12. August 2018, 11:00 Uhr

Cölbe

Nahversorgungszentrum für Bürgeln

Es war ein langer und steiniger Weg. Doch nun – nach sieben Jahren Planen, Verhandeln und Rückschlägen – beginnen die Arbeiten am Nahversorgungszentrum.
12. August 2018, 11:00 Uhr
Auf dieses Bild haben Bürgelner und auch Einwohner der umliegenden Orte sieben Jahre sehnsüchtig gewartet: Die Verantwortlichen und Initiatoren sowie Mieter des Projekts haben die Spaten zum Start in der Hand. Foto: Reichel

Investor und Inhaber der Immobilie, die Discount-Kette Norma, plante bereits seit Frühjahr 2011 unter tatkräftiger Mithilfe der »Initiativgruppe Bürgelns Zukunft« (IG) diese Einkaufsmöglichkeit am Ortsrand. Auch einige Parteien der Gemeindevertretung sowie Bürgermeister Volker Carle haben das Projekt mit voran gebracht. Eröffnung wird im Frühsommer 2019 sein.

Dorfladen war keine Option

Anfänglich war bereits 2008 über die Einrichtung eines Dorfmarktes in der Ortsmitte diskutiert worden, der in Eigeninitiative der Dorfbewohner betrieben werden sollte. Wie viele regionale Beispiele zeigen, funktioniert dies nur bedingt. Auch bei mehreren Bürgerversammlungen, in denen heiß diskutiert wurde, fand das Projekt keine Zustimmung. Eine bessere Lösung musste also her.

»Es ist ein gutes Beispiel, wie Demokratie von unten nach oben funktionieren kann. Die Gemeinde hat sich von dem Projekt und dem riesigen Einsatz der IG überzeugen lassen. Denn eigentlich hatten wir die Lösung mit einem kleinen Dorfmarkt bevorzugt«, sagte Bürgermeister Volker Carle während des offiziellen Bau-Starts am Ortsrand von Bürgeln. Er hob die Mühen der IG mit unzähligen Gesprächen hervor und dankte ausdrücklich Frieder Reichel und den Mitgliedern der IG für ihre Beharrlichkeit. »Auch dem Investor Norma mit Expansionsleiter Sven Weisbrod muss man für die Ausdauer danken – immerhin waren es sieben Jahre Vorlauf und Norma hätte jederzeit abspringen können«, so Carle.

Für einen Ort mit dem Hintergrund des demographischen Wandels ist es nicht einfach, Ideen zu entwickeln, wie das Leben »auf dem Land« attraktiv bleiben kann. Bürgeln hat den Vorteil, dass es einiges zu bieten hat und mit dem Anrollen der Bagger und Beginn der Bauarbeiten sogar bald noch mehr.

Einen direkten Anschluss an die Bahnverbindung Frankfurt–Kassel sowie Anschlüsse an die B3 und die B62, eine Kindertagesstätte, eine Grundschule oder auch die Nähe zu Marburg und kein Leerstand im Ortskern sind nur einige der positiven Aspekte, die das Leben in Bürgeln attraktiv machen. Hinzu kommt ein reges Vereinsleben des Dorfes. Ortsvorsteher Jörg Block wies zum Baubeginn darauf hin, »dass sich der gesamte Ort sehr, sehr freut und der Markt dankbar angenommen werden wird.«

Kaufkraft bleibt vor Ort

Das »Norma-Projekt« beinhaltet mehr als nur eine Einkaufsmöglichkeit. So wird zudem ein Getränkemarkt (Hahn-Getränke aus Frielendorf), ein Bäcker (Bäckerei Junk aus Wetter) – mit einem kleinen Café –, ein Tierarzt (Dr. Roland Schulz) und auch ein Geldautomat der Sparkasse zur Verfügung stehen. »Verkehrstechnisch gesehen ist der Standort von allen Seiten problemlos zu erreichen«, sagt IG-Sprecher Frieder Reichel.

Zwei Zufahrten zum Markt

Dies wird sogar durch eine zweite Einfahrt zum Markt-Parkplatz möglich, denn Norma-Expansionsleiter Sven Weisbrod brachte zum Baubeginn die aktuellen Pläne mit: »Die zweite Zufahrt vom Rennweg aus ist genehmigt worden«, sagte er. Weisbrod fand für die Initiative ebenfalls lobende Worte und freute sich, dass das Projekt nun startet.

Auch die Einwohner aus Schönstadt, Reddehausen, Bernsdorf, Ginseldorf, Betziesdorf, Sindersfeld oder Anzefahr liegen im Einzugsgebiet und sorgen für die nötige Kaufkraft – etwas, was vom Unternehmen Norma natürlich vorab geklärt wurde.

Die Fläche für den neuen Markt war schnell gefunden. »Danke noch einmal an Grundstücksbesitzer Heinrich Leisge, der leider zu früh verstorben ist, und seine Familie, die das Projekt danach weiter mit getragen hat«, erklärte IG-Sprecher Reichel. Leider dauerte es aus Bürgersicht trotzdem sieben Jahre, bis es nun konkret wurde und »der Spaten in die Hand genommen werden konnte«.

Zu parteilichen Widerständen gesellten sich auch andere nicht vorhersehbare Hindernisse und auch die Mieter (neben Norma) mussten gefunden werden. Im Herbst 2017 bekamen schließlich die notwendigen Pläne das »Okay« und nun »geht es endlich los«, wie die etwa 100 Bürger, die am Freitag mit vor Ort waren, bestätigten.

Auch aus den Nachbarorten waren Gäste und die Ortsvorsteher gekommen. »Die Mühen und viele kleine Kämpfe haben sich gelohnt«, freute sich Frieder Reichel, der ausdrücklich dem ehemaligen Ortsvorsteher Erich Sohn für seine Unterstützung dankte.

Neben den wirtschaftlichen Aspekten und der Versorgung der umliegenden Orte ist ein weiterer Aspekt die Schaffung von Arbeitsplätzen. So werden insgesamt um die 20 Personen in der Bäckerei, der Tierarztpraxis, dem Getränkemarkt und natürlich bei Norma beschäftigt werden. Geöffnet sein wird der Markt übrigens von Montag bis Samstag (8 bis 20 Uhr), die Bäckerei hat zudem auch sonntags offen. (sr)

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