25. April 2025, 13:00 Uhr

Gießen

Kompetent helfen beim Schlaganfall

Erstmals wurden in Gießen ehrenamtliche Schlaganfallhelfer und -helferinnen ausgebildet. Der Kurs ging über vier Wochenenden und umfasste 40 Unterrichtseinheiten.
25. April 2025, 13:00 Uhr
Die 20 neuen Schlaganfallhelfer und -helferinnen erhielten in Gießen ihre Zertifikate. Foto: Karger

Im Rahmen einer kleinen Feierstunde im medizinischen Lehrzentrum überreichte Projektleiterin Frederike Prisett von der deutschen Schlaganfallhilfe zum Abschluss die Zertifikate an 20 ehrenamtlichen Schlaganfallhelferinnen und -helfer.

Der Ausbildungskurs war ein Zusammenspiel des Rotary-Clubs Gießen, der Neurologie des Universitätsklinikums Gießen und der Lebenshilfe Gießen. Gudrun Frank und Hans-Joachim Molka hatten seitens des Rotary-Clubs die Organisation übernommen. Gleich 18 Dozierende stellte das UKGM bereit, für die Vermittlung der Schlaganfallhelfer und -helferinnen ist dann die Lebenshilfe verantwortlich.

Leuchtendes Beispiel für gelebte Solidarität

In 40 Unterrichtseinheiten haben sich die Teilnehmenden intensiv mit den Ursachen und der Prävention eines Schlaganfalls, der Rehabilitation sowie den psychischen Aspekten der Krankheitsbewältigung auseinandergesetzt. Ihre Bereitschaft, Schlaganfallpatienten nach der Reha zu begleiten, ist ein großartiges Engagement im Ehrenamt. Besonders erfreulich ist, dass sich unter den Absolventen sechs Personen befinden, die selbst einen Schlaganfall erlitten haben und nun ihre Zeit und Unterstützung anderen Betroffenen anbieten möchten. Molka, der selbst die Ausbildung zum Schlaganfallhelfer machte, betonte bei der Zertifikatübergabe, dass Schlaganfallhelfer Brückenbauer seien und ein leuchtendes Beispiel für gelebte Solidarität in der Gesellschaft.

Ein Schlaganfall verändert das Leben der Betroffenen und ihre Angehörigen oft schlagartig. Neben körperlichen Einschränkungen sind Vereinsamung und die Überforderung der Angehörigen häufige Folgen. Die neurologische Erkrankung ist eine der Hauptursachen für Pflegebedürftigkeit und stellt die Betroffenen vor große Herausforderungen. Viele Schlaganfallpatienten berichten, dass sie sich nach der Akutversorgung im Krankenhaus und der anschließenden Rehabilitation oft allein gelassen fühlen, wenn es darum geht, das Leben neu zu gestalten. Prof. Dr, Hagen Huttner, Neurologe und Schlaganfallexperte, sagte: »Dank der Einführung von sogenannten Stroke Units hat sich die Akutversorgung in den Kliniken in den letzten Jahren deutlich verbessert. Doch die Versorgung nach dem Klinikaufenthalt insbesondere die psychische Unterstützung und die soziale Integration der Patienten ist oft nicht ausreichend. Hier setzen die ehrenamtlichen Schlaganfallhelfer an, die den Betroffenen und ihren Angehörigen im Alltag zur Seite stehen wollen«.

Spezielles Schulungskonzept

Um diese Lücke in der Versorgung zu schließen, wurde ein spezielles Schulungskonzept entwickelt. Die Stiftung der deutschen Schlaganfallhilfe hat gemeinsam mit der Hochschule für Gesundheit in Bochum ein Ausbildungsprogramm für Ehrenamtliche konzipiert. Sie werden gezielt darauf vorbereitet, Betroffene und deren Familien zu unterstützen - sei es durch praktische Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen, emotionale Begleitung oder die Vermittlung an weiterführende Hilfsangebote. Ziel ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihnen eine stärkere soziale Teilhabe zu ermöglichen. Prisett zeigte sich bei der Überreichung der Zertifikate besonders erfreut, dass es sich hier um einen der am besten besuchten Ausbildungskurse gehandelt hat. »Ergebnisse einer wissenschaftlichen Begleitforschung zeigen, dass unser Konzept aufgeht«, so Prisett mit dem Hinweis, dass Schlaganfallhelfer demnach zu einer besseren Lebensqualität beitragen. Ab Mai beginnen die Ehrenamtlichen mit ihren Einsätzen. Ein weiterer Kurs soll im Herbst angeboten. Anmeldungen sind möglich an info@schlaganfallhelfer-giessen.de.

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