04. April 2020, 11:00 Uhr

Marburg

Marburger Forscher entwickeln Beatmungsgerät

Forscher der Philipps-Universität haben ein einfaches Beatmungsgerät entwickelt, das zur Kompensation fehlender Beatmungsplätze eingesetzt werden kann.
04. April 2020, 11:00 Uhr
Dr. Bastian Leutenecker-Twelsiek und Caroline Sommer diskutieren die neueste Version einer Zusatzkonstruktion für ein CPAP-Beatmungsgerät. Foto: Martin Koch

Weltweit gibt es zu wenige hochleistungsfähige Beatmungsgeräte, um gleichzeitig viele schwere Covid-19-Fälle zu versorgen. Es könnte sich ein Engpass ergeben, wenn es zu einer hohen Zahl schwerer Krankheitsfälle kommt.

Ein Team der Philipps-Universität und des Universitätsklinikums Gießen-Marburg hat zwei Konzepte für einfache Beatmungsgeräte entwickelt. Die Geräte können schnell und recht preisgünstig hergestellt werden und zum Einsatz kommen, wenn in Kliniken nicht mehr ausreichend reguläre Beatmungsplätze zur Verfügung stehen.

CPAP-Geräte in vielen Haushalten

Das erste Konzept basiert auf Geräten, die zum Beispiel zur Behandlung von Schlafapnoe eingesetzt werden. Diese sogenannten CPAP-Geräte sind in vielen privaten Haushalten vorhanden und können so erweitert werden, dass sie zur künstlichen Beatmung einsetzbar sind.

Die modifizierten CPAP-Geräte sind nicht so leistungsfähig wie professionelle Beatmungsgeräte. Für die Erstversorgung von akuten, schweren Covid-19-Fällen mit starker Atemnot sind sie nicht geeignet. Für solche Fälle müssen klinische Beatmungsgeräte eingesetzt werden. Wenn sich die Patienteninnen und Patienten aber nach ein paar Tagen so weit erholt haben, dass sie weniger intensiv beatmet werden müssen, könnten die modifizierten CPAP-Geräte für die Beatmung zum Einsatz kommen. Dann wären klinische Beatmungsgeräte wieder frei und stünden für die nächsten Personen mit akuten Problemen zur Verfügung.

Für Länder, in denen CPAP-Geräte nicht verbreitet sind, entwickelt das Team derzeit als zweiten Ansatz einfache Geräte auf der Basis von sogenannten »Ambu Bags«. Diese Beatmungsbeutel werden in der Ersten Hilfe zur Erstversorgung eingesetzt und sind in großer Stückzahl preisgünstig verfügbar. Sie bestehen aus einer Maske, die auf das Gesicht gedrückt wird, und einem komprimierbaren Beutel, der mit der Hand in regelmäßigen Abständen zur Beatmung zusammengedrückt wird. Das Team entwickelt nun mechanische Apparaturen, welche die Beutel periodisch zusammendrücken.

Geräte zum Nachbauen

Ziel des Teams ist es, alle technischen Informationen und Bauanleitungen öffentlich verfügbar zu machen. Damit soll die Möglichkeit geschaffen werden, die Geräte weltweit nachzubauen und in größeren Stückzahlen herzustellen.

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