06. Juli 2020, 13:00 Uhr

Gießen

Doppelspitze für das Stadttheater

Das Votum im Auswahlverfahren - oder auch Casting - viel einstimmig aus: ab Sommer 2022 haben zwei Frauen das Sagen im Stadt- und Musiktheater Gießen.
06. Juli 2020, 13:00 Uhr
Landrätin Anita Schneider, Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz, Simone Sterr und Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn (v.l.). Foto: Rolf K. Wegst

Im Sommer 2022 übernimmt Simone Sterr die Intendanz am Stadttheater Gießen. Sterr hat sich im Team mit Ann-Christine Mecke beworben, die den Bereich Musiktheater leiten wird. Nach einem ausführlichen Findungsverfahren haben die Gesellschafterinnen der Stadttheater Gießen GmbH in Absprache mit dem Land am 30. Juni die Entscheidung gefällt.

Beratend begleitete ohne Stimm- und Vorschlagsrecht die derzeitige Intendantin Cathérine Miville den Findungsprozess.

Mit der Entscheidung für Simone Sterr, die derzeit Dramaturgin und Leiterin des Schauspiels am Theater Bremen ist, und der Dramaturgin für Musiktheater an der Staatsoper Wien, Ann-Christine Mecke, haben sich die Gießener Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz und Landrätin Anita Schneider für zwei ausgewiesene Theatermacherinnen entschieden, die beide für Ensembletheater, Innovation und Internationalität stehen.

»Kompetente Theatermacherinnen«

Die Oberbürgermeisterin sprach von einer »wegweisenden besonderen Entscheidung«. Es freue sie sehr, dass zwei so kompetente Theatermacherinnen für die Leitung des Mehrspartenhauses gewonnen werden konnten. Die Entscheidung sei in Aufsichtsrat und Expertengremium eindeutig ausgefallen, nach einem, wie sie betonte, »ordentlichen, ausführlichen und allen Gerüchten zum Trotz stets transparenten Prozess«.

Die Landrätin hob die »unglaublich vielen überzeugenden Bewerbungen« hervor, die im Lauf des Verfahrens eingegangen seien. Sterr und Mecke hätten dabei nicht nur mit ihren konzeptionellen Vorstellungen für die Zukunft des Theaters auf ganzer Linie überzeugen können, sondern auch mit einem offenen Führungsstil mit flachen Hierarchien.

Ministerin gratuliert

Auch Angela Dorn, hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, war nach Gießen gekommen, um Simone Sterr und Ann-Christine Mecke persönlich zu gratulieren: »Ich freue mich riesig, dass wir nun für Gießen zwei so herausragende Theaterfrauen gewinnen konnten.«

Die 1970 geborene Sterr stellte nun in Gießen wesentliche Punkte vor, die sie ab 2022 umsetzen möchte. Ann-Christine Mecke war bei diesem Termin verhindert.

Wichtig für Sterr ist eine Stärkung der festen Ensembles in allen Sparten und den Ausbau von festen Solisten im Musiktheater: »Feste Ensembles haben eine große identifikatorische Bedeutung, nach außen in der Beziehung zum Publikum, aber auch innerhalb der Mitarbeiterschaft. Menschen, die eine Meinung haben und die Stimme erheben, bringen das Theater voran.« Sterr möchte zudem das Kinder- und Jugendtheater weiter stark machen: »Auch Kinder haben ein Recht, dass ihre Weltsicht und Lebenswirklichkeit auf der Bühne erzählt wird.«

Wichtig ist ihr zudem die Vernetzung mit dem Stadtraum und eine »Offenheit, raus aus der Stadt zu gehen« und neue Spielorte zu erschließen. Dazu gehören auch Diskursreihen und Festivals: »Theater ist auch eine Feier, eine Party.« Außerdem sprach sie sich dafür aus, dass weibliche Handschriften nicht eine Besonderheit sind, »sondern ein Selbstverständlichkeit«.

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