14. Juni 2023, 13:00 Uhr

Amöneburg

Heimat für gefährdete Tiere und Pflanzen

Das Naturschutzgebiet Unter der Waschbach ist ein bedeutender Ort für die Artenvielfalt im Kreis Marburg-Biedenkopf. Denn dort finden seltene und gefährdete Pflanzen und Tiere ein Zuhause.
14. Juni 2023, 13:00 Uhr
Das Naturschutzgebiet Unter der Waschbach ist ein bedeutender Ort für die Artenvielfalt. Hier weiden auch Heidschnucken. Fotos: Landkreis

Der Landkreis Marburg-Biedenkopf hat die Fläche als Naturschutzgebiet ausgewiesen, um diese Lebensräume langfristig zu sichern. Denn ein Naturschutzgebiet ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz ein rechtsverbindlich festgelegtes Gebiet, in dem Natur und Landschaft besonders geschützt werden.

Der Erhalt, die Entwicklung oder Wiederherstellung von Lebensräumen bestimmter Tier- und Pflanzenarten haben dort oberste Priorität. Hier überwiegt der Schutz der Natur vor allen anderen Nutzungsmöglichkeiten der Fläche, sofern dies zur Erreichung des Schutzziels erforderlich ist. Aufgestellte grüne Schilder im Naturschutzgebiet Unter der Waschbach weisen zudem auf wichtige Verhaltensregeln hin.

Wichtig als Heimat für Pflanzen und Tiere

»Der Erhalt der Artenvielfalt, zu der sich der Landkreis bekennt, ist durch die Ausweisung in diesem Gebiet langfristig gesichert«, betont Landrat Jens Womelsdorf. Die Flächen seien auch ein Ausgangspunkt, um seltene Arten in der Umgebung wieder anzusiedeln.

Im Naturschutzgebiet in Amöneburg findet sich eine ganze Bandbreite an selten gewordenen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere. Darunter Streuobstwiesen, Amphibientümpel, Feuchtwiesen mit hohem Wasseranteil und ein artenreicher Quellsumpf. Räume zum Wachsen für seltene Pflanzen wie die gefährdeten Orchideenarten Breitblättriges Knabenkraut und die Sumpf-Stendelwurz. Auch der Sumpf-Dreizack, der Teufelsabbiss und das Schmalblättrige Wollgras sind hier zu finden.

Eine landes- und bundesweit herausragende Stellung nimmt das Naturschutzgebiet aber auch wegen des breiten Spektrums der Tierarten ein, die dort ein Zuhause gefunden haben. Elf Heuschreckenarten (davon sind fünf hessenweit gefährdet), 13 Tagfalterarten und Kleinsäuger wie die Garten- oder Siebenschläfer sind dort anzutreffen. Aber auch Amphibien, Reptilien und Vogelarten wie der Steinkauz, der Grün- und Buntspecht sowie zahlreiche Fledermausarten leben in dem Gebiet.

Claus Neckermann vom Planungsbüro Neckermann-Achterholt für ökologische Gutachten betonte, das Gebiet habe hessen- und bundesweit eine Leitbildfunktion wegen seiner Artenvielfalt und der guten Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren.

Auch ein besonderer Baum ist mit dem Naturschutzgebiet verwurzelt: Dort steht ein rund 200 Jahre alter Feldahorn mit einem Stammumfang von 3,5 Metern. Mit 15 Metern weist der Baum zudem eine beeindruckende Höhe auf. Die Untere Naturschutzbehörde hat den Baum deshalb auch als Naturdenkmal ausgewiesen, um ihn langfristig zu erhalten.

Zusammen mit Landwirten und Tierhaltern

Damit das Gebiet langfristig eine Heimat für seltene Tier- und Pflanzenarten bleibt, untersuchen Mitarbeiter vom Fachdienst Naturschutz des Landkreises regelmäßig, ob die Pflegearbeiten erfolgreich sind. Die notwendigen Arbeiten stimmen sie dann mit den Landwirten sowie Tierhaltern ab.

So wird der nasse Quellsumpf dort im Juni nicht mit Maschinen, sondern per Hand gemäht. Die trockeneren Bereiche können wiederum mit dem Schlepper gemäht werden. Eine Heidschnucken-Herde beweidet das Naturschutzgebiet, um die Streuobstwiese kümmert sich das Naturschutz-Infozentrum Amöneburg.

Für die Verwertung des Obstes im Naturschutzgebiet ist auch gesorgt: Freiwillige übernehmen Patenschaften für die Obstbäume und pflegen sie. Das Obst dürfen sie dafür zum Verzehr mitnehmen.

1927 wurde in Amöneburg das erste Naturschutzgebiet im Gebiet des heutigen Landkreises Marburg-Biedenkopf ausgewiesen und ist damit eines der ältesten in Hessen.

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