Die Nachricht, die Schwimmmeisterin Michaela Kluge am frühen Freitagnachmittag über Lautsprecher verbreitete, war den Besuchern des Hungener Freibads einen spontanen Applaus wert: Die eingeschränkten Öffnungszeiten sind passé, ab sofort können Badegäste wieder den ganzen Tag über zum Schwimmen und Relaxen kommen.
Das war in den vergangenen Wochen trotz des schönen Wetters leider anders. Weil im Frühjahr gleich zwei Mitarbeiter unerwartet ausfielen, hatte das Freibad seit Saisonbeginn nur nachmittags geöffnet. Montags blieb es ganz geschlossen. Unter den Besuchern hatten dieses Einschränkungen für einige Unruhe gesorgt. Vor allem in den sozialen Netzwerk ging es hoch her.
Bürgermeister Rainer Wengorsch, Fachbereichsleiter Dirk Siebert und Manuela Kluge, die Leiterin des Freibads, mühten sich nach Kräften, die Wogen zu glätten. »Das Bad ist ein Service für unsere Bürger. Wir haben mitnichten vor, es zu schließen«, versichert Wengorsch. Im Gegenteil: Man wolle die beliebte Freizeiteinrichtung zukunftssicher machen und plane deshalb, gemeinsam mit Laubach einen Fachangestellten für Bäderbetriebe auszubilden. Dass Fachleute aus dieser Branche momentan schwer zu finden sind, haben nicht nur die Hungener zu spüren bekommen. »Überall in Deutschland mussten schon Bäder schließen, weil Personal fehlt«, weiß Manuela Kluge.
So schlimm ist es in Hungen nicht gekommen. Aber die zwei Mitarbeiter, die aus gesundheitlichen Gründen ausfallen und länger fehlen werden, konnten nicht von heute auf morgen ersetzt werden. So blieb nur eine Vollzeitkraft übrig: die Freibad-Chefin selbst. »Sie konnte aber nicht gleichzeitig die Badeaufsicht führen und den technischen Betrieb aufrechterhalten«, sagt der Bürgermeister. So sah die Stadtverwaltung keine andere Möglichkeit, als die Öffnungszeiten einzuschränken. »Uns war an einer Lösung gelegen, die für den Rest der Saison trägt«, erläutert Fachbereichsleiter Dirk Siebert. Diese habe man nun hoffentlich mit vereinten Kräften gefunden. Mit Wolfgang Schubert (DLRG Friedberg) und Lena Kühn (DLRG Dorheim) haben sich zwei ausgebildete Rettungsschwimmer für die Badeaufsicht zur Verfügung gestellt. Zudem hat die Stadt in Kooperation mit dem Bund deutscher Schwimmmeister kurzfristig drei weitere Rettungsschwimmer ausbilden lassen, die einspringen können.
Auch an der Kasse und bei der Pflege des Geländes sind Teilzeit- und Aushilfen am Werke. Freibad-Chefin Kluge hat die Aufgabe, den Einsatz von insgesamt zehn Mitstreitern einzutakten. »Das ist auch eine Herausforderung«, sagt sie. Aber sie ist froh, dass sie mit ihrem Team zu den gewohnten Öffnungszeiten zurückkehren kann. »Ich liebe dieses Freibad«, sagt sie. Viele Besucher empfinden wohl ähnlich; das beweisen Hunderte von Rückmeldungen, die Kluge in den vergangenen Wochen erhalten hat. Allerdings nicht nur freundliche. Gerade auf Facebook habe es auch Äußerungen unter der Gürtellinie gegeben. »Dass kein Verständnis da ist für einen Engpass, das finde ich bedauerlich«, sagt die Schwimmmeisterin, die seit neun Jahren in Hungen arbeitet. Kann ich was tun? Wie kann ich helfen? – solche Fragen seien nur vereinzelt gekommen. Kluge hätte sie gerne öfters gehört.
Das Hungener Freibad hat täglich wieder von 10.00 bis 20.00 Uhr geöffnet, freitags sogar bis 21.00 Uhr. Frühschwimmer können das Bad bis Ende August montags bis freitags von 7.00 bis 8.00 Uhr und sonntags von 9.00 bis 10.00 Uhr nutzen.