07. November 2022, 13:00 Uhr

Cölbe

Fachwerksanierung als Vorlage für TV-Serie

Eigene Erfahrungen liefern meist die kreativsten Ideen. So ahnte Drehbuchautorin Astrid Ruppert, dass die Sanierung ihres Fachwerkhauses mal in eine Geschichte einfließen würde.
07. November 2022, 13:00 Uhr
Frieda (Therese Hämer, M.), Jasmin (Saman Giraud, l.) und Tinka (Lotte Becker, r.) sind drei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Der Zufall bringt sie auf Friedas baufälligem Dreiseitenhof zusammen. Foto: Bettina Mueller/ZDF

Die Serie »Unterm Apfelbaum« lief vorerst in zwei Teilen im ZDF - und ist zudem weiter abrufbar in der Mediathek. Entstanden ist die Idee zu der Geschichte von Astrid Ruppert, die im Homberger Stadtteil Ober-Ofleiden zwei Jahre lang ein Fachwerkhaus saniert hat. Dabei fiel ihr eine heimische Zimmermeisterin auf, die ihr sofort sympathisch war und die sie zu einer der Hauptfiguren inspirierte.

Neuanfang im Vogelsberg

»Mein Mann und ich wollten raus aus der Stadt Wiesbaden und das entspanntere Leben auf dem Land genießen. Ich arbeite ohnehin von zu Hause aus und er ist als Szenenbildner sowieso sehr viel unterwegs. Es bot sich für uns die Gelegenheit, ein Fachwerkhaus in Ober-Ofleiden zu erwerben, das dann renoviert werden musste«, berichtet Astrid Ruppert. Ihr war allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, was es bedeutet, ein altes Haus zu sanieren. »Wir kannten uns ja gar nicht aus und mussten viel lernen - über das Dorfleben und besonders über historische Sanierungen. Ich habe so viele neue bzw. alte Begriffe gelernt, das war richtig interessant, aber eine solche Sanierung auch nervenaufreibend. Besonders waren die menschlichen Erfahrungen während des Hausumbaus. Mit Selina Schwick hatten wir eine echte Fachfrau, die mich auch überzeugt hat, den Beruf der Zimmerin im Fernsehen hervorzuheben. Damit war eine wichtige Grundlage für die Figur ›Tinka‹ gegeben«, sagt Drehbuchautorin Astrid Ruppert.

Die Story der Irrungen und Wirrungen einer denkmalgerechten Fachwerksanierung ist ein Grundstein der Serie, die erzählt, wie eine junge Zimmerin, eine alleinstehende Besitzerin des einsturzgefährdeten Hauses und eine ambitionierte Denkmalpflegerin mit großer Energie aufeinandertreffen und trotz aller Gegensätze lernen zusammenzuhalten.

Spannende Einblicke erhalten

Auch für Zimmermeisterin Selina Schwick war die Begegnung am Hausumbau besonders: »Mit Astrid hat uns als Handwerker sofort etwas verbunden. Sie war neugierig und wir haben oft bei Kaffee und auch Kuchen in den Arbeitspausen zusammengesessen. Als sie mich dann anrief und meinte: ›Wir brauchen dich am Set als Unterstützung‹, war ich total überrascht«, sagt Selina Schwick.

Sie hatte das Drehbuch dann vorab bekommen und musste mehrfach beim Lesen lachen: »Ich hab mich gleich in der Figur der ›Tinka‹ wiedererkannt. Als es dann live zu sehen war beim Dreh, ist vor allem mein vorlautes Mundwerk aufgefallen. Auch mein Chef meinte: ›Das bist eindeutig du‹«, lacht Selina.

Darstellerin Lotte Becker ging dann sogar zwei Tage mit Selina zur Arbeit und schaute sich in einem »Crashkurs« bestimmte Handgriffe ab. »Ich habe ihr gezeigt, wie man elektrisch stemmt, wie sie die Werkzeuge richtig nutzt, und neben dem Umgang mit der Handkreissäge durfte sie auch mit der Motorsäge hantieren - aber nicht im Brautkleid, wie in der Serie«, berichtet Selina Schwick. So seien die Aktionen viel authentischer und Lotte Becker musste sich kaum doubeln lassen.

Selina findet es super, dass ihr Beruf aus Frauensicht gezeigt wird: »So sieht man eben, dass wir auch unseren Mann stehen können!«

»Es sind immer viele Bausteine, die man zusammentragen muss, um eine Geschichte zu erzählen. Die Begegnung mit der kompetenten und engagierten Zimmermeisterin Selina im Zuge der Sanierung unserer ollen Balken war da ein wichtiges und tragendes Element«, sagt Astrid Ruppert. Der Umbau des Hauses hat ungefähr zwei Jahre gedauert, der »Bau« der Geschichte dreieinhalb. Astrid Ruppert und auch Selina Schwick hoffen, dass der Sender sich entscheidet, die Serie fortzuführen. Der grobe Plan für die Drehzeiten im kommenden Frühjahr steht jedenfalls - erneut mit Selina als Fachfrau am Set.

Die Serie der »Herzkino-Reihe« spielt im fiktiven Ort Krachgarten im Vogelsberg. Gedreht wurde unter anderem in Ober-Ofleiden, in Homberg sowie an der Brücker Mühle bei Amöneburg und auch in Marburg.

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