27. November 2022, 13:00 Uhr

Gießen

Finanzielle Lage vieler Studenten immer prekärer

Viele Studierende befinden sich mittlerweile in einer Notlage. Hohe Inflation und Energiepreise haben die Lebenshaltungskosten zum Explodieren gebracht.
27. November 2022, 13:00 Uhr
Durch die Inflation müssen Studierende in vielen Bereichen tiefer in die Tasche greifen. Davon betroffen ist auch das Essen in den Mensen. Symbolfoto: Deutsches Studentenwerk

»Uns erreichen viele Nachrichten von Studierenden, die mit großer Sorge auf die nächsten Monate blicken und kaum wissen, wie sie die steigenden Kosten decken können«, berichtet Alina Hahn vom allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Hochschule Rhein-Main. »Das statistische Bundesamt hat erst kürzlich verlautbart, dass im letzten Jahr knapp 40 Prozent der Studierenden armutsgefährdet seien. Die Energie- und Wirtschaftskrise hat die Notlage für viele Studierende weiter verschärft«, ergänzt der AStA-Referent Henning Tauche vom der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Die Landeskonferenz, der Zusammenschluss der hessischen Studierendenvertretungen, traf sich in Wiesbaden mit der zuständigen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, um über die prekäre Lage der Studierenden und der Hochschulen in Hessen zu sprechen. Vertreten waren die Hochschule RheinMain, die Technische Universität Darmstadt, die Hochschule Darmstadt, die Goethe-Universität und Frankfurt University of Applied Sciences sowie die Technische Hochschule Mittelhessen und die Justus-Liebig-Universität Gießen.

200-Euro-Einmalzahlung als Anfang

Dass die Einmalzahlung von 200 Euro nur der Anfang einer Reihe von staatlichen Hilfen sein kann, waren sich die Vertretungen und die Staatsministerin einig. Als konkrete Maßnahmen forderte die Landeskonferenz die Ministerin auf, einen Notfallfond für Studierende einzurichten. Zudem wurde vorgeschlagen, dass das Land den Verwaltungskostenbeitrag, der aktuell von allen Studierenden mit dem Semesterbeitrag entrichtet wird, übernehmen könnte. »Dies würde alle Studierende in Hessen unbürokratisch entlasten«, argumentiert Manuel Flauaus vom AStA der Hochschule Darmstadt. Einigung herrschte auch bezüglich der Bedeutung der Präsenzlehre und offenen Hochschule für Studierende und die Gesellschaft. »Die Hochschulen dürfen die gestiegenen Energie- und Stromkosten nicht auf die Studierenden umlegen. Nach vier Semestern coronabedingter digitaler Lehre müssen wir uns darauf verlassen können, dass Präsenzlehre nicht wieder beschränkt wird«, ergänzte Mirai Alhaddad, die AStA-Referentin der Technischen Hochschule Mittelhessen.

Besorgt um steigende Mensapreise

Besonders besorgt sind die Studierendenvertretungen um die steigenden Mensapreise und Unterfinanzierung der Studierendenwerke. »Hier sehen wir das Land in der Pflicht, mit Soforthilfen nachzusteuern. Niedersachsen greift den Studierendenwerken mit 13,5 Mio. Euro allein für 2022 unter die Arme. Das brauchen wir auch in Hessen«, warf Finn Gölitzer vom AStA Frankfurt ein. Zudem könne es nicht der Fall sein, dass durch Sparmaßnahmen Mensen geschlossen werden oder Studierende vom Studierendenwerk auf die Straße gesetzt werden, nur weil sie sich aufgrund der Energie- und Wirtschaftskrise ihr Wohnheimzimmer nicht mehr leisten könnten.

An der TU Darmstadt hat sich aktuell schon Protest formiert. Weitere Hochschulen in Hessen kündigten ähnliche Aktionen an. Die nächste Gesprächsrunde zwischen der Landeskonferenz der Studierendenvertretungen und Ministerin Dorn ist für das Frühjahr angesetzt.

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