15. Oktober 2019, 15:00 Uhr

Herborn

Auswanderleben vor 170 Jahren

»Texas für immer« stand im Mittelpunkt der Lesung von Barbara Ortwein, zu der der Herborner Geschichtsverein in Kooperation mit der Stadtbücherei eingeladen hatte.
15. Oktober 2019, 15:00 Uhr
Barbara Ortwein hat sich mit der Geschichte heimischer Auswanderer ab dem Jahr 1844 beschäftigt und deren Weg nach und in Texas verfolgt. Foto: privat

Autorin Barbara Ortwein, geboren in Lippstadt, lebt heute in Prag und hat sich den Auswanderern nach Texas verschrieben. Viele Jahre war sie in Winterberg als Musiklehrerin tätig. Ortwein hat eine Trilogie über die Geschichte der Auswanderer geschrieben, die von 1844, dem Beginn der ersten Auswanderungswelle mit 7.380 in Listen erfassten Auswanderern, bis 1898 reicht. Daneben hat sie auch Werke verfasst, die in der Bretagne und in Cornwall spielen.

Geschichte als Hintergrund

Die Autorin beschrieb den geschichtlichen Kontext in Deutschland vor 50 Zuhörern und las aus dem ersten Band.

Sie verwies auf die Rolle des Mainzer Adelsvereins sowie auf Herzog Adolph von Nassau, Carl Prinz zu Solms-Braunfels und Otto von Meusebach aus Dillenburg.

Die Lesung reicherte Ortwein mit Auswandererliedern der Zeit an. Die bekanntesten waren die englische Version »Von den Blauen Bergen« und »Muss i denn zum Städtele hinaus«, das Elvis Presley, selbst ein Nachfahre deutscher Auswanderer, in den 50er-Jahren noch einmal populär machte.

Der Prinz von Braunfels

Im Mittelpunkt der historischen Romane stehen Karl Engelbach und sein Sohn Johann, die sich von einem Dorf in der Nähe von Marburg über Osnabrück, Bremen und Bremerhaven auf den Weg in die neue Welt machten. Johann hielt die lange Reise mit 56 Tagen auf dem Schiff über den Atlantik in seinem Tagebuch fest.

An der Küste Amerikas in Charleston angekommen, war die Reise noch nicht zu Ende. Nach monatelangem Lager in Zelten bei schlechter Witterung zog der Tross weiter bis zu einer Ebene, in der die ersten 150 Siedler die Stadt New Braunfels gründeten. Kurze Zeit später ging der Prinz von Braunfels, den sie »Texas-Carl« nannten, wieder zurück nach Deutschland.

Der Adelsverein hatte noch weiter im Landesinneren Land gekauft, das allerdings von den Komantschen besiedelt war. Otto von Meusebach war es trotzdem gelungen, einen neuen geeigneten Platz für die Siedlung Friedrichburg (heute Fredericksburg), benannt nach Friedrich von Preußen, zu finden.

Texas wird zur Heimat

Die kleinste Ansiedlung der deutschstämmigen Auswanderer ist Luckenbach mit nur vier Einwohnern, aber mit Tausenden von Besuchern jährlich. Es sollte noch viele Jahre dauern, bis sich die Nachfahren von Karl und Johann Engelbach in der neuen Heimat etabliert hatten und bis »Für immer Texas« Wirklichkeit wurde.

Sehenswert war neben der Lesung auch die Ausstellung mit Dokumenten der Ausgewanderten aus Herborn und Umgebung sowie über die Orte New Braunfels und Luckenbach.

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