05. September 2017, 12:15 Uhr

Wetzlar

Ökumene funkte um die Welt

»This is Delta-Lima-Five-Zero-Zero-Mike-Lima« – so schallte es durch den Heidenhof des Wetzlarer Doms.
05. September 2017, 12:15 Uhr
Offiziell »Amateurfunker«, aber dennoch Profis an den Geräten: Am Heidenhof des Wetzlarer Doms konnten sich Besucher überzeugen, dass das Signal weiter reicht als ein Handysignal.

Für das Jubiläumsjahr der Veröffentlichung der Thesen Martin Luthers wurde von der Bundesnetzagentur das Sonder-Rufzeichen »DL5ØØML« genehmigt: Deutschland – 500 – Martin Luther. Ein Dutzend lizensierter Wetzlarer Funkamateure hatte sich zusammengefunden, dieses besondere Rufzeichen an einem ökumenisch bedeutsamen Ort zu aktivieren: der Wetzlarer Dom wird seit 1568 von Protestanten und Katholiken gleichermaßen genutzt.

Mit 100 Watt Ausgangsleistung und einem langen Draht, der vom Stumpf des Nordturms bis hoch an den Südturm gespannt war, gelangen auf Kurzwelle Direkt-Kontakte bis hin nach Zentral-Sibirien, auf die kanarischen Inseln, nach Finnland und Süd-Italien.

Lokale Verbindungen in Hessen wurden auf Ultrakurzwelle mit Handfunkgeräten vom Domturm aus geknüpft. Schließlich waren über 200 Eintragungen im Logbuch, obwohl die Ausbreitungsbedingungen (das so genannte »Funkwetter«) an diesem Wochenende nicht wirklich gut waren.

Zahlreiche Besucher fanden den Weg vom Domplatz in den Heidenhof und informierten sich über das Projekt, die besondere Situation der beiden Konfessionen am Wetzlarer Dom und die Möglichkeiten des Amateurfunks. Zur Veranschaulichung wurden die Landkarten-Positionen der Funkstationen, mit denen man von Wetzlar aus Kontakt hatte, permanent auf eine Leinwand projiziert.

Häufig wurde gefragt, ob Amateurfunk angesichts von Kurzmitteilungs-Service oder Sozialen Medien noch zeitgemäß ist. Die klare Antwort von Gregor Marré, einem der Funker: »Ohne Zweifel: ›Ja‹, denn die Funkamateure sind einerseits Vorreiter in der Technik und sie stellen Verbindungen über große Distanzen völlig unabhängig her. Ein Handy würde nur über ganz kurze Entfernung zur nächsten Basis funken, wenn diese ausfallen würde, ist das Handy ›tot‹«, erklärte er. »Funkamateure überbrücken die komplette Distanz ohne jede weitere Unterstützung.« Und Knut Heitmann berichtet: »Mein Freund Lutz funkt aus dem brasilianischen Urwald mit einfachsten Mitteln (Autobatterie, Funkgerät, Antennenstab) weit über 10.000 Kilometer – wir sprechen regelmäßig miteinander.«

Amateurfunk ist für alle Generationen nutzbar: Am Dom-Mikrofon saßen Menschen zwischen 15 und 81 Jahren.

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