Nach dem Aus für das »Rathausplus« in den Ausschüssen haben Bürgermeister Kjetil Dahlhaus und Erste Stadträtin Christine Diegel reagiert und die Sache zu den Akten gelegt. Etwas angefressen wirkte der Friedberger Bürgermeister trotzdem, als er zu Beginn der Stadtverordnetensitzung daran erinnerte, dass »heute die Präsentation« des Projekts vorgesehen war. Dahlhaus bekräftigte, man wolle Alternativen ausloten, um die für die Verwaltung beste Lösung zu finden.
Die Freien Wähler wollen keine Alternativvorschläge, sie wollen Nägel mit Köpfen: »Wir haben die Alte Post, die wird nicht besser, wenn sie noch länger leersteht«, sagte Fraktionsvorsitzender Friedrich Wilhelm Durchdewald. Er zweifelt die Schätzung, wonach eine Sanierung rund 8,5 Millionen Euro kostet, an. Die Summe sei »nicht vorstellbar«.
Auf Vorschlag des Magistrats wird neben der Alten Post in der Mainzer-Tor-Anlage 8 auch die Variante MTA 6a einer genaueren Kostenschätzung unterzogen: Im Rathauspark könnte auf einem Teil des Parkplatzes ein Verwaltungsbau auf Stelzen errichtet werden; auch der Spielplatz am Rande des Parks, wo früher Baracken standen, könnte überbaut werden. Die FW lehnt das ab, sieht den Rathauspark (der laut Planungsskizze erhalten bliebe) in Gefahr.
Verzögerung erhitzt die Gemüter
Markus Fenske (Grüne) begrüßte, dass das »Rathausplus« vom Tisch ist. Obgleich er die Idee »mutig« fand. Die (finanzielle) Dimension passe aber nicht zu Friedberg. Dass die Stadtspitze sich alle Alternativen anschaut, hält er indes für sinnvoll. Eine solche Diskussion müsse öffentlich geführt werden. Ganz anderer Ansicht ist Fenske bei den Sanierungskosten: »Bleibt es bei 8,5 Millionen? Es liegen nur Schätzungen vor, wir wissen nicht, welche Überraschungen noch auftauchen.«
Bürgermeister Dahlhaus betonte in der Debatte: »Wir sind nicht gegen die MTA 8.« Am Montag werde der Architekt im Magistrat neue Berechnungen vorlegen. »Meistens geht der Preis dann nicht runter.« Ein Neubau weise eine viel größere Flächeneffizienz auf als ein Altbau, sagte Dahlhaus. Würde im Rathauspark gebaut, falle der Park nicht weg.
Die CDU unterstützt laut ihrem Sprecher Patrick Stoll den FW-Antrag: »Es muss Schluss sein mit den Verzögerungen. Wir haben seit 2019 einen Beschluss, dass die Verwaltung in die MTA 8 einzieht.« Diesen Beschluss habe der Bürgermeister vor einem Jahr in der »Schubalde« verschwinden lassen, sagte Stoll und erntete für die eigenwillige Auslegung der jüngsten Geschichte sogleich Gegenwind. »Wenn hier etwas verschleppt wurde, dann vom Amtsvorgänger des Bürgermeisters«, sprich: von Dirk Antkowiak (CDU), sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Klaus-Dieter Rack: »Die MTA 8 wurde zu seiner Amtszeit gekauft und es ging nicht voran. Das ist die korrekte Bilanz.«
Rack gab Durchdewald Recht: »Die Planung der MTA 8 muss fortgeführt werden.« Ob die 8,5 Millionen korrekt sind? »Das weiß ich nicht, deshalb ist die Kostenplanung wichtig.« Rack und Fenske forderten eine Raumbedarfsplanung.
Breite Mehrheit für FW-Antrag
Helge Müller (FDP) erinnerte daran, das die Liberalen und die Grünen gegen den Kauf der MTA 8 gestimmt hatten. Aber: »Jetzt haben wir das Ding an der Backe, dann müssen wir auch was draus machen.« So weit, so sachlich. Doch Müller schob einen galligen (und metaphorisch etwas windschiefen) Kommentar nach: »Der Bürgermeister will die MTA 8 gar nicht haben und treibt Kühe durchs Dorf, für die es hier gar keinen Auftrag gibt.« Der Bürgermeister wolle ein »Wolkenkuckucksheim« errichten. Und zu Dahlhaus gewandt: »Die Stadt ist nicht Dein privates Startup.« Diesen persönlichen Angriff auf den Bürgermeister kommentierte Müller mit dem Satz, Dahlhaus solle dies nicht persönlich nehmen. Auch dies kein besonders gelungener rhetorischer Schachzug.
»Wir schauen genau auf die Kosten, das ist unsere Pflicht«, erwiderte Dahlhaus. Für ihn ist es unverständlich, dass man nach so langen Jahren der Verzögerung nicht noch wenige Wochen wartet, und dann Zahlen und Fakten hat, die einen Vergleich der Varianten ermöglichten.
Der Antrag der Grünen, den FW-Antrag im Ausschuss weiter zu diskutieren, lehnte die Mehrheit des Stadtparlaments gegen Stimmen von Grünen, SPD und Linke ab. Der FW-Antrag, die Planungen für die MTA 8 voranzutreiben, fand bei einer Nein-Stimme und Enthaltungen bei den Grünen eine breite Mehrheit.