14. April 2019, 15:00 Uhr

Biedenkopf

»Wir Extremsportler haben einen an der Klatsche«

Der Landkreis hat die Reihe der Campus-Gespräche fortgesetzt. Dieses Mal sprach der Kleingladenbacher Extremsportler Dejan Kovacevic über seine Motivation.
14. April 2019, 15:00 Uhr
Dejan Kovacevic (l.) und sein Kumpel Patrick Oswald sind mit Tretrollern 5.000 Kilometer von Miami bis Los Angeles quer durch die USA gefahren. Trotz Strapazen sind sie lächelnd am Ziel Los Angeles angekommen. Foto: privat

Kovacevic war erst drei Stunden vor seinem Vortrag aus den USA zurückgekehrt. Dort hatte er zusammen mit seinem Kumpel Patrick Oswald 5.000 Kilometer von der Ost- zur Westküste zurückgelegt – auf einem Tretroller. Spätestens während dieses Trips habe er gemerkt, dass »wir viel zu oft die kleinen Dinge im Leben übersehen und nicht mehr schätzen«. Es käme vielmehr darauf an, »unnützen Ballast und negative Gedanken aus dem Leben auszusortieren und sich darauf zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist«, berichtet Kovacevic.

»Wir jammern immer auf einem sehr hohen Niveau, denn uns geht es wirklich verdammt gut«, stellte Kovacevic fest. Nur bemerkten das die wenigsten Menschen in dem Wohlstand, den sie hätten. Wenn man erst einmal gezwungen sei, einen großen Teil seiner Ausrüstung zurückzulassen, weil er einfach zu schwer sei und zu sehr behindere, oder wenn man sehe, in welcher Armut manche Menschen leben, dann entwickele man ein Bewusstsein dafür, diese kleinen Dinge wertzuschätzen.

»Es reist sich tatsächlich besser mit leichtem Gepäck«, gibt Kovacevic der Gruppe Silbermond recht, die einen Song mit gleichem Namen herausbrachte. Dazu zählten aber nicht nur konkrete Ausrüstungsgegenstände, sondern auch, dass man Sorgen und Ängste, all das, was einen bedrückt, zurücklässt.

Veränderungen scheitern am Angstgefühl

Dazu gehöre auch Mut zur Veränderung. Jemand, der sich jeden Tag zur Arbeit quält, weil sie ihm keinen Spaß mache, der sollte überlegen, den Arbeitsplatz zu wechseln. In den meisten Fällen scheitere es aber schon an der Angst, plötzlich keinen Job zu haben und mittellos dazustehen.

»Aber befreit euch von den negativen Gedanken. Schmeißt sie über Bord und seht die schönen Dinge im Leben«, motivierte Kovacevic. »Wenn du mit deinem Leben unzufrieden bist, dann ändere was«, appellierte er an die Zuhörer.

Bei ihm sei es der Sport, bei dem er Erfüllung finde. »Auch wenn wir Extremsportler echt einen an der Klatsche haben.« Aber das Gefühl, bei einem extremen Hindernislauf bei minus sechs Grad in kurzen Hosen und durch Schlammbecken tauchend ins Ziel zu kommen, sei einfach unbeschreiblich, berichtet er. Oder nach zwölf Stunden Dauerlauf durch Regen und Hagel am Edersee anzukommen. Aus diesem Grund hat er sich auch seinen Leitspruch auf den Unterarm tätowieren lassen: »Pain is temporary. Glory is forever«. Sinngemäß: Der Schmerz geht vorüber, aber der Ruhm bleibt für immer.

Persönliche Worte können motivieren

»Ich will ja hier niemanden zum Extremsportler machen, aber wenn heute auch nur einer entscheidet, sich Laufschuhe oder Stöcke zu kaufen und dann loszulaufen oder zu walken, dann hat der Vortrag doch schon was gebracht«, sagte Kovacevic. Denn der Sport wirke sich nicht nur auf den Körper aus, sondern auch auf Geist und Psyche.

Nicht nur diese positive Wirkung treibt Kovacevic bei der Überwindung von Herausforderungen an. Zum Beispiel dann, wenn er 570 Kilometer bis zur Zugspitze läuft: seine Tochter Emily. Die habe ihm einmal etwas gesagt, dass er nicht vergesse und dass ihm auf seinen Touren Kraft gibt. »Sie meinte, dass fast keine andere Tochter behaupten könnte, so einen Heldenpapa zu haben, wie sie. Und dass sie an mich glaube und ich meine Sache schaffe«, erzählte Kovacevic. Für ihn versetzt dieser Glaube Berge.

0
Kommentare | Kommentieren