29. März 2021, 13:00 Uhr

Herborn

Die Stadtkirche braucht ein neues Dach

Feuchte Stellen im Mauerwerk und Risse im Putz haben es schon länger ahnen lassen: Das Dach der evangelischen Stadtkirche Herborn ist undicht.
29. März 2021, 13:00 Uhr
Das Dach vom Mittelschiff ist betroffen: Pfarrerin Claudia Sattler und Pfarrer Andree Best zeigen auf das Dach, das demnächst abgedeckt und erneuert wird. Foto: Becker-von Wolff

Eindringende Nässe ist für das Tragwerk oberhalb des Kirchenschiffs eine große Gefahr, denn das Kirchendach wird von einem Holzfachwerk getragen. Sollte das Holz nass und morsch werden, gefährdet es die gesamte Stabilität. Grund für die evangelische Kirchengemeinde Herborn, nun die Dacharbeiten in Angriff zu nehmen. Das Tragwerk muss komplett saniert werden.

Bauarbeiten über zwei Jahre

Ostermontag wird die Gemeinde einen letzten Gottesdienst in der Stadtkirche feiern, dann wird das historische Gotteshaus vorübergehend geschlossen. »Wir gehen momentan davon aus, dass die Maßnahmen eineinhalb bis zwei Jahre dauern werden. Aber jeder, der schon einmal gebaut hat, weiß: So genau ist das nicht planbar«, sagt Pfarrerin Claudia Sattler. »Ob wir Weihnachten 2022 wieder in der Stadtkirche Gottesdienste feiern werden, ist noch nicht sicher. Jetzt freuen wir uns über die Gastfreundschaft unserer katholischen Geschwister und werden dort in St. Petrus unsere Gottesdienste feiern«, sagt sie.

»Wir sind sehr dankbar, dass die katholische Kirchengemeinde uns mit offenen Armen bei sich empfängt«, sagt auch Pfarrer Andree Best. »Es ist schön zu spüren, wie unkompliziert und herzlich wir hier ökumenisch unterwegs sind. Wir freuen uns schon auf die Zeit, die wir so nah beieinander verbringen werden.«

Wasserschaden im Gebälk

Best berichtet, dass bei den Voruntersuchungen im Herbst am Dachtragwerk ernste Schäden festgestellt wurden. Die Liste der notwendigen Arbeiten ist lang: Die Mauerlatten müssen erneuert werden. Ebenso sind einzelne Querunterzüge und Deckenbalkenauflager komplett zu erneuern. Grund ist ein Wasserschaden im Gebälk des Zwerchhauses, der das Holz erheblich beschädigt hat. Die Feuchtigkeit führte zu weiteren Schäden, wie den Rissen im Putz. Wer genau hinsieht, kann Verformungen an den tragenden Balken auf einer der Emporen entdecken. »Dies alles macht ein rasches und gründliches Handeln notwendig«, sagt Best. Dazu müsse die Schieferabdeckung geöffnet werden und das Mittelschiff komplett neu eingedeckt werden. Der Chorraum sei erst einmal ausgenommen. Später sollen die Fresken restauriert werden. »Nach der Instandsetzung der Holzkonstruktion sollen Balken und die Decke einen neuen Anstrich erhalten. Dann wird auch die Beleuchtung energetisch erneuert«, ergänzt Sattler.

Für Finanzierung muss verkauft werden

Die Dachsanierung der Stadtkirche kostet voraussichtlich 1,3 Millionen Euro, die Kirchengemeinde muss davon 275.000 Euro selbst finanzieren. »Das entspricht den gesamten Rücklagen, die für eine solche Maßnahme freigestellt werden können«, sagt Best. »Um das bezahlen zu können, haben wir im Kirchenvorstand beschlossen, das leerstehende Martin-Niemöller-Haus in der Alsbach zu verkaufen.«

Ohne den Verkauf wäre die Kirchengemeinde nicht in der Lage, die erforderlichen Eigenmittel zur Dachsanierung der Stadtkirche aufzubringen. »Auch die von uns erhoffte Innensanierung der Kirche und des Chorraums verschiebt sich dadurch auf unbestimmte Zeit.«

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