12. Juni 2024, 19:31 Uhr

Stadtspaziergang in Marburg FÜHRUNGEN, AUDIOGUIDES UND INFORMATIONEN

Auf der Route der Nachhaltigkeit

Marburger Studierende haben in der Ideenwerkstatt CimHub die »NaTourMar« konzipiert, eine Tour auf der Spur der Nachhaltigkeit. Die ersten kostenlosen Führungen starten im Juni.
12. Juni 2024, 19:31 Uhr
GC
Hochwasserschutz an der Lahn gehört zu den Themen auf der NaTourMar, die von Studierenden konzipiert wurde (von links): Carolin Schlüter, Katharina Müller, Tobias Künkel, Jakob Schellheimer und Hannah Weimer. Foto:Coordes

. Marburg hat einen neuen Stadtspaziergang. Studierende haben in der Ideenwerkstatt CimHub die »NaTourMar« konzipiert, eine Tour auf der Spur der Nachhaltigkeit. Die ersten kostenlosen Führungen starten im Juni.

»Nachhaltigkeit ist mehr als Licht aus und Fahrrad fahren«, sagt Geografiestudentin Hannah Weimer. Und das erfahren Einheimische und Gäste bereits am Startpunkt der ersten touristischen Route zur Nachhaltigkeit in Marburg. Dazu gehören nämlich auch soziale Fragen wie Barrierefreiheit. Und deswegen geht die Tour am Tastmodell auf dem Marktplatz los, an dem Blinde und Sehende fühlen können, wie das Rathaus mit seinem Platz aussieht. Schließlich gehören mehr als 700 Blinde und Sehbehinderte zum Marburger Stadtbild, wovon taktile Stadtpläne, sprechende Aufzüge und Theater mit Audiodeskription zeugen. Einzigartig ist auch das Konrad-Biesalski-Haus in der Oberstadt, ein Wohnheim, das Studierende mit körperlichen Beeinträchtigungen dabei unterstützt, ein ganz normales Studi-Dasein zu führen.

Marburgs Einsatz für Trinkwasser

Aber dann geht es weiter mit den bekannteren Themen der Nachhaltigkeit: Die Spaziergänger machen vor dem Weltladen mit seinen fair gehandelten Produkten aus den Ländern des globalen Südens Station. In der Oberstadt, am Bärenbrunnen, erklären die Studierenden, was es mit Marburgs Engagement für Trinkwasser auf sich hat. Schließlich war Marburg zusammen mit Berlin und München die erste Kommune in Deutschland, die zur sogenannten Blue Community wurde. Es gibt rund 20 öffentliche Brunnen zum Wasserzapfen. »Deswegen bitten wir die Teilnehmer auch, eine Trinkflasche mitzubringen«, sagt Studentin Carolin Schlüter.

Gleich neben dem Brunnen findet sich das »CimHub«, das gemeinsam von Stadt und Uni betriebene »kreative Büro« für nachhaltige Projekte, in der die Studierenden die Route seit 2022 entwickelt haben. Die Tour gehört zu einem interdisziplinären Seminar zu Innovationen für das regionale Ökosystem. Abgestimmt hat sich die Gruppe dabei mit Marburger Initiativen wie Solidarburg und »Kollektiv von morgen«, aber auch mit städtischen Fachdiensten und der Marburg Stadt und Land Touristik. »Das ist ein tolles Projekt, das auch junge Leute erreicht«, freut sich Andrea Heinz vom Fachdienst Umwelt, Klima und Naturschutz. »Es ist schön, aus der universitären Bubble herauszukommen und selbst etwas auf die Beine zu stellen«, sagt Psychologiestudentin Katharina Müller.

Der Spaziergang, der sich sowohl an Einheimische als auch an Gäste richtet, soll in Zukunft an jedem dritten Samstag im Monat kostenlos angeboten werden. Zudem ist geplant, die Route jeweils zu Semesterbeginn im Rahmen der Orientierungswochen mit den Erstsemestern zu gehen. Dann erfahren die Marburg-Neulinge gleich zu Beginn, welche Angebote es rund um Nachhaltigkeit in der Universitätsstadt gibt. So führt die Tour am Kleiderladen der Diakonie vorbei, in dem es gebrauchte Kleider für wenig Geld zu kaufen gibt. Stadtpass-Inhaber und Studierende bekommen noch einmal 50 Prozent Rabatt auf die ohnehin niedrigen Preise.

Vorstellung von Initiativen

Zugleich informieren die Tourguides über Fast-, Ultrafast- und Slow-Fashion. Unterwegs erfahren die Gäste, wie das Leihsystem Nextbike funktioniert, mit dem sie mindestens eine halbe Stunde kostenlos durch die Stadt fahren können. Vorgestellt wird das Mehrwegsystem Recup, das viele Cafés und Bistros in Marburg anbieten und mit dem die Flut an Pappbechern und Styroporschachteln in der Stadt eingedämmt werden soll. Vor dem Gebäude der Psychologie im Südviertel erläutern die Studierenden, warum es Menschen so schwerfällt, nachhaltig zu konsumieren und wie man das ändern kann.

Auf dem Hirsefeldsteg an der Lahn geht es um Renaturierung und Hochwasserschutz. Die Auen der Lahn bieten Überflutungsflächen, aber auch wertvolle Lebensräume für seltene Tiere wie Eisvögel und Wasseramseln. Ein weiteres Thema sind die Lahntaucher, die regelmäßig tonnenweise Müll aus dem Fluss holen.

Endpunkt der Route ist die Marburger Mensa, wo ein Projekt gegen die Zigarettenstummel auf den Lahntreppen und das Green Office der Universität vorgestellt werden. Und auch die Mensa selbst gilt als vorbildlich: Hier geht fast jedes dritte Essen vegan über die Theke. Zweimal wurde sie deshalb bereits mit drei Sternen von der Tierschutzorganisation Peta ausgezeichnet.

Die erste Führung auf der NaTourMar starten die Studierenden am Samstag, 15. Juni, um 10 Uhr auf dem Marburger Marktplatz. Ab dann soll die nachhaltige Tour jeden dritten Samstag im Monat stattfinden. Interessierte müssen sich zuvor anmelden - möglich ist das ganz einfach per E-Mail über natourmar@cim-hub.de oder den eigenen Instagram-Kanal @natourmar.

Damit möglichst viele Menschen an den Spaziergängen teilnehmen können, sind die Routen möglichst barrierearm. Sie werden auf Deutsch, Englisch und in vereinfachter Sprache angeboten. Wer den Weg allein gehen möchte, kann einen Flyer in Kombination mit einem Audioguide verwenden, der in den nächsten Wochen auf der Webseite cim-hub.de/projekte/natourmar hochgeladen wird. Es sollen weitere Audioguides auf Englisch und in vereinfachter Sprache folgen. (gc)



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