24. März 2018, 11:00 Uhr

Wetzlar

»Sonnensprossen« diskutieren neue Wohn-Formen

Rund 150 Interessierte kamen zu einer Informationsveranstaltung, zu der der Verein »Sonnensprossen« in die Stadtbibliothek Wetzlar eingeladen hatte.
24. März 2018, 11:00 Uhr
Mit der Resonanz waren die Veranstalter außerordentlich zufrieden. Foto: Annette Winkels

»Wenn du schnell gehen willst, lauf allein – wenn du weit gehen willst, gehe mit anderen« – mit dieser afrikanischen Weisheit führte Gila Gertz vom Vorstand der »Sonnensprossen« in das Thema »Gemeinschaftliches Wohnen – Neue Formen des Miteinander-Lebens in Wetzlar« ein.

Nerv getroffen

Wie die für den Verein unerwartet positive Resonanz zeigte, hatte das Thema das Interesse vieler, auch junger Bürgerinnen und Bürger sowie einiger Vertreter der Stadt- und Kreispolitik getroffen. Die aktuelle Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt mache ein Umdenken erforderlich, so Gertz. Neue Formen gemeinschaftlichen Wohnens und eine geänderte Sichtweise auf den Umgang mit der endlichen Ressource des Allgemeinguts »Boden« böten Möglichkeiten und Chancen für gelebte Vielfalt, lebendige Nachbarschaften, kostengünstiges eigenständig organisiertes Wohnen in Selbstverwaltung.

Der Verein hatte sich mit seinem Konzept für ein solches Projekt bereits beim Verkauf des Geländes der Ludwig-Erk-Schule beworben – jedoch hat die Politik anders entschieden.

Um die Konzeptverfahren, die Vergabe von Grundstücken nach der Qualität des Konzeptentwurfs, ging es auch ausführlich im Vortrag der Frankfurter Stadtplanerin Birgit Kasper vom »Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen«. Gerade Frankfurt entwickelte sich in den vergangenen Jahren mit dem Planungsdezernenten Mike Josef zu einer Vorreiter-Kommune für konzeptgebundene Vergaben. Kasper stellte einige gelungene Beispiele der rund 70 bereits bestehenden Wohninitiativen und -projekte solcher gemeinschaftlich organisierter Projekte in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet aus den letzten zwölf Jahren vor. Dabei handelt es sich um Wohnungen, für die die Bewohner statt der dort sonst üblichen hohen Miete deutlich niedrigere Wohnkosten haben – und dank dieser Organisationsformen auch nachhaltig behalten werden. Kasper kritisierte, dass Liegenschaften von Land und Kirche häufig allein an Höchstbietende veräußert werden, ohne die Konzepte der Bieter zu berücksichtigen. Dafür erntete sie Zustimmung beim Publikum.

Chancen oftmals vergeben

Kasper sprach von »zunichte gemachten Chancen«, vielen Menschen bezahlbaren Wohnraum mit der hohen Lebensqualität eines gemeinschaftlich genutzten Wohnquartiers anstelle einer anonymen Siedlung zu bieten. Dies sei problematisch mit Blick auf die Zukunft.

Die Ausführungen der engagierten Stadtplanerin wurden mit einem Film untermauert, in dem Beispiele aus München, Ulm, Berlin und Zürich vorgestellt wurden. Diese veranschaulichten, in welcher Bandbreite und unterschiedlichen Organisationsformen neue Wohnprojekte mit Konzeptverfahren umgesetzt worden sind.

Im zweiten Block der Veranstaltung hatte das Publikum Gelegenheit, verschiedene Projekte in der Region kennenzulernen, darunter auch das in Kooperation mit der WWG entstandene gemeinschaftliche Wohnprojekt »Weiter Raum« in der Wetzlarer Taunusstraße.

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