Alle Angebote gingen der Frage nach, wie das Schloss der Zukunft aussehen soll. Schloss-Bibliothekar Hubertus von Klingelklangel hat das mannsgroße Buch über »Schlossie« unter dem Vorbau des ehrwürdigen Gemäuers aufgeschlagen. Der Mann mit dem Schlapphut nimmt immer neue Bilder des verschollenen Schlossmonsters in die alte Kladde auf. Dazu zeichnen Erwachsene und Kinder »Schlossie« mal als »Ungeheuer von Loch Marburg«, mal als Gespenst oder Drache. Schließlich weiß niemand so genau, wie es eigentlich aussieht. Vor allem Familien spazierten rund um das Schloss, um die Aufgaben aus dem Erlebnisspiel »Findet Schlossie« von Theater Gegenstand und Fast Forward Theater zu lösen.
Zwischendurch konnte man Zettel in Wunschboxen werfen - mit Vorstellungen und Ideen zur Zukunft des Schlosses. Denn das war das Ziel der Beteiligung: Möglichst viele Menschen und Blickwinkel einzubeziehen. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies war froh über den energiegeladenen Prozess, der das Wahrzeichen Marburgs aus seinem Dornröschenschlaf wecken soll.
Das Schloss mit allen Sinnen erleben
Die Grundfrage: »Was muss passieren, damit alle Touristen und alle Marburger mindestens einmal im Jahr ins Schloss gehen?«. In Workshops probierten die Teilnehmer unterschiedliche Wege aus, wobei alle Sinne gefordert waren. Eine Gruppe wandelte mit einem »Smellwalk« durch Räume und Höfe, schnupperte an alten Türen und nach Algen riechenden Steinen.
Dunkle Masken trugen die Teilnehmer, die den Geräuschen auf der Spur waren. Ausnahmsweise durfte eine Gruppe sogar das Türmchen für die Schlossuhr besuchen, einem Gewirr aus alten Balken und Treppen, das intensiv nach Holz riecht. Zugleich konnten sie am Uhrwerk mit seinen großen Zahnrädern sehen und hören, was es mit dem »Zahn der Zeit« auf sich hat. Um Geschichten des Alltags und ein Museum für alle Sinne ging es auch Christoph Otterbeck, der das Uni-Museum leitet. Er präsentierte klimpernde Münzen, das Megafon des Türmers, Spielsteine, Perlen und Krauthobel: »Das Schloss war auch ein Ort, wo man isst, trinkt, diskutiert, Musik hört und Theater erlebt«, sagte Otterbeck.
Futuristische Bauten und Fotoboxen
Eine weitere Gruppe baute sich die Zukunft des Schlosses mit Lego, wobei futuristische Bauten mit Raumstationen, Satelliten, tropischen Pflanzen und Polizeistationen herauskamen. Zwei Fotoboxen luden dazu ein, sich vor dem Gemälde zum Religionsgespräch und im Fürstensaal in Posen zu werfen und ein eigenes Bild vom Schloss mitzunehmen.
Dazu gab es Collagen, Diskussionen und Ideen-Wände, die weitere Vorstellungen der Gäste zum Vorschein brachten: den Fürstensaal so nachstellen, dass man sehen kann, wie Landgrafen hier einst thronten, eine nachgebaute Schlossküche, Stationen zum Anfassen, Hören und Riechen, eine Seilbahn zum Schloss, auf jeden Fall mehr Veranstaltungen, Orte für Pferdeknechte und Dienstmädchen, außerschulische Bildungsangebote, historische Werkstätten, Bildungsurlaube, Kostümführungen, Projektwochen, Bälle im Fürstensaal, Ritterfestspiele, Mittelaltermärkte und eine auffälligere Gestaltung des Eingangs zum Schloss.