24. Oktober 2022, 13:00 Uhr

Gießen

Bedürftige in der kalten Jahreszeit unterstützen

Die kalte Jahreszeit bereitet Wohnsitzlosen und insbesondere Menschen mit geringem Budget wegen der sprunghaft gestiegenen Energiekosten auch in Gießen große Sorgen.
24. Oktober 2022, 13:00 Uhr
Diplom-Sozialarbeiterin Elisabeth Njionhou Njomehe leitet das rund 20-köpfige Team der Bahnhofsmission in Gießen. Fotos: Häuser

Die Bahnhofsmission am Gleis 1 des Gießener Bahnhofs ist ein Mosaikstein im regionalen Hilfenetzwerk. Täglich außer sonntags öffnen sich morgens um 8 Uhr die Türen des gemeinnützigen Vereins in unmittelbarer Nähe zum Bahnsteig. Wenn Reisende an der Fensterfront mit ihren Taschen und Koffern vorbeihuschen, duftet es in den Innenräumen der Bahnhofsmission schon nach frischem Kaffee. Die Frühschicht bereitet Warmgetränke und Brote vor für Menschen, die sich an vier Tischen im Gästeraum aufwärmen können.

Auch auf dem Außengelände aktiv

Elisabeth Njionhou Njomehe ist Diplom-Sozialarbeiterin und leitet seit Mai 2021 mit einer halben Stelle die Bahnhofsmission in Gießen. Neben ihr gibt es noch eine weitere hauptamtliche Kraft und bis zu 20 Ehrenamtliche, die je nach Zeit und Bedarf dafür sorgen, zwei Schichten täglich abzudecken. An Werktagen ist bis 16.30 Uhr geöffnet, samstags bis 12 Uhr. Wenn es die personelle Stärke erlaubt, sind die »Blauwesten« nicht nur in den Räumlichkeiten aktiv, sondern auch auf dem Bahnhofsgelände präsent. »Dabei kooperieren wir auch bei Bedarf mit der Deutschen Bahn, etwa durch Ein- und Ausstiegshilfe oder auch für Sehbehinderte«, zählt die Sozialarbeiterin Beispiele auf.

Trotz Corona offenes Haus für Gäste

Finanziell ist die Bahnhofsmission durch die Trägerschaft des Diakonischen Werks Gießen abgesichert. Darüber hinaus sind aber auch Sach- und Geldspenden jederzeit willkommen. Brot und Obst erhält der Verein über die Tafel. Kaffee, Tee, Milch und Zucker werden selbst eingekauft. »Da freuen wir uns ebenfalls über Spenden«, so Njionhou. Um in die Räume der Bahnhofsmission zu gelangen, muss eine Klingel am Außenbriefkasten betätigt werden. Dann kommt ein Mitarbeiter zur Tür und gewährt Einlass. Dass dies so gehandhabt wird, ist der Pandemie geschuldet. »Wir sind eigentlich ein offenes Haus, aber müssen leider die Zahl der Menschen, die gleichzeitig zu uns kommen, begrenzen«, bedauert die Leiterin. Wenn die vier Tische belegt sind, sei ein bisschen Geduld angesagt. Das Klientel in der Bahnhofsmission - rund 40 Gäste pro Tag - sind dabei nicht vorwiegend Reisekunden, sondern Menschen aus Gießen und dem Umland, die speziellen Hilfebedarf haben: Wohnungslose, Einsame, von Armut Betroffene, Menschen mit einer Suchtproblematik.

»Es gibt Dinge, die wir hier regeln können. Aber wenn eine spezifische Beratung notwendig ist, verweisen wir auf Fachstellen«, sagt Njionhou. Zurzeit werde verstärkt nach wärmender Kleidung, langer Unterwäsche, Schals, Handschuhen, Schlafsäcken, Isomatten und Decken für zu Hause nachgefragt. »Wir haben nicht sehr viel Platz. Aber wir halten ein begrenztes Angebot vor, um Menschen direkt in der Bahnhofsmission zu helfen.« Hinzu kommen allgemeine Beratung, Infos zu Hilfsangeboten und Vermittlung an andere Stellen. Im vertraulichen Rahmen kann zudem ein seelsorgerisches Gespräch stattfinden. Dafür steht ein Sozialraum zur Verfügung, in dem man sich sogar ausruhen kann.

Soziale Komponente im Mittelpunkt

»Wir sind gelebte Kirche am Bahnhof«, bringt es die Leiterin auf den Punkt. Dabei steht die soziale Komponente im Mittelpunkt, nicht die Mission im Sinne von Missionieren. Das Leitbild ist zweifellos christlichen Ursprungs und wurde im Jahr 2019 von der Konferenz für kirchliche Bahnhofsmission in Kassel neu verabschiedet. Darin heißt es zu Beginn: »Wir vertrauen darauf, dass Gott jeden Menschen will und liebt und ihm eine eigene Würde verleiht.« In diesem Sinne wird niemandem der Glauben aufgedrängt. Das Dasein für Menschen in Notlagen steht im Fokus, wenn man dies als »Mission« verstehen will.

Wer der Bahnhofsmission Sachspenden wie Kleidung und haltbare Lebensmittel zukommen lassen will oder Interesse an ehrenamtlicher Mitarbeit hat, kann sich unter 0641 72392 und bahnhofsmission@diakonie-giessen.de melden.

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