01. April 2025, 13:00 Uhr

Grünberg

Vorhaben in Grünberg besonders gelobt

»Ein großartiges Projekt«, lobte Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Hessen, das Altbauberatungs- und Informationszentrum (Albiz) in Grünberg.
01. April 2025, 13:00 Uhr
Hoher Besuch vom Landesamt für Denkmalpflege im Albiz: Prof. Dr. Markus Harzenetter (3.v.r.) und Landeskonservatorin Dr. Verena Jakobi (2.v.l.) ließen sich das außergewöhnliche Vorhaben in Grünberg erläutern. Foto: Landkreis

Prof. Dr. Harzenetter machte sich vor Ort ein Bild von den Umbauten eines der ältesten erhaltenen Häuser in Grünberg. In der Barfüßergasse, in der Nähe des Diebsturms, realisiert der Landkreis Gießen gemeinsam mit der Stadt Grünberg ein außergewöhnliches Vorhaben in Sachen Denkmalschutz: Aus einem besonderen, aber stark sanierungsbedürftigen Baudenkmal (Baujahr um 1444) wird unter Beteiligung etlicher Handwerksspezialisten ein öffentlicher Ort entstehen. Hier finden Interessierte nach Eröffnung des Albiz niedrigschwellig fachliche Unterstützung zu Sanierungen im Bestand.

Anlaufstelle bei Altbausanierungen

Christian Zuckermann, im Landkreis Gießen Dezernent für Denkmalschutz, umriss bei der Begehung der Baustelle kurz das Ziel: »Hier soll eine Anlaufstelle für all jene sein, die eine Altbausanierung in Angriff nehmen möchten und dafür Beratung benötigen oder auf der Suche nach passenden Handwerksbetrieben sind. Dabei ist es zweitrangig, ob es sich um ein Baudenkmal handelt oder nicht. Aber selbstverständlich sollen bei der unabhängigen Beratung auch die besonderen Aspekte von Baudenkmälern berücksichtigt werden.«

Im Obergeschoss wird man die Geschichte des Gebäudes zumindest in Teilen erkennen können. Denn Wände, Decken und Böden sollen nicht verkleidet werden. So können Besucherinnen und Besucher Details im Aufbau und der verwendeten Materialien erkennen, was möglicherweise für die eigenen Sanierungsvorhaben von Bedeutung sein kann.

»Beim Umbau wurde vieles deutlich, was zuvor unter Putz oder hinter Anbauten versteckt war. So wissen wir noch gar nicht, welche historischen Elemente wir erhalten können. Denn gerade bei einem öffentlichen Gebäude müssen wir uns auch an die Auflagen halten und so manches Mal um- planen«, erklärte Charlotte Bairstow, Leiterin der Denkmalbehörde des Kreises. So wird ein sehr großes Fenster, das erst in jüngerer Zeit in das mittelalterliche Gebäude eingebaut wurde, zukünftig als Fluchtweg genutzt werden müssen. Ein anderer Raum im Obergeschoss besitzt nach heute geltender Norm eine zu geringe Deckenhöhe für einen Raum, der als Büroraum genutzt werden soll. Und so müssen eben Kompromisse zwischen Idealen des Denkmalschutzes und aktuellen Maßgaben gefunden werden.

»Unfassbar viel Baugeschichte«

Mit Blick auf zahlreiche Um- und Anbauten, die den mehrfachen, über Jahrhunderte andauernden Umnutzungen des Gebäudes geschuldet sind, drückte Markus Harzenetter die oft herausfordernde Situation positiv aus: »Sie haben es hier mit unfassbar viel Baugeschichte zu tun.« Charlotte Bairstow entgegnete augenzwinkernd: »Ja, es ist auch ein bisschen eine Lehrbaustelle für die Behörde.«

Räume zur Finanzierung vermieten

Tatsächlich sind das Gebäude, seine Statik, das Kellergewölbe und vor allem der Dachstuhl auch eine interessante Anlaufstelle für zukünftige Bauingenieurinnen und -ingenieure. Denn schon häufiger haben Studierende vor Ort gestaunt, Berechnungen angestellt und nachvollzogen.

Nach dem Konzept für den Betrieb gefragt, erläuterte Christian Zuckermann, dass der Landkreis Gießen für die ersten Jahre Träger des Albiz sein wird.

Angedacht sei, Büroräume thematisch passend zu vermieten, sodass beispielsweise Fachbetriebe in ihren Geschäftsräumen direkt beraten können. Außerdem werden die Mitarbeiterinnen der Kreis-Denkmalschutzbehörde selbst an ausgewählten Tagen vor Ort sein und von Grünberg aus arbeiten, das Albiz-Projekt vorstellen und für niedrigschwellige Beratung bereitstehen.

Zudem sei schon von Beginn an geplant gewesen, regelmäßig verschiedene Angebote zum Themenspektrum zu bieten. So werden die große Halle im alten Eingangsbereich und die Scheune für Workshops, Vorträge oder Ausstellungen nutzbar sein, erläuterte Zuckermann und erwähnte in diesem Zusammenhang auch die Idee, Seminarräume zu schaffen, die für Tagungen gemietet werden können.

Vernetzung in Mittelhessen

Landeskonservatorin Dr. Verena Jakobi, Leiterin der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege, schlug eine Vernetzung mit anderen, ähnlichen Projekten in Mittelhessen vor. Zudem seien gemeinsame Veranstaltungen oder Ausstellungen denkbar, sobald das Albiz nutzbar ist. Charlotte Bairstow zeigte sich begeistert vom Interesse aus Wiesbaden. Auf eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Landesamt und anderen Denkmalschutzprojekten freuten sich daher die Verantwortlichen im Landkreis Gießen sehr.

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