16. Juni 2021, 13:00 Uhr

Eschenburg

Erster von 100 wilden Bächen renaturiert

»Es gibt nur noch eine Runde Staudenknöterich zu mähen und kleinere Wässerungsarbeiten«, berichtet Dr. Julia Wollny, Landschaftsplanerin für das Planungsbüro Koch.
16. Juni 2021, 13:00 Uhr
Bei einer gemeinsamen Wanderung am Bachlauf entlang schauten sich die Verantwortlichen das Ergebnis der Renaturierung an. Foto: Regierungspräsidium

Danach ist das erste Projekt für das Programm »100 Wilde Bäche für Hessen« beendet. Auf einer Länge von 3,2 Kilometern ist die Dietzhölze in der Gemeinde Eschenburg renaturiert worden. Was dabei alles gemacht wurde, hat sie gemeinsam mit Ingo Pfeiffer (Projektleiter der hessische Landgesellschaft mbH) während einer Besichtigung entlang des Gewässers vorgestellt.

»Der Dank geht an alle Beteiligten für die erfolgreiche, vorzeigewürdige Umsetzung dieser Maßnahme«, sagt Karin Ohm-Winter, Leiterin der Umweltabteilung im Regierungspräsidium Gießen.

Mit 223.000 Euro und damit zu 85 Prozent ist die naturnahe Umgestaltung der Dietzhölze durch das hessische Umweltministerium gefördert worden. Im August gab es den Bescheid und im September begannen die Arbeiten.

Dietzhölze wieder naturnah

Vom ehemaligen Klärwerk Wissenbach aus haben sich Reiner Müller (Betriebsleiter Gemeindewerke Eschenburg), Christopher Paul (Baufirma DBA Paul GmbH), Anja Frenzel und Sabrina Keuser (Regierungspräsidium Gießen) sowie Reiner Diemel, Leiter des Dezernats für Forst und Naturschutz im Regierungspräsidium auf Besichtigung begeben.

Sie alle konnten sehen, wie gut es gelungen ist, die Befestigungen des Ufers und der Sohle zurückzubauen, das Gewässer naturnah zu gestalten und Wanderhindernisse zum Beispiel in Form von Wehren umzugestalten.

Wo zuvor nur ein Bachlauf war, teilt sich das Gewässer immer wieder und vereint sich nach rund 20 Metern wieder. Der natürliche Wasserlauf und die Durchgängigkeit sind verbessert worden. Steine und Totholz lenken die Strömung entsprechend.

Für Fische und Pflanzen ist der Lebensraum dadurch deutlich attraktiver geworden, besonders für bedrohte Arten wie den Eisvogel oder die Schwertlilie.

Tolles Projekt

»Vorher war das hier ein gradlinig fließendes Gewässer«, erläutert Projektleiter Ingo Pfeiffer, »jetzt hat die Dietzhölze die Möglichkeit, sich auszubreiten.« »Das Projekt hat unglaublich viel Spaß gemacht, es war aber auch herausfordernd«, berichtet Christopher Paul, der mit großen Baumaschinen viele Kubikmeter Erde bewegt hat. Es sei gut gewesen, dass er sich im August vor der Bewerbung die Dietzhölze angesehen habe, »als sie sehr wenig Wasser führte«. Davon konnte zuletzt nicht die Rede sein. »Dieses Jahr hatten wir ein sehr feuchtes Frühjahr«, sagt Julia Wollny. Das hätte für die 400 Weiden und Erlen problematisch werden können, die am Ufer entlang gepflanzt worden sind.

Deren Aufgabe ist es, die sogenannten Neophyten, also nicht heimische Pflanzen, einzudämmen. »Aber selbst der heftige Regen und das Hochwasser der vergangenen Tage konnte den jungen Bäumen nichts anhaben.«

Schützenswerte Natur

Weil die Dietzhölze gleich durch zwei Naturschutzgebiete fließt, kommt der Renaturierung eine besondere Bedeutung zu. Das wird sich später auch beim sogenannten Hühnergestüt zeigen, der zweiten Station der Besichtigung. Nach Hinweis der Nabu-Ortsgruppe auf in einer Steilwand im Ort brütende Eisvögel, ist diese nun mit Totholz als Erosionsschutz gesichert worden. Der Vorteil: Fische lieben Totholz, Eisvögel lieben Fische, und Nabu-Gruppen lieben Eisvögel. »Mit dieser Lösung können wir alle Beteiligten glücklich machen«, erklärt Pfeiffer.

Schutz gegen Hochwasser

Die renaturierte Dietzhölze hat einen weiteren Effekt, wie Karin Ohm-Winter berichtet: »Genaugenommen ist es auch ein Schutz gegen Hochwasser.« Weil die Dietzhölze wieder mehr Platz bekommt, kann sie auch mehr Wasser aufnehmen, das über mehr Rückhaltefläche verfügt und noch dazu langsamer fließt.

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