10. September 2018, 11:00 Uhr

Marburg

Für Demokratie ohne Hass und Hetze

Rund 7.500 Menschen sind bei der Demonstration und Kundgebung »#wirsindmehr – Marburg gegen Rechtsextremismus« auf die Straße gegangen.
10. September 2018, 11:00 Uhr
Bei der Abschlusskundgebung drängten sich Tausende Teilnehmer der Demonstration auf dem Marburger Marktplatz. Foto: Patricia Grähling/Stadt Marburg

Die Stadt Marburg und die Stadtverordnetenversammlung hatten kurzfristig dazu eingeladen und binnen drei Tagen breite Unterstützung durch etliche Vereine, Institutionen und Gruppen sowie die heimische Wirtschaft erfahren.

Der Demonstrationszug startete gegen 17 Uhr am Erwin-Piscator-Haus und führte dann Richtung Universitätsstraße und über den Hanno-Drechsler-Platz weiter in die Oberstadt bis zum Marktplatz. Veranlasst durch die Ereignisse in Chemnitz, hatte die Stadtverordnetenversammlung die dortigen Ausschreitungen verurteilt und in einem Beschluss formuliert: »In Marburg ist kein Platz für rechtsextremistisches Gedankengut!«

Menschen nicht nach Kategorien abwerten

Bei der Kundgebung auf dem Marktplatz ergriff Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies für den Magistrat der Stadt Marburg das Wort. »Es darf keinen Zweifel geben: Wer Menschen nach Kategorien abwertet, seien sie rassistisch, homophob oder antisemitisch, wer rechtsextremes Gedankengut verbreitet, der stellt sich außerhalb unserer demokratischen Gesellschaft«, sagte Spies. Zwar seien nicht alle Menschen, die auf eine Pegida-Demonstration gingen, gleich auch Rechtsextremisten. Aber niemand dürfe – bei aller persönlichen Angst oder Wut – ignorieren, wenn bei einer Demo der Hitlergruß gezeigt und Menschen gejagt würden. »Es darf und muss von allen anständigen Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes erwartet werden, dass sie einen Ort, eine Demonstration verlassen, auf der rassistische Parolen skandiert und auf der Gewalt ausgeübt wird.«

»Im Stadtparlament, für das ich hier spreche, sind wir uns nicht immer einig. Und das müssen wir auch nicht. Denn wir bilden ein breites Spektrum aus Meinungen und Weltbildern ab«, sagte die stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin Dr. Elke Neuwohner. »Unzertrennbar einig sind wir uns aber darin, dass Hass und Hetze nicht das Zusammenleben bestimmen dürfen. Wir Marburgerinnen und Marburger treten gemeinsam ein für eine lebendige Demokratie ohne Hass und Hetze.«

Prof. Evelyn Korn, Vizepräsidentin der Philipps-Universität, hob hervor: »Jede/r unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und unserer Studierenden hat viele Facetten und jeder Einzelne ist besonders.«

Zeichen gegen Gewalt und Rassismus

Georg Simonsky (SPD) war Teil einer Gruppe, die am 1. September in Chemnitz bei einer Gegendemonstration von Rechtsextremisten angegriffen wurde. Er sagte: »Das, was gerade passiert, geht uns alle an, denn es ist ein Angriff auf unsere demokratische Gesellschaft.«

Prof. Maximiliane Jäger-Gogol bezeichnete die Kosten für die Flüchtlingshilfe als »unmittelbare Kosten unserer Lebensweise, unserer Wirtschaftspolitik und unserer Waffenexporte«. Burkhard zur Nieden, der Dekan der evangelischen Kirche Marburg, meinte: »Wir brauchen Menschen, die unsere Verfassung mit Leben füllen. Deswegen ist es wichtig, dass wir alle hier stehen.«

Zeichen gegen Gewalt und Rassismus setzten auch das Hessische Landestheater Marburg mit Texten von Bertolt Brecht und der Marburger Sänger Robert Oberbeck mit Musik.

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