02. August 2025, 13:00 Uhr

Marburg

Mit Rückenwind ins Abenteuer

Neun Tage, ein Schiff, zehn Jungen - und jede Menge Wind um die Nase! Vor den Sommerferien hieß es für zehn Schüler der Marburger Richtsberg-Gesamtschule: »Leinen los!«
02. August 2025, 13:00 Uhr
Mit ganz besonderen Eindrücken und Erfahrungen kamen die Schüler der RGS von ihrem Segelabenteuer zurück. Foto: RGS

Gemeinsam mit dem Bewohnernetzwerk für Soziale Fragen (BSF) stachen sie an Bord der »Greif von Ueckermünde« in See. Die Crew bestand aus Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren, die sich auf der Jugend- segelyacht als echte Mannschaft beweisen konnten. Ob Segel setzen, Steuern, Navigieren oder Kochen - jeder hatte seine Aufgaben und trug Verantwortung. Dabei wurden spannende Zielhäfen wie Zinnowitz, Gager, Greifswald, Freest und Swinemünde angesteuert oder sogar eine ganz besondere Ankernacht im Stettiner Haff verbracht.

Verantwortung außerhalb des Hafens

Die Ankerwache war eine besondere Erfahrung, da das Schiff nachts nicht im Hafen lag, sondern vor Anker. Hier musste die eingeteilte Ankerwache für zwei Stunden die alleinige Verantwortung für die ganze Crew übernehmen, da der Rest schlafen sollte. Ihre Aufgaben dabei waren die Sicherheitskontrolle, bei der durch regelmäßiges Prüfen der Position (etwa mit GPS oder Landmarken) kontrolliert wurde, dass das Schiff nicht abtreibt. Zusätzlich musste auf Veränderungen im Wind, aufziehende Gewitter oder Nebel geachtet und dies eventuell an die Skipper gemeldet werden.

»Es war spannend, zu sehen, dass die Ankerwache für viele eine besondere Erfahrung war: nachts wach sein, das leise Plätschern des Wassers hören, den Sternenhimmel sehen - und dabei echte Verantwortung tragen«, sagt Pascal Schatz, Lernbegleiter der RGS.

Vertrauen und Verantwortung

Doch die Tour war mehr als nur ein Segelabenteuer. Im Mittelpunkt standen Themen, die Jungen in ihrem Alltag bewegen: Freundschaft, Selbstvertrauen, Zukunftsträume, aber auch der Umgang mit Konflikten, Rollenbildern und Verantwortung. Meist in spontanen Gesprächen an oder unter Deck wurde offen über das gesprochen, was sonst oft unausgesprochen bleibt.

Die Jungs erlebten, wie wichtig Teamarbeit ist - besonders, wenn der Wind auffrischt oder das Abendessen für zehn hungrige Mägen vorbereitet werden muss. Dabei gehörte dazu, sich gegenseitig zu vertrauen, Entscheidungen zu treffen und auch mal über sich selbst hinauszuwachsen. »Für viele war es das erste Mal, dass sie so intensiv mit Gleichaltrigen unterwegs waren - ohne Handyempfang, aber mit jeder Menge echter Erlebnisse. So ist es schon etwas Besonderes, bei Dunkelheit in den Hafen von Greifswald einzulaufen und alles um einen herum ist still«, resümiert Diplom-Pädagoge Mirco Niebuhr.

Zum Abschluss stand das »Klar Schiff machen« an, was oft eine besondere Herausforderung für die Jungen darstellt. Gemeinsam alles sauber zu machen und auch in jede Ecke zu schauen, war eine neue Erfahrung. An Bord gab es keine Erwachsenen, die zum Schluss - wie oft zu Hause - es lieber doch selbst machen. So konnten die Jungs feststellen, wie gut es sich anfühlt, Teil eines funktionierenden Teams zu sein - und dass Ordnung nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine Form von Respekt gegenüber den anderen ist.

Zum Abschluss waren sich alle einig: »Anstrengend, aber mega cool!« - und vielleicht der Beginn einer neuen Leidenschaft für das Leben auf See. »Die Segeltour ist ein starkes Stück gelebte Pädagogik - mit Wind, Wellen und wertvollen Impulsen fürs Leben«, so Sönke Preck, Skipper auf der »Greif von Ueckermünde«.

Gefördert wurde die Jungensegeltour von der Fachstelle für gendersensible Jungenarbeit der Stadt Marburg.

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