05. April 2021, 13:00 Uhr

Wetzlar

Schmalerer Etat zwingt zum Handeln

Das Paul-Schneider-Freizeitheim bei Dornholzhausen wird verkauft. Das haben zur Synode 79 von 110 Delegierten bei drei Enthaltungen beschlossen.
05. April 2021, 13:00 Uhr
Von links: Abteilungsleiterin Margit Hartmann, Superintendent Dr. Hartmut Sitzler und Marcus Brenzinger im Kirchenamt während der digitalen Synode. Foto: Barnikol-Lübeck

Eine Alternative zum Verkauf des Freizeitheims, die der Vorstand der Synode vorgelegt hatte, wäre gewesen, das traditionsreiche Haus künftig als Bildungs- und Begegnungszentrum einzurichten. 1,65 Millionen Euro hätte die Finanzierung der Umbau- und Sanierungsmaßnahmen den Kirchenkreis mindestens gekostet - abgesehen von einem jährlichen Zuschussbedarf von 70.000 Euro.

Emotionale Diskussion mit Sachlichkeit

Besser »in Menschen statt in Steine investieren«? Oder »ein Haus aus lebendigen Steinen für alle Kirchengemeinden erhalten«? Auch die Möglichkeit einer Kooperation mit anderen Häusern in der Region wurde angesprochen.

Der Langgönser Bürgermeister Marius Reusch, der sich in die Synode eingeschaltet hatte, plädierte vor dem Hintergrund zahlreicher Gespräche mit dem Kirchenkreis dafür, das Haus zu erhalten und eine Waldkita einzurichten. Es folgte eine lange, kontroverse und sowohl sachorientierte als auch emotional geführte Diskussion. Zwei weitere Häuser in Wetzlar und Hüttenberg werden ebenfalls veräußert.

Einnahmeverluste zu erwarten

Die zweitägige Synode unter Leitung von Superintendent Dr. Hartmut Sitzler musste zahlreiche richtungsweisende Entscheidungen treffen. Bis 2030 werden nämlich voraussichtlich die zur Verfügung stehenden Finanzen (18,3 Millionen Euro Kirchensteuereinnahmen 2020) um ein Drittel sinken. »Das zwingt uns zum Handeln«, erklärte der stellvertretende Superintendent Christoph Schaaf.

Um verantwortlich planen zu können, standen daher auch die weiteren kreiskirchlichen Arbeitsbereiche wie zum Beispiel die Frauenarbeit, die Jugendarbeit oder die Seelsorge zur Diskussion. Auch mit der Frage, wie die kreiskirchlichen Arbeitsfelder konkret die 43 Gemeinden unterstützen können, hatten sich die Synodalen zu beschäftigen.

Einschnitte bei Bildung und Kantorat

Zunächst zwei volle hauptamtliche Stellen im Gegensatz zu vier in der Vergangenheit sind für den Bereich der Bildungsarbeit vorgesehen. Dazu gehören die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Frauen und Männern sowie die Aufgaben des Schulreferats. Das Kreiskantorat hat künftig einen Dienstumfang von nur noch 25 Prozent (vorher 66 Prozent). Diese Aufgabe nimmt der Kantor der Kirchengemeinde Wetzlar bereits kommissarisch wahr.

Die Pfarrstelle für Flüchtlingsarbeit im Umfang von 25 Prozent lief im vergangenen Jahr aus. Der kirchliche Arbeitskreis Flucht wird diese Arbeit mit ihren diakonischen und juristischen Aspekten weiterhin begleiten.

Gemeinden in die Pflicht genommen

»In der Seelsorge sind auch die Gemeinden gefordert«, so der Synodalbeauftragte Friedhelm Block. Von Stelleneinsparungen in den nächsten zehn Jahren ist auch das Kirchenamt in Wetzlar betroffen. Alle Neustrukturierungen von Stellen sind jedoch sozialverträglich geplant.

Umstrukturierungen gibt es auch in der Seelsorge: Für das Klinikum Wetzlar und die Neurologische Klinik Braunfels, für die derzeit 1,25 Pfarrstellen eingerichtet sind, wird perspektivisch nur noch eine Stelle eingeplant. Zusätzlich wird es jedoch eine Stelle im Umfang von fünf Wochenstunden in der stationären Geriatrie der Klinik »Falkeneck« in Braunfels geben. Zudem beschloss die Synode, eine Verlängerung des Pilotprojekts »Schulseelsorge« an zwei Wetzlarer Schulen.

Tafelarbeit geht weiter

Ein wichtiges Zukunftsthema für die Synode ist die sozialdiakonische Verantwortung. Die Tafelarbeit, deren Träger die Kirchengemeinde Niedergirmes ist, soll auch in den nächsten Jahren finanzielle Unterstützung vom Kirchenkreis erhalten. »Die Tafel Wetzlar braucht eine verlässliche Planungsgrundlage und muss bei Einbrüchen im Spendenaufkommen noch handlungsfähig sein«, hieß es im Antrag von Jens-Michael Wolf. Die Stelle für das Öffentlichkeitsreferat wird bei einer Neubesetzung um 25 auf 100 Prozent aufgestockt. Hier soll künftig die Entwicklung eines Social-Media-Angebots integriert werden.

Zukunft durch Nachwuchsförderung

In den Überlegungen zur Zukunft des Kirchenkreises soll zudem die theologische Nachwuchsförderung eine Rolle spielen. »Zurzeit gibt es 43 Pfarrstelleninhaber und Pfarrstelleninhaberinnen. Zum 1. Januar 2031 werden davon 23 im Ruhestand sein«, heißt es im Antrag der Presbyterien Dorlar und Atzbach.

Innere Erneuerung

Doch nicht nur um die äußeren Strukturen soll es künftig gehen. »Unser zentrales Thema muss die innere Erneuerung der Kirche sein«, betonte der Superintendent. »Das ist im Leitwort unseres Kirchenkreises sehr gut formuliert: ›Hören-Glauben-Handeln‹. Es gibt keine schönere Aufgabe, als daran mitzuarbeiten.«

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