Biologische Vielfalt (auch »Biodiversität«) bezeichnet ein Konzept für die Vielfalt in einem bestimmten Landschaftsraum. Konkret geht es hier um den Golfplatz bei Bernsdorf.
Der Golfplatz des Oberhessischen Golf-Clubs Marburg (OHGC) ist etwa 67 Hektar groß und durch etwa ein Drittel mit Spielflächen belegt. Der OHGC erhielt vom Hessischen Golfverband die Auszeichnung »Lebensraum Golfplatz, wir fördern Artenvielfalt«. Im Vorfeld mussten dazu einige Maßnahmen durchgeführt und Anforderungen erfüllt werden, darunter Totholzbäume zum Insektenhotel umfunktionieren, Einrichtung von Sandnistplätzen, Nistkästen, auch für Hornissen, anbringen, Lebensraum für Erd- beziehungsweise Wildbienen schaffen.
Der Förderverein des OHGC engagiert sich bereits seit geraumer Zeit, um brachliegende Flächen in Absprache mit dem Hauptvorstand durch geeignete Maßnahmen zu bearbeiten sowie die bereits durchgeführten Maßnahmen zu betreuen und auszubauen. Im Förderverein wurde ein Ausschuss »Lebensraum Golf« gebildet, der zu einer Wanderung über den Golfplatz zum Thema Biodiversität einlud.
Nistkästen, Trockenmauern und Bienen
Horst-Dieter Müller erläuterte zunächst den interessierten Mitgliedern, dass auf dem Golfplatz 68 Nistkästen vorhanden und alle auch besetzt seien. »Der Bedarf für weitere Kästen ist vorhanden, daher streben wir an, weitere 32 Nistkästen zu installieren, darunter werden sich auch Eichhörnchen-Kästen und Hornissen-Kästen befinden.« Dr. Hagen Zastrow klärte im Anschluss über die Funktion der vorhandenen Trockenmauern auf: »Hier finden Eidechsen, Kröten und Blindschleichen einen idealen Lebensraum.«
Mit Andreas Herrmann verfügt der OHGC über einen äußerst kompetenten Fachmann für Bienen. Er baute in der Verlängerung des Grüns der Spielbahn 11 einen Bienenschaukasten, den man öffnen und das Treiben der Bienen »live« beobachten kann. Anschaulich erklärte Andreas Herrmann den Aufbau des Kastens und somit auch den Alltag der Bienen. Auch über die gut zu erkennende Königin erfuhren die Zuhörer Wissenswertes. »Die Königin hat es gar nicht so leicht, sie wird vom (Bienen-) Volk gewählt und muss sich bewähren. Geschieht dies nicht, ist ihre Regentschaft schnell vorbei und sie wird vertrieben und durch eine neue Königin ersetzt«, erläutert der Bienenexperte.
Neben dem Schaukasten wird noch eine sich in Planung befindende Schautafel die Golferinnen und Golfer informieren. Der Rundgang führte an zwei Bienenvölkern vorbei, Ziel ist es hier, einen eigenen OHGC-Honig anbieten zu können. Der Förderverein sorgt für das Saatgut der zahlreichen Blumenbeete und hat sich für die nahe Zukunft auch noch die Einrichtung von Sandarien für Wildbienen vorgenommen, berichtet Dr. Hagen Zastrow.
Bleibt zu resümieren, dass ein Golfplatz nicht nur eine große und herausfordernde Sportanlage für alle Golferinnen und Golfer darstellt, sondern auch eine Heimat und ein attraktiver Lebensraum für zahlreiche Lebewesen. Auch der Präsident des OHGC, Michael Schwarz, zeigt sich erfreut über das Engagement und die Aktivitäten: »Es lohnt sich, den Golfplatz auch einmal unter der Perspektive der Biodiversität zu betrachten beziehungsweise zu begehen.« Interessierte, auch Nichtgolfer, können sich nach weiteren Führungen gerne im Sekretariat erkundigen.
