27. Juli 2019, 13:00 Uhr

Leun

Archäologische Ausgrabungen abgeschlossen

Im Rahmen der Bauarbeiten zum vierstreifigen Ausbau der B49 zwischen Tiefenbach und Leun haben umfangreiche archäologische Untersuchungen im Baufeld stattgefunden.
27. Juli 2019, 13:00 Uhr
Die Archäologen bei der Arbeit. Foto: R.Dürr/WiBa

Diese Maßnahmen sind mit zahlreichen Entdeckungen abgeschlossen worden. Die Bauarbeiten schreiten derweil weiter voran.

Seit 2015 bereits wird die Martinskirche in Leun im Rahmen eines Forschungsprojektes zur archäologischen Landesforschung vom Vorgeschichtlichen Seminar der Philipps-Universität Marburg in Kooperation mit der HessenArchäologie am Landesamt für Denkmalpflege Hessen untersucht.

Mittelalteriche Siedlung vermutet

Aus diesem Grund wurden geomagnetische Untersuchungen im Umfeld der Kirche durchgeführt, bevor mit dem Ausbau der B49 im neunten Bauabschnitt begonnen werden konnte.

Dadurch verhärtete sich der Verdacht, dass mit mittelalterlichen Siedlungshinterlassenschaften im Bereich der neuen Anschlussstelle der B49 westlich der Martinskirche zu rechnen ist.

Die laufenden Straßenbauarbeiten wurden daher seit November 2018 durch die archäologische Fachfirma Wissenschaftliche Baugrund-Archäologie begleitet. Die fachliche Aufsicht liegt bei der Abteilung HessenArchäologie. Die bei den Ausgrabungen vorgefundene Anzahl und die räumliche Ausdehnung der Befunde haben sich inzwischen als weit größer herausgestellt, als dies im Vorfeld angenommen werden konnte.

Im Bereich der B49 bei Leun wurden bei den Ausgrabungen frühmittelalterliche Siedlungsspuren gefunden. Bis Mitte Juni dieses Jahres sind parallel zum Baustellenbetrieb mehr als 160 Befunde untersucht und dokumentiert worden. Darunter auch zwölf Grubenhäuser, verschiedene Abfall- und Vorratsgruben sowie Mauerzüge von ehemaligen Gebäuden. Die Arbeiten wurden durch die Überdeckung der archäologischen Befunde mit zum Teil bis zu 1,5 Meter mächtigen Erdschichten erschwert.

Nach einer ersten Durchsicht des geborgenen Fundmaterials handelt es sich bei den aufgedeckten Strukturen um eine Siedlung aus der Zeit des 7. bis 9. Jahrhunderts nach Christus.

Es liegt der Verdacht nahe, dass es sich hier möglicherweise um die in historischen Urkunden genannte Ortschaft »Mitte«, »Loynmitte« oder »Lonmitte« handelt.

Seltene Zeugen der Vergangenheit

Siedlungen dieser Zeitperiode sind bisher sowohl in Hessen als auch in anderen Bundesländern nur sehr selten ausgegraben und dokumentiert worden.

Die noch ausstehende Auswertung dieses einzigartigen Ensembles aus frühmittelalterlicher Kirche und Siedlung ist daher von großer lokaler, aber auch überregionaler wissenschaftlicher Bedeutung.

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