23. September 2020, 15:00 Uhr

Marburg

Hauptfriedhof nun Teil des immateriellen Kulturerbes

Die Friedhofskultur in Deutschland gehört seit März in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes.
23. September 2020, 15:00 Uhr
Nicht nur auf dem Marburger Hauptfriedhof wird die vielfältige Bedeutung von Friedhöfen deutlich. Foto: Freya Altmüller

Anlässlich des »Tags des Friedhofs« am 20. September wurden zahlreiche Friedhöfe mit einer entsprechenden Plakette ausgezeichnet. Auch die Stadt Marburg beteiligte sich an dieser Aktion: Der Hauptfriedhof ist nun als Kulturraum dieses immateriellen Kulturerbes ausgewiesen.

»Es sind nicht die Friedhöfe an sich zum immateriellen Kulturerbe ernannt worden«, erläuterte Bürgermeister Wieland Stötzel, »sondern die Friedhofskultur; also all das, was Menschen auf dem Friedhof tun«. Dazu gehöre das Trauern, Erinnern und Würdigen genauso wie das Gestalten, Pflegen und Weiterentwickeln. Gemeinsam mit Marion Kühn, Leiterin des Fachdienstes Stadtgrün und Friedhöfe, brachte er ein Schild an der neuen Friedhofskapelle am Rotenberg an, um so auf die wichtige Bedeutung der Friedhofskultur für die Stadt aufmerksam zu machen.

Marburg Teil des bundesweiten Netzwerks

Marburg gehört damit zu einem bundesweiten Netzwerk von mehr als 100 Städten, die den »Tag des Friedhofs« am Sonntag der Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe widmen. Im Frühjahr hatte die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco-Kommission) diese Ernennung beschlossen. Im Zuge der Corona-Pandemie geriet die Auszeichnung jedoch vorerst in den Hintergrund. Mit der Aktion »Friedhöfe auszeichnen« möchte nun auch die Universitätsstadt auf dieses vielschichtige Kulturerbe aufmerksam machen.

»Der Friedhof ist vor allem auch ein Ort der Lebenden, der weit über die persönlichen Trauerrituale hinaus identitätsstiftende Bedeutung für unsere Gesellschaft hat. Hervorzuheben ist zum Beispiel die historische Dimension der Denkmäler«, sagte Stötzel.

»Der Kulturraum Friedhof bildet zudem den größten Skulpturenpark unserer Stadt und ist zugleich Inspirationsfläche für viele Kunstformen. Besonders bedeutsam ist seine soziale Funktion: Der Friedhof erweist sich als Treffpunkt für Familien oder Angehörige und wirkt auch sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegen«, ergänzte Kühn.

Ort der Integration und des Friedens

Nicht zuletzt zeige sich dieser Kulturraum über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg als ein Ort der Integration und des Friedens. Der Umweltdezernent verwies außerdem auf die Bedeutung der Friedhöfe für den Naturschutz, zum Beispiel als Ort der Biodiversität. Die Auszeichnung des Friedhofs der Stadt Marburg hat das »Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur« initiiert, das sich der Pflege und Weiterentwicklung dieses Kulturerbes verschrieben hat.

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