Eine Beratungsgruppe - koordiniert von der Wirtschaftsförderung des Landkreises - will jetzt die Gastronomen unterstützen. »Fachleute äußern sich sogar in der Form, dass gerade jetzt das große Gastronomiesterben im ländlichen Raum erst richtig beginnen wird«, schilderte Erster Kreisbeigeordneter und Wirtschaftsdezernent Marian Zachow. Der ländliche Raum lebe aber mit und von einer attraktiven gastronomischen Versorgung, die viele positive Kopplungswirkungen in der Region biete. Deshalb habe der Landkreis nun die Initiative ergriffen und die Idee mit einer Beratungsgruppe für Gastronomen entwickelt.
Beratungsgruppe ins Leben gerufen
»Existenzgründungen in der Gastronomie, teilweise auch ohne eine besondere fachliche Vorbildung, führen oft zu keinem dauerhaften Erfolg«, ergänzte Dr. Frank Hüttemann, Leiter des Fachdiensts Wirtschaftsförderung beim Kreis. Deshalb sei eine Beratungsgruppe mit vier erfahrenen Gastronomen ins Leben gerufen worden. »Diese Fachleute sollen Interessierten Hilfestellung bei der Gründungsentscheidung geben«, erläuterte er.
Dazu gehörten zum Beispiel Fragestellungen wie die Ausrichtung des Angebots, Suche und Bewertung eines Standorts, Werbung, Einrichtung des Lokals und Preisgestaltung.
Die Gastronomen Konrad und Henrik Debelius sprachen sich für eine Qualifikation für Gastronomen aus. Die »Frikadellen-Prüfung«, also eine Schulung zur Hackfleischverordnung, reiche nicht aus. »Qualifikation kann Qualität sichern«, waren sie sich einig. Für mehr Praxisbezug in der gastronomischen Ausbildung sprach sich zudem Hoteldirektorin Andrea Thomas aus. Auch fundiertes kaufmännisches Wissen sei sehr wichtig, denn aus den Zahlen könne man erkennen, welche Fehlentscheidungen man in einem Betrieb getroffen habe.
Um im Vorfeld Informationen über die gastronomische Situation im Landkreis zu erhalten, habe die Wirtschaftsförderung eine Abfrage bei den Städten und Gemeinden gestartet, so Zachow. »Viele sehen darin einen nicht zu unterschätzenden Standortfaktor«, schilderte er die Ergebnisse der Umfrage. Bezüglich des Nachwuchsmangels in der Gastronomie biete der Fachdienst Wirtschaftsförderung Weiterbildungs- und Fördermittelberatung für Unternehmen und Beschäftigte an und unterstütze dabei, den Berufsabschluss nachzuholen, sagte Hüttemann.
Plattformen zum Austausch
»Die Informationsmöglichkeiten der Gäste haben sich vor dem Hintergrund von Online-Bewertungsplattformen in der Hotellerie und Gastronomie erheblich verändert. Hierauf müssen sich die Betriebe einstellen. Auch hierzu werden Beratungsangebote entwickelt«, ergänzte Hartmut Reiße, Geschäftsführer des Hessischen Tourismusverbands.
Mit dem Gastronomen-Netzwerk bieten der Landkreis, die Industrie- und Handelskammern (IHK) Lahn-Dill und Kassel-Marburg, der Naturpark Lahn-Dill-Bergland, die Hotel- und Touristikfachschule Marburg, die Qualifizierungsoffensiven der Landkreise Lahn-Dill und Marburg-Biedenkopf sowie die Gastronomen bereits Plattformen zum Austausch. Das Netzwerk trifft sich ein- bis zweimal im Jahr und organisiert jährlich eine Veranstaltung für Gastronomen. Ziel des Netzwerks ist es, wirtschaftliche Perspektiven und neue Strategien fürs Gastgewerbe auf unterschiedlichen Ebenen darzustellen.
Der Kontakt zur Beratungsgruppe Gastronomie ist möglich beim Landkreis Marburg-Biedenkopf, Fachdienst Wirtschaftsförderung, Telefon 06421/405-1225 oder E-Mail: huettemannfr@marburg-biedenkopf.de.