Für den neuen Generalmusikdirektor Andreas Schüller war es eine Premiere, zum Jahresauftakt das Philharmonische Orchester Gießen zu dirigieren. Dabei fungierte er zugleich als charmanter Moderator, der seine Anmerkungen zu den jeweiligen Kompositionen stets kurzweilig mit amüsanten Bemerkungen versah. Werke von Ludwig van Beethoven, Johann Strauß, Gioachino Rossini und Franz Schubert standen auf dem Programm. Sopranistin Julia Araújo aus dem Ensemble des Stadttheaters trug darüber hinaus mit zwei Arien zum Konzertgenuss bei.
Publikum darf Programm mitbestimmen
Der erste Teil war thematisch dem Freiheitskämpfer Wilhelm Tell gewidmet und - so formulierte es Andreas Schüller scherzhaft - »Tiefdruckgebieten«. Im zweiten Teil bildete dann Marschmusik den Schwerpunkt. Eröffnet wurde der Abend mit Beethovens Ouvertüre zur Oper »Fidelio«. Es folgten der »Wilhelm-Tell-Galopp« von Johann Strauß (Vater), die Arie der Mathilde »Sombre forêt« aus der Oper »Guillaume Tell« von Rossini und am Ende des ersten Teils die Ouvertüre zu dieser Oper. Zwischendrin dann die besagten »Tiefdruckgebiete« mit der Gewittermusik aus der Oper »Der Barbier von Sevilla« sowie der aufbrausenden und temperamentvollen Polka »Unter Donner und Blitz« von Johann Strauß (Sohn).
In der Pause durfte sich das Publikum per Wahlzettel mit Erst- und Zweitstimme sozusagen als Mitgestalter des Programms betätigen. Zwei der zur Auswahl stehenden sechs Märsche wurden spontan vom Orchester intoniert. Einen Überraschungseffekt gab es zudem, da bis zur Nennung der Siegertitel nicht bekannt war, welche Komponisten sich hinter den jeweiligen Märschen verbargen.
A-Cappella-Gesang des Orchesters
Eingerahmt waren die Publikumstitel in einen Militärmarsch von Franz Schubert, die Ouvertüre zur Oper »La gazza ladra« von Gioachino Rossini, Ludwig van Beethovens Lied der Klärchen »Die Trommel gerühret« aus der Schauspielmusik zu Goethes »Egmont« und einen Spanischen Marsch von Johann Strauß (Sohn).
Wie auch beim weltbekannten Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker setzte im Gießener Stadttheater der populäre Strauß-Walzer »An der schönen blauen Donau« einen schwungvollen Akzent. Die Zugaben gipfelten dann - ganz ohne instrumentale Begleitung - in einem rasanten A-Cappella-Gesang der Orchestermitglieder, erneut zu »Galopp«, dem Finale der Ouvertüre von Rossinis »Wilhelm Tell«. Da hielt es dann endgültig niemanden mehr im Konzertsaal im Sitz. Standing Ovations und bebender Applaus des begeisterten Auditoriums waren der Lohn für einen rundum gelungenen musikalischen Jahresbeginn.