12. August 2019, 11:00 Uhr

Cölbe

»Megacoole Stimmung in Berlin«

Okay, es sollte nicht sein bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin. Und warum es nicht geklappt hat, war Leichtathletin Julia Merbach vom TSV Kirchhain schon nach 200 von 800 Metern klar.
12. August 2019, 11:00 Uhr
Total happy - trotz Aus im Vorlauf: Julia Merbach vom TSV Kirchhain war stolz, an den »Finals« in Berlin teilnehmen zu können. Foto: privat

Dennoch: Ihre ersten »Finals« der Deutschen Meisterschaften in Berlin wird Julia Merbach sicher positiv in Erinnerung behalten. Bereits die Norm für die Teilnahme an den Titelkämpfen in Berlin war hoch: 2:09,00 Minuten mussten über die 800-Meter-Distanz erreicht werden.

Die Mittelstreckenläuferin aus Mittelhessen schaffte dies gerade noch rechtzeitig am 18. Juli in Saarbrücken, zudem in neuer persönlicher Bestzeit von 2:08,35 Minuten. Dies ist umso erstaunlicher, da Julia Merbach keinen optimalen Verlauf der Vorbereitung hatte - ihr Fuß machte immer wieder Probleme, so dass ein kontinuierliches Training nicht möglich war.

Am Anfang zu schnell

Merbach sowie ihre Trainer und Betreuer machten sich am Freitag vor den Finals auf nach Berlin. Ihre Eltern und Bruder Paul fuhren separat in die Hauptstadt, um sie anzufeuern. Bevor der Vorlauf am Samstag angesagt war, ließ die Athletin die Atmosphäre rund um das Olympiastadion auf sich einwirken.

»Eigentlich habe ich mich gut gefühlt, ich weiß, was ich kann und natürlich überlegt man sich, was wäre, wenn ich es ins Finale schaffe«, sagt Julia Merbach. Im Lauf selbst waren ihr allerdings bei der ersten Zwischenzeit schon Zweifel gekommen.

»Ich war zu Beginn einfach zu schnell«, sagt sie. Zwar sei auch die Zwischenzeit bei 400 Metern »noch okay gewesen«, aber danach habe sie das Anfangstempo schon in den Beinen gespürt. So musste sie den Konkurentinnen den Vortritt lassen.

»Einfach nur happy«

»Klar war ich am Anfang enttäuscht, aber das war schnell wieder vorbei. Ich habe mir vorher kein Ziel gesteckt und war einfach happy, überhaupt dabei zu sein. Wer jetzt sagt, ich hätte irgendwelche Erwartungen nicht erfüllt, der erzählt Quatsch«, erklärt die 25-Jährige.

Direkt nach dem Wettkampf gab es auch nur positives Feedback: Die Familie hat sich für sie gefreut und auch Freunde und Bekannte waren glücklich, sie über den TV-Bildschirm flimmern zu sehen.

In Berlin hat sie sich die Fabelzeit von Konstanze Klosterhalfen über 5.000 Meter hautnah aus der »Eintracht-Kurve« vom DFB-Pokal 2018 angesehen.

»Die Zuschauer waren bei meinem Vorlauf ja schon sensationell, aber was ich hier gesehen und gehört habe, das war echt beeindruckend«, berichtet Merbach.

2020 in Braunschweig

Sicher ist, dass sich Julia Merbach für 2020 ein Ziel gesetzt hat: die erneute Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften, die dann in Braunschweig stattfinden. »Leider nicht in diesem großartigen Rahmen als Finals in Berlin, denn es war schon megacool, vor 30.000 Menschen meinen Vorlauf zu bestreiten. Ob die Finals im kommenden Jahr auch auf Braunschweig zugeschnitten werden können, ist fraglich.

Eventuell lässt sich das Format aber ab 2021 langfristig in Berlin etablieren - sowohl Sportler als auch Zuschauer wären sicher begeistert«. Kommendes Jahr stehen im Sommer außerdem die Leichtathletik-EM in Paris, Olympia in Tokio und die Fußball-EM auf dem Sportkalender.

Kritik an der Quali

Kritisch fand Julia Merbach teilweise die Normzeiten, die die Athleten für die Finals schaffen mussten. »Da mussten viele Sportler Bestzeiten abliefern und haben dadurch auch in den Finals gefehlt. Ich glaube, dass sich der Verband noch einmal überlegen wird, die Quali-Norm so hoch anzusetzen«, berichtet die Sportlerin.

Noch drei Jahre weiter auf der Bahn

Julia Merbach studiert Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen. Ihr Ziel ist es, nach dem Bachelor- und gegebenenfalls dem Master-Abschluss entweder ins Event-Management oder ins Sport-Marketing einzusteigen.

Sportlich ist ihr Ziel, noch zwei bis drei Jahre weiterzumachen. »Da muss ich aber schauen, ob ich bei den 800 Metern bleibe oder auf die 1.500 Meter wechsle. Ich trainiere sowieso beides. Aber ewig kann ich auf dem Niveau nicht weitermachen. Dann werden die Familie und der Beruf Priorität haben«, sagt Merbach.

Wenn ihre zweiwöchige Trainingspause nach den Titelwettkämpfen beendet ist, geht es in die Vorbereitung auf die Hallensaison. Schließlich stehen hier die hessischen Meisterschaften und auch die »Deutschen« auf dem Plan.

»Ich überlege, ob ich 2020 auch ein Höhentrainingslager in Kenia mache - allerdings kostet das um die 2.000 Euro. Und ohne Sponsor wird es schwierig«, berichtet die Studentin, die erst als 15-Jährige mit Leichtathletik angefangen hat. (sr)

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