03. März 2021, 13:00 Uhr

Marburg

Kelterwiesen-Projekt schreitet voran

Baumpflanzungen verbinden wirtschaftlichen Obstanbau mit Erhalt der Artenvielfalt - so die Idee des Landkreises Marburg-Biedenkopf, der das Projekt Keltenwiesen gestartet hat.
03. März 2021, 13:00 Uhr
Michael Zerbe vom Fachdienst Agrarförderung und Agrarumwelt (3.v.l.) erläuterte Bernd und Heinrich Lemmer sowie Landrätin Kirsten Fründt und Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich (r.) die Pflanzung der Obstbäume. Foto: Oliver Kessler/Regierungspräsidium

Der Landkreis verbindet mit dem Kelterwiesen-Projekt die regionale Versorgung von Lebensmitteln und Rohstoffen mit dem Erhalt der heimischen Artenvielfalt. Mittlerweile haben bereits 15 Landwirte rund 840 Obstbäume auf ihren Wiesen gepflanzt. Weitere Interessierte haben sich bereits angemeldet.

Die hessischen Keltereien verzeichnen in den vergangenen Jahren einen stetigen Rückgang von Kelterobst und greifen deshalb immer öfter auf Importe zurück. Mit dem Rückgang von Obstanbauflächen und extensiv genutzten Streuobstwiesen schwinden auch Lebensräume für zahlreiche Insekten, Vögel und Kleinsäuger.

Landwirte pflanzen auf eigenen Flächen

Für dieses Problem bietet der Landkreis Marburg-Biedenkopf mit dem Kelterwiesen-Projekt eine Lösung an. Dabei pflanzen Landwirte aus dem Landkreis auf eigenen Flächen eine Vielzahl an Apfelbäumen. So sollen neue Streuobstwiesen entstehen, die nicht nur den heimischen Keltereien, sondern auch dem Artenschutz zugute kommen sollen.

Der Landkreis koordiniert mit seinem Fachbereich für den ländlichen Raum und Verbraucherschutz das Projekt, übernimmt die Abwicklung und steht beratend zur Seite. Hinzukommen soll zudem die Unterstützung der Vermarktung von Tafelobst.

Nachdem im vergangenen Jahr bereits elf Landwirte aus dem Kreis 740 hochstämmige Apfelbäume gepflanzt hatten, schlossen sich jetzt während eines erneuten Pflanz-Workshops vier weitere Landwirte mit 103 Obstbäumen dem Projekt an - und zum Pflanz-Workshop im Herbst liegen bereits Anmeldungen vor.

»Wir freuen uns sehr über das rege Interesse«, sagt Landrätin Kirsten Fründt. »Mit dem Kelterwiesen-Projekt nutzen wir die Möglichkeiten des wirtschaftlichen und ökologisch sinnvollen Obstanbaus gleich mehrfach, nämlich um einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten, die regionale Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen und zudem nachhaltige Einkommensalternativen für landwirtschaftliche Familienbetriebe zu schaffen.« Das komme nicht zuletzt auch der Vielfalt der Obstsorten selbst zugute.

Zuschüsse vom Land und vom RP

Das Projekt wird vom Regierungspräsidium Gießen gefördert, denn jeder Baum wird mit 25 Euro aus Mitteln der hessischen Biodiversitätsstrategie bezuschusst. Außerdem erhalten die Landwirte in den folgenden Jahren über den Fachbereich der Kreisverwaltung einen Zuschuss aus dem hessischen Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen für die Pflege und Unterhaltung der Streuobstwiesen.

»Mit dem Kelterwiesen-Projekt gehen der Landkreis gemeinsam mit den beteiligten Landwirten und Verbänden vor Ort mit gutem Beispiel voran und zeigt, was mit Eigeninitiative alles erreicht werden kann«, lobt Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich. Das Projekt könne auch als Vorbild für andere Regionen in Mittelhessen dienen und zum Nachmachen motivieren. Die Artenvielfalt - und die Keltereien - dankten es in kurzer Zeit. »Nicht zu vergessen, sind die Streuobstwiesen auch ein Erkennungsmerkmal unserer mittelhessischen Region.« Als prägende Bestandteile der Kulturlandschaft hätten sie eine besondere Bedeutung für das Landschaftsbild. »Die Förderung ist deshalb gut investiertes Geld für unsere Region insgesamt.«

Großes Interesse am Thema

Das Kelterwiesen-Projekt basiert auf einer Initiative heimischer Landwirte und einer Karbener Kelterei zur Stärkung des Kelterobstanbaus. Der Landkreis griff die Anregung zunächst mit einem Informationsabend auf, der gemeinsam mit Vertretern des Kreisbauerverbands Marburg sowie des Wasser- und Bodenverbands Marburg organisiert wurde. Dabei wurde klar, dass das Thema bei den heimischen Landwirten auf großes Interesse stößt.

In der Folge entwickelte sich die Projektidee: Kelterobst nicht wie ursprünglich angedacht in Plantagenform, sondern als Streuobstwiese anzubauen. Zudem konnte zwischenzeitlich auch der Kreisverband für Obst- und Gartenbau für eine Mitarbeit und Unterstützung des Projektes gewonnen werden.

Weitere Informationen zum Projekt beantwortet der Fachbereich für den ländlichen Raum und Verbraucherschutz, 06421 405-6214, zerbem@ marburg-biedenkopf.de.

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