08. März 2023, 13:00 Uhr

Grünberg

Israelisch-deutsche Begegnung in Grünberg

Freundschaftlich, respektvoll und auf Augenhöhe - so verlief die Begegnung zwischen 70 Schülern der Jahrgangsstufe 12 der TKS mit dem 23 Jahre alten Israeli Lidor Mesika.
08. März 2023, 13:00 Uhr
Der israelische Musiker Lidor Mesika erklärte den Schülern und Schülerinnen viele kulturelle Inhalte und demonstrierte außerdem auch noch einige Musikstücke. Foto: TKS

Mit seiner ersten musikalischen Darbietung - »Gole sangam«, einem persischen Liebeslied - verknüpfte Gast Lidor Mesika Erinnerungen an seine aus dem Iran stammende Großmutter.

Lidor Mesika zu Gast an der TKS

Er erzählte von den »frills« im arabischen Gesang - auf Hebräisch »silsulim« genannt -, den bunten Farben und aufregenden Geschmäckern des persischen Essens, seiner religiösen Erziehung, die er hinterfragte, von der Reaktion seiner Eltern und Großeltern, als er ihnen eröffnete, dass er nicht Mathe oder Physik studieren wollte, wie sie es sich erhofft hatten. »Sie fragten mich: ›Wenn du schon Musik studieren musst, warum dann ausgerechnet Oper?‹ Die Antwort ist einfach. Bei der Oper kommen alle Künste zusammen: Orchester, Gesang, Schauspiel, Kostüme. Das liebe ich einfach. Als wir in Jerusalem Mozarts Zauberflöte aufführten und ich die Rolle des Papageno sang - das war mein persönliches Highlight.«

Der Countertenor und Bariton Mesika steht kurz vor seinem Bachelor-Abschluss an der Jerusalem Academy für Musik und Tanz. Seine Leidenschaft - das wurde bei der Begegnung mehr als deutlich - ist die verbindende Kraft der Musik. Das letzte Semester hat Mesika als Erasmus-Stipendiat an der Musikhochschule Leipzig verbracht - der kälteste Winter seines Lebens, wie er augenzwinkernd kommentierte. Seine sephardisch-jüdischen Großeltern waren in den 1960er-Jahren aus dem Iran und aus Libyen nach Israel eingewandert. Geboren und aufgewachsen ist er in Netanya, einer multikulturellen Stadt mit mehr als 200.000 Einwohnern und subtropischem Klima an der israelischen Mittelmeerküste. Seit 1978 kümmert sich der Partnerschaftsverein Gießen-Netanya um die Kontaktpflege zwischen den Kommunen. Als Mitglied des Nizan-Chors aus Netanya, der inzwischen schon mehrmals in Gießen aufgetreten ist, kam Lidor Mesika im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal nach Deutschland.

In Israel, so erfuhren die Schüler, sind 20 Prozent der Bevölkerung arabisch. »Mit dem Arab Jewish Orchestra, bei dem ich Mitglied bin, führen wir Konzerte in ganz Israel auf, sowohl in jüdischen als auch in arabischen Städten«, berichtete Mesika. »Die Musiker sind multikulturell, genauso wie ihre Instrumente. So erklingt zum Beispiel die Oud, die arabische Laute, zusammen mit der klassischen Violine. Das ergibt einen ganz besonderen Sound.«

Zur Demonstration spielte er einen Videoclip vor: eine Interpretation von »Autumn Leaves« von Joseph Kozma durch das Arab Jewish Orchestra. Mit einer englisch-hebräisch-spanischen Version von Leonhard Cohens »Hallelujah«, bei dessen Chorus das Publikum einstimmte, verabschiedete sich der Musiker.

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