15. April 2019, 15:00 Uhr

Cölbe

65 Jahre Versorgungsgeschichte in Bürgeln

Die Mehrzweckhalle war gefüllt wie noch nie zum Angebot des »Erzählcafés« der Initiativgruppe »Bürgelns Zukunft«.
15. April 2019, 15:00 Uhr
Mit einem so großen Besucheransturm haben die Verantwortlichen der Initiativgruppe nicht gerechnet. Es gab viele tolle Rückblicke auf die Geschäfte des Ortes von 1945 bis 2010. Fotos: Jung

Diesmal ging es um das Thema »Einkaufen – Versorgen – Miteinander reden«. Die Erwartungen zu einem unterhaltsamen Nachmittag erfüllten sich: So wurde über die früheren Einkaufsmöglichkeiten (von 1945 bis 2010) des Ortes berichtet und dies mit vielen Ausstellungsstücken lebendig gemacht.

Der Saal der Mehrzweckhalle war über und über mit Inventar der ehemaligen Geschäfte bestückt. Jeder Besucher erhielt zur Begrüßung sogar eine Papier-Spitztüte, gefüllt mit Bonbons und frisch abgewogen auf der original Dezimalwaage aus dem früheren Lebensmittelgeschäft Löchel.

Ehemalige Geschäfte vorgestellt

Frieder Reichel, ein Sprecher der Initiativgruppe, stellte die ehemaligen Geschäfte vor – darunter: eine Kolonialwarenhandlung (Hentrich), zwei Lebensmittelläden (Janka und Löchel), eine Metzgerei (Seibel, später Wenz), zwei Bäckereien (Schneider und Eucker) sowie die Schmiede mit einem Haushaltswaren- und Geschenkeladen (Heimrich). Trotz der guten Versorgungslage wurde Bürgeln zusätzlich von vielen fahrenden Händlern besucht.

Von den meisten Geschäften waren Familienangehörige zugegen. Dies machte die Geschichte noch anschaulicher und sorgte für Einblicke hinter die Kulissen der täglichen Arbeit. Es war normal, dass alle Familienangehörigen ins »Geschäftstreiben« – schon von Kindheit an – mit eingebunden wurden.

Regelmäßiger Feierabend eine Seltenheit

Alle Geschäfte kannten in der Regel kaum einen regelmäßigen Feierabend oder ein ruhiges Wochenende, denn die örtliche Kundschaft hatte eben auch kurzfristige Einkaufswünsche.

In der Bürgelner Metzgerei gab es Qualitätsware – Bioqualität vom Erzeuger, wie es heute so schön heißt. Es wurde, ohne lange Transportwege, Vieh aus der Region eingekauft und die Rinder und Schweine unterlagen einer – damals üblichen – artgerechten Haltung und Fütterung.

Die Lebensmittelläden hatten ein umfangreiches Sortiment, angefangen vom Hering im Fass über selbst abgewogenes und abgepacktes Mehl, frisch gezapftes Speiseöl, Obst und Gemüse, diverse Kurzwaren, Nähutensilien sowie später auch Wurst- und Fleischwaren von Metzgern aus der Region. Und dass manchmal angeschrieben wurde, wenn bei Kunden mal das Geld knapp war, gehörte selbstverständlich auch zum Kundenservice.

Kurioses aktuelles Tagesgeschehen

Der Nachmittag hatte viel zu bieten und auch Kuchen und Schnittchen schmeckten den Gästen. Dass ein Thema zur Versorgungsgeschichte just in die Woche des Baubeginns eines neuen Nahversorgungszentrums vor den Toren Bürgelns fällt (das Sonntag-Morgenmagazin berichtete), ist ein glücklicher Zufall. Somit gibt es für die Bürgelner und die umliegenden Orte bald wieder die Möglichkeit, sich räumlich nahe zu versorgen. (sr)

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