24. März 2022, 13:00 Uhr

Hungen

Abluftventilatorensystem für Klassenräume

Tolles System: Ein gekipptes Fenster und ein Abluftventilator, der verbrauchte Raumluft nach außen befördert und gleichzeitig für frischen Sauerstoff im Klassenzimmer sorgt.
24. März 2022, 13:00 Uhr
»Dicke Luft« im Klassenraum: Schul- und Baudezernent Christopher Lipp (Mitte) hat die Ergebnisse des Pilotprojekts mit einem Abluftventilatorensystem mit den Professoren Dr. Thomas Steffens (l.) und Dr. Hans-Martin Seipp an der Gesamtschule in Hungen vorgestellt. Dabei kam auch eine Nebelmaschine zum Einsatz. Foto: Landkreis Gießen

Das Prinzip des von der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) weiterentwickelten Abluftventilatorensystems ist ebenso simpel wie effektiv. Das bestätigt ein Pilotprojekt, das die THM in Kooperation mit dem Landkreis Gießen durchgeführt hat und nun überzeugende Ergebnisse liefert.

Sieben Klassenräume wurden seit Herbst 2021 mit dem Abluftventilatorensystem ausgestattet und dem Praxistest unterzogen. Dabei stellte sich heraus, dass der Einsatz der Abluftventilatoren eine effektive Maßnahme ist, um eine gute Belüftung der Klassenräume sicherzustellen. Gleichzeitig bestätigen die Messergebnisse, dass es trotz eines kompletten Luftaustausches im Raum zu keinem nennenswerten Temperaturabfall kommt und die einströmende frische Außenluft auch in Fensternähe nicht zu Unbehaglichkeit führt.

Pilotprojekt liefert Ergebnisse

Das Abluftventilatorensystem hat sich aus Sicht von Bau- und Schuldezernent Christopher Lipp im Praxistest bewährt: »Das System ermöglicht effektives Stoßlüften innerhalb weniger Minuten mit nur einem gekippten Fenster.

Neben potenziell virenbelasteten Aerosolen wird auch die mit Kohlendioxid angereicherte Raumluft aus dem Klassenraum entfernt und durch frische Außenluft ersetzt, sodass eine deutliche Verbesserung der Luftqualität erreicht werden kann. Das System ist effektiv, zeichnet sich durch ein niedriges Betriebsgeräusch aus und hat lediglich geringe Folgekosten.«

Das in den Schulen im Landkreis Gießen eingesetzte Abluftventilatorensystem arbeitet mit einem CO2-Sensor, der die Luftqualität im Klassenraum permanent überwacht und beim Überschreiten eines vorher eingestellten Grenzwertes automatisch ein Fenster ankippt und den Abluftventilator startet.

Inzwischen wurden die Technik und der Ausstattungsumfang an den bereits zu Testzwecken installierten Anlagen verfeinert. Die Betriebsgeräusche konnten weiter verringert werden, eine zusätzlich eingebaute Lichtschranke soll Verletzungsgefahren beim automatischen Schließen der Fenster vermeiden und ein Rauchmelder im Brandfall für eine gezielte Entrauchung sorgen.

Genau dieser Aufbau kann künftig im Schulbereich verbaut werden, denn die entsprechende Zertifizierung durch einen TÜV-Sachverständigen ist bereits erfolgreich abgeschlossen. Dem Einsatz in den Schulen des Landkreises Gießen steht nichts mehr im Wege.

Zertifizierung durch den TÜV fertig

Für Prof. Dr. Hans-Martin Seipp, der das Abluftventilatorensystem gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Thomas Steffens und dem Team vom Fachbereich Life Science Engineering der THM weiterentwickelt und das Pilotprojekt des Landkreises eng begleitet hat, steht fest, dass der Probebetrieb ein voller Erfolg ist. »Die Ergebnisse bestätigen die positiven Erfahrungen, die bereits an vielen Schulen im Werra-Meißner-Kreis und im Münsterland mit dieser Lüftungstechnik gesammelt wurden. Wir sind überzeugt, dass unser Konzept auch außerhalb der Pandemie einen Beitrag für konzentriertes Lernen in einer gesünderen Atmosphäre leistet«, sagt Seipp.

Das Abluftventilatorensystem soll nun an 23 Schulstandorten in insgesamt 94 Klassen-, Betreuungs- und Fachräumen eingebaut werden. Die Arbeiten sind bereits ausgeschrieben und werden voraussichtlich noch vor den Sommerferien an den Grundschulen beginnen. Insgesamt wendet der Landkreis für die Installation der Abluftventilatorensysteme rund 618.000 Euro auf, die geschätzten Kosten pro Klassenraum liegen zwischen 5.000 und 6.500 Euro.

Investitionen in weitere Lüftungsanlagen

Doch die Abluftventilatoren sind nur ein Baustein der Maßnahmen, die der Landkreis zur Verbesserung der Belüftungssituation an den Schulen ergreift. Für 2022 sind darüber hinaus Investitionen in Höhe von insgesamt rund 3,6 Millionen Euro für die Neuinstallation von Lüftungsanlagen an weiteren 15 Schulen vorgesehen. Dafür wurden Fördergelder des Bundes in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro beantragt, wobei bereits Förderzusagen über rund 1,95 Mio. Euro vorliegen.

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