20. Januar 2019, 11:00 Uhr

Dillenburg

THW-Team unterstützt in den Alpen

Roland Kadesch und Lars Matzke vom Technischen Hilfswerk Dillenburg unterstützen aktuell die Einsatzkräfte bei der Schneekatastrophe im Süden Bayerns.
20. Januar 2019, 11:00 Uhr
Hohe Schneelast auf den Dächern der Speck-Alm. Das THW-Team aus Dillenburg (Roland Kadesch, l. und Lars Matzke, r.), unterstützt durch Martin Fiechter vom örtlichen THW Miesbach, veranlassen ein sofortiges Schneeräumen. Foto: THW

Die Dillenburger Spezialisten aus dem Bereich Baufachberatung überprüfen im Akkord die von den Schneemassen belasteten Dächer und entscheiden, wie dringend diese freigeschaufelt werden müssen. In rund 20 Prozent der Fälle ist ein umgehender Einsatz von Räummannschaften erforderlich.

Arbeit geht an die Substanz

Nach einer Woche Schuften in den fünf Landkreisen, die den Katastrophenfall ausgerufen haben, stoßen die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Bundeswehr oder Technischem Hilfswerk an ihre Grenzen und die Helfer müssen ausgetauscht werden.

Das THW Bayern beordert deshalb auch Kräfte aus Nachbarbundesländern in den Alpenraum. Hierbei geht es um Spezialisten, die als Statiker eingesetzt werden. Aus Hessen sind neben den THW-Kräften aus Dillenburg auch Experten aus Groß-Gerau in die oberbayerischen Alpen gefahren.

Die Dillenburger Roland Kadesch und Lars Matzke sind im Landkreis Miesbach vor Ort, wo sie Schneelasten auf Gebäudedächern bestimmen. Am ersten Tag waren sie in mehreren Orten am Tegernsee tätig, danach nur noch in der Gemeinde Bayrischzell. Die beiden ehrenamtlichen THW-Helfer arbeiteten in 12-Stunden-Schichten und haben auf Feldbetten im THW-Gebäude Miesbach übernachtet.

Erfolgreiche Bilanz

Der Wintersportort hat 1.600 Einwohner und liegt sieben Kilometer vor der österreichischen Grenze. Der bekannte Hausberg Watzmann (1.838 Meter hoch) und andere Gipfel haben als Wolken-Barriere gewirkt, sodass Unmengen Schnee direkt über Bayrischzell niedergingen. Zur Spitzenzeit waren acht Baufachberater-Teams im Einsatz.

Supermärkte, Bahnhöfe, Feuerwehrhäuser, Bauernhöfe, Hotels und Mehrfamilienhäuser begutachten die Dillenburger – insgesamt rund 100 Objekte. Beim Dachräumen haben die Dillenburger die Mannschaften sogar geschult. »Es muss nicht alles vom Dach runter, sondern gezielt an kritischen Stellen, um Ressourcen zu sparen«, berichtet Roland Kadesch. Dass die Arbeit aller Hilfskräfte erfolgreich ist, zeigt die Bilanz: Im Landkreis Miesbach ist unter der Schneelast nur ein Fahrradschuppen am Bahnhof Bayrischzell eingestürzt.

Wichtige Einrichtungen haben dabei klar Vorrang. »In den meisten Fällen müssen wir auch gar nicht auf das betreffende Dach steigen – der Anblick reicht. Wenn im Garten zwei Meter Schnee liegen, dann liegen die auch auf dem Dach«, berichtet Roland Kadesch. Wichtiger sei es, die Dachkonstruktion innen im Gebäude zu begutachten. Die Experten geben ihre Ermittlungen umgehend an die Einsatzleitung des Landkreises weiter, die dann alles Weitere einleitet.

Um auch außerhalb von Bayrischzell effizient begutachten zu können, sind die Dillenburger am Mittwoch auch per Hubschrauber unterwegs gewesen. So stellten sie auf der Speck-Alm (1.408 Meter) im Skigebiet Sudelfeld bei 2,40 Meter Schnee auf dem Dach eine Belastung von 750 Kilogramm pro Quadratmeter fest und veranlassten ein umgehendes Abschaufeln durch Gebirgspioniere der Bundeswehr.

Schnelles Handeln

Die Analyse erfolgt in fünf Kategorien – eins: »Dach sofort räumen«, zwei: »innerhalb von zwei Stunden räumen«, drei: »an diesem Tag räumen«, vier: »innerhalb von 48 Stunden räumen« und fünf: »Räumen nicht erforderlich«.

»Zwei Meter Schnee in einem Ort, das ist beeindruckend«, sagt Kadesch, der von Beruf Bauingenieur ist. »Wir ermitteln bei Dächern unvorstellbare Werte, die sofortiges Handeln erfordern«. Sobald solche kritischen Werte festgestellt würden, funktioniere das Räumen auch innerhalb kurzer Zeit. »Nach der Lagemeldung rücken sofort Mannschaften an und steigen auf die Dächer. Dafür stehen im Landkreis 1.200 Einsatzkräfte bereit«.

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