14. Juni 2018, 15:00 Uhr

Eschenburg

»Corvette«-Piloten trafen sich in Hirzenhain

Was Trabis und richtige Autos, also etwa Chevrolet Corvettes, gemeinsam haben? Sie sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Also aus Plastik.
14. Juni 2018, 15:00 Uhr
Farbenprächtige »U-Boot-Jäger« am Rande des Segelflugfeldes. Der Name der US-amerikanischen Kunststoffboliden ist maritimen Ursprungs und leitet sich von »Korvette« ab, den kleinen und wendigen Kriegsschiffen. Foto: Heimann

Die Rennpappe aus Zwickau besteht im Wesentlichen aus Leukoplast, die Karosserie des sportiven Boliden aus Kentucky aus »glasfaserverstärktem Kunststoff«. Was sich natürlich deutlich besser anhört. Fast zwei Dutzend dieser schnittigen Kraftpakete – also Corvettes, nicht Trabanten – waren auf dem Hirzenhainer Segelflugplatz »gelandet«. Es handelte sich dabei um eine Art automobiles »Fly-in«, veranstaltet vom Deutschen Corvette-Forum, einer Community, in der sich die Liebhaber dieser prächtigen amerikanischen Schlitten zusammengeschlossen haben.

Organisiert hatte die Drei-Länder-Tour, die abseits der Hauptverkehrsstrecken durch Rheinland-Pfalz, NRW und Hessen führte, der Ewersbacher Volker Krau. Die geballte Power unter den Motorhauben addiert, waren in Summe 6.000 Pferdchen auf teils holprigen Pfaden unterwegs.

Die Boliden – Cabrios, Coupés und Limousinen – hatten alle schon ein paar Jährchen auf dem Chassis und waren, je nach Baureihe, irgendwann zwischen 1953 und 1982 vom Stapel gelaufen. Diese Modelle der Typenreihen C1 bis C3 werden längst nicht mehr gefertigt und gelten inzwischen als Klassiker.

»Porsche fährt doch jeder!«

Warum es ausgerechnet so ein betagter Schlitten aus Ami-Land sein müsse? Porsche und Mustang, so die Antwort, würde ja jeder fahren. Oder fast jeder. Und übermäßig viel Sprit schlucken die Karren auch nicht: 10 Liter auf 50 Kilometer – klingt zumindest besser als 20 auf 100. Irgendwo muss die unbändige Kraft ja herkommen.

Hin und wieder begegnet man einer dieser stattlichen Karossen. General Motors hat schließlich Zigtausende davon von den Fließbändern rollen lassen. Einige fanden auch den Weg nach Deutschland. So dürften noch etwa 3.000 der älteren C1- bis C3-Varianten über den Asphalt schnurren. Wenn sie aber in solch massierter Form auftreten, ist ihnen die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums sicher. Der normale Flugbetrieb am Segelflugplatz war plötzlich total uninteressant. Am Tag zuvor hatte die stolze Armada bereits auf Burg Greifenstein Station gemacht und dem alten Gemäuer vorübergehend den Sightseeing-Rang abgelaufen.

U-Boot-Bekämpfung an Land

Der Name »Corvette« hat übrigens maritimen Ursprung und leitet sich von den Korvetten ab. Das sind kleine, wendige Kriegsschiffe, wie sie auch zur Bekämpfung von U-Booten eingesetzt werden. Die Wahrscheinlichkeit, einem solchen auf unseren Straßen zu begegnen, gilt als eher gering.

Ein Auto-Tester hatte die Kraftprotze verächtlich einmal als »Scheinsport-Wagen mit dem Fahrverhalten eines Kängurus« bezeichnet. Wer jedoch das Privileg genießt, hinter dem Steuer eines dieser mit V8-Motoren ausgestatteten automobilen Anachronismen Platz nehmen zu dürfen und durch die Pampa zu cruisen, wird diese Einschätzung kaum teilen. (jh)

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