10. Dezember 2017, 11:00 Uhr

Wetzlar

Caritas erprobt neue Wege

»Über den Tellerrand hinaus« nennt sich das neue Projekt, mit dem der Caritasverband Wetzlar/Lahn-Dill-Eder neue Wege in der kommunalen Jugendarbeit gehen will.
10. Dezember 2017, 11:00 Uhr
Thomas Vitt und Michelle Kunz setzen sich für eine stärkere Vernetzung der Jugendpflegen ein.

Ziel des neuen Projekts ist es, die Jugendarbeit stärker miteinander zu vernetzen und Schnittstellen in der Arbeit besser als bisher zu nutzen. Neue Gruppenangebote und Einzelfallhilfe für Kinder und Jugendliche sollen in den Jugendtreffs platziert werden.

Aktuell ist der Caritasverband in fünf Kommunen im ländlichen Raum mit der Durchführung und Planung der kommunalen Jugendpflege betraut. Dazu zählen die Standorte in Schöffengrund, Sinn, Haiger, Driedorf und Mittenaar.

Bedürfnisse der Jugendlichen ermitteln

Michelle Kunz ist seit September als Projektkoordinatorin zuständig, ihr Büro hat sie in der Hintergasse 2 in Dillenburg bezogen. Dort ist sie aktuell jedoch nur selten anzutreffen: »Die meiste Zeit bin ich vor Ort in den Jugendpflegen unterwegs«, berichtet Kunz, die in Marburg Erziehungs- und Bildungswissenschaften studiert hat. »Ich lerne die Jugendlichen vor Ort kennen, deren Alltag und Probleme«. Dabei falle auf, dass es sowohl große Unterschiede in der Sozial- und Altersstruktur der Jugendlichen als auch in deren Bedürfnissen gebe. Diese seien bei Gymnasialschülern häufig andere als bei Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern.

Ebenso haben Kinder und Jugendliche aus finanziell schwächeren Familien oder Kinder mit einer körperlichen oder seelischen Behinderung verschiedene Bedürfnisse, die aber alle in den Jugendpflegen vorkommen.

Hier bestehe häufig ein großer Beratungs- und Unterstützungsbedarf, so Kunz. Auffällig sei auch, dass der Altersschnitt sich immer weiter nach unten verschiebe.

Angebote stark frequentiert

Die Jugendräume in den ländlichen Gemeinden werden sehr gut frequentiert – an einigen Standorten kommen täglich 30 bis 40 Kinder. Sie werden in der Regel von einer männlichen und einer weiblichen pädagogischen Fachkraft betreut. Leider ist nicht mehr in allen Kommunen eine ganze Stelle realisierbar. Das ist zu wenig. Auch darin sieht Kunz eine wichtige Aufgabe: »Oft suchen gerade die ruhigen Kinder in den großen Gruppen weniger den Kontakt zu den Mitarbeitern und halten sich im Hintergrund auf. Ich setze mich mit ihnen hin und versuche, mehr über ihre Alltagsprobleme zu erfahren«.

Förderung bis 2020

Finanziert wird die Jugendarbeit über die jeweilige Kommune. Aufgrund der ohnehin angespannten Haushaltslage ist das Budget für die Jugendarbeit gering und geht nicht über eine Regelfinanzierung hinaus. »Ein vernetztes Arbeiten ist uns daher bisher nur eingeschränkt möglich gewesen und würde auch zu viel Arbeitskraft in den einzelnen Jugendtreffs abziehen«, beschreibt Thomas Vitt, Abteilungsleiter Jugend und Schule des Caritasverbands, die Problematik. Genau hier sei eine Schnittstelle notwendig, um Mädchen und Jungen mit ihren vielfältigen Problemen noch besser aufzufangen.

Das Projekt »Über den Tellerrand hinaus« wird über die Deutsche Fernsehlotterie finanziert. Die Förderung endet 2020. Die dann geschaffenen Strukturen sollen über die Projektlaufzeit hinaus tragen.

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