete packen können«, berichtet Logistikleiter Kyrill Schmidt. Gefragt sind in erster Linie Hygienepakete. Welcher Inhalt rein kann, steht auf www.gain-germany.org.

Kyrill Schmidt rechnet in den kommenden Tagen und Wochen mit einer Spendenflut von privater Seite und auch der Partner aus der Industrie. Wenn die Erstversorgung gedeckt ist, kann sich die Hilfsorganisation Gedanken machen, welche Waren als nächstes benötigt werden, um den Geflüchteten möglichst effizient und gezielt unter die Arme zu greifen.

Wer die GAiN-Transporte unterstützen möchte, kann auch Geld spenden: Global Aid Network (GAiN): Volksbank Mittelhessen, IBAN DE88 5139 0000 0051 5551 55, Stichwort: Ukraine22. (hä)

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