11. Mai 2025, 13:00 Uhr

Marburg

Caroline Champetier prägt das europäische Kino

Der Marburger Kamerapreis geht an Caroline Champetier. Die französische Bildgestalterin bekam diesen von Oberbürgermeister Dr. Spies und Uni-Präsident Prof. Dr. überreicht.
11. Mai 2025, 13:00 Uhr
Die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg haben den von Prof. Dr. Malte Hagener, Dr. Martin Jehle und dem Fachdienst Kultur geleiteten und organisierten Kamerapreis zum 24. Mal vergeben. Die Übergabe an Caroline Champetier (7.v.l.) erfolgte im Rahmen der Bild-Kunst Kameragespräche. Foto: Georg Kronenberg/Stadt Marburg

»Die Arbeit von Caroline Champetier zeichnet sich durch die Bandbreite an bildgestalterischen Möglichkeiten aus, die sie in ihren Filmen verwendet. Licht, Farbe, Kamerabewegungen und -effekte bauen im Zusammenspiel Bilder auf, die uns das Gefühl geben, an der Geschichte der Protagonisten nah dran zu sein«, sagte Dr. Thomas Spies. Die Werke von Champetier seien ein Leuchtturm und ein Licht für zukünftige Generationen.

Viel Lob für bedeutende Arbeit Champetiers

Die Auszeichnung, die mit 5.000 Euro dotiert ist, erhielt Caroline Champetier als besondere Würdigung ihres bisherigen Schaffens - das Werk einer mutigen Bildgestalterin, die es auf einzigartige Weise versteht, sich immer wieder neu zu erfinden und sich dabei jedes Mal treu zu bleiben.

Caroline Champetier prägt seit mehr als 40 Jahren das europäische und insbesondere französischsprachige Kino. Dabei schlägt sie eine Brücke zwischen Filmschaffenden der französischen Nouvelle Vague und einer neuen Generation von Filmschaffenden und insbesondere weiblichen Regisseurinnen, so die Begründung der Jury.

Timon Gremmels, Hessens Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, hob die gesellschaftliche Bedeutung hervor: »Caroline Champetiers Arbeit verkörpert jene Werte, die das Fundament einer lebendigen Demokratie bilden: Verständnis, Respekt und die Fähigkeit zum Perspektivwechsel. In einer Zeit, in der polarisierende Stimmen oft die lautesten sind, brauchen wir mehr denn je Künstlerinnen wie Champetier, die uns die Komplexität und Vielschichtigkeit des menschlichen Daseins vor Augen führen.«

»Die Werke von Caroline Champetier fordern durch ihre Aktualität dazu auf, sich mit den behandelten Themen wie etwa dem Holocaust oder der Rolle von Frauen vor und hinter der Kamera ausgiebig auseinanderzusetzen. Für diesen Dialog bieten vor allem die Bild-Kunst-Kameragespräche einen Rahmen«, betonte Prof. Dr. Thomas Nauss, Präsident der Philipps-Universität.

Caroline Champetier absolvierte ein dreijähriges Filmstudium am Institut des hautes études cinématographiques (IDHEC) in Paris, das heute als La Fémis zu den renommiertesten Filmhochschulen Frankreichs zählt. Dort entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Kameraarbeit und die Kunst der Bildgestaltung.

Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt der Schweizer Kameramann und Preisträger des Marburger Kamerapreises 2008, Renato Berta: »Ich schätze ihre Arbeit als Ganzes sehr. Caroline verwendet stets die gleichen Zutaten, fügt sie jedoch immer unterschiedlich zusammen. Die passende Schnittfolge von Einstellungen ist das Wesentliche unserer Arbeit. Caroline Champetier gelingt es, Atmosphäre zu erzeugen und eine Gestaltung, die zum Film gut passt.«

Ausgezeichnete Künstlerin

Zu den bekanntesten Arbeiten von Caroline Champetier zählt »Von Menschen und Göttern« (2010, Regie: Xavier Beauvois), für den sie bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Großen Preis der Jury und dem César für die Beste Kamera ausgezeichnet wurde. Für »Holy Motors« (2012, Regie: Leos Carax) wurde sie beim Chicago International Film Festival mit dem Preis für die Beste Kamera und bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin mit dem Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.

Sie drehte an der Seite von Jacques Rivette (»An der Nordbrücke«, 1981), Margarethe von Trotta (»Hannah Arendt«, 2012), Leos Carax (»Annette«, 2021) und zuletzt Thomas Napper (»Die Witwe Clicquot«, 2023).

Während ihres Besuchs trug sich Caroline Champetier in das Goldene Buch der Stadt Marburg ein. Weitere Infos zum Marburger Kamerapreis auch online unter www.marburger-kamerapreis.de.

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