»Je weniger Vertrauen man in die Politiker hat, desto mehr Vertrauen hat man zum Gold.« Dieses Zitat trifft bei der aktuellen Lage sicher den Nagel auf den Kopf. Die Unsicherheit ist groß, die geopolitische Lage angespannt und die Weltwirtschaft ist gewaltig unter Druck und steht vor Herausforderungen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Gold bringt zwar keine Zinsen, trotzdem ist Gold seit Jahrhunderten eine sichere und zuverlässige Anlage. Und Gold ist die älteste und stabilste Währung der Welt. Was ist das Faszinierende an Gold? Warum ist Gold als Anlagemetall so beliebt?
Fragen, die aktuell viele beschäftigen. Gold ist als Währungsreserve oder als Geldanlage schon immer sehr begehrt. Über 30 000 Tonnen Gold mit einem Gesamtwert von fast 3 Billionen Euro lagern als Währungsreserven in den Zentralbankgewölben. In Deutschland horten Privatanleger mehr als 9000 Tonnen Gold und damit erheblich mehr als die Deutsche Bundesbank.
Schutz vor Inflation
Gold gilt als Krisenmetall, ist wertbeständig und schützt vor Inflation. Aufgrund seiner Eigenschaften und begrenzten Vorkommen wird Gold nie seinen Wert ganz verlieren. In unsicheren Zeiten wirkt Gold geradezu als Stabilisator in einem Depot, da sich Gold oft gegenläufig zu anderen Anlagen wie Zinsanlagen oder Aktien verhält. Natürlich bremst Gold die Fahrgeschwindigkeit des Depots in normalen Kapitalmarktphasen ab. Aber seine diversifizierenden Eigenschaften sichern Anlegern gerade in schwierigen Marktphasen ein stabiles und ausgewogenes Depot.
In den letzten Jahren hat sich der Goldpreis deutlich erhöht. Während der Finanzkrise von Januar 2007 bis Januar 2010 hat sich Gold allein um 70 Prozent verteuert. Auch in diesem Jahr hat der Goldpreis seinen Höhenflug beibehalten. Unsicherheit ist der Haupttreiber für steigende Goldnotierungen. Viele Anleger flüchten in den sicheren Anlagehafen Gold.
Auch Aufgelder sind zu zahlen
Die einfachste Art, Gold zu kaufen, ist entweder der physische Erwerb über Barren, Münzen und Schmuck oder der Kauf eines Gold-ETCs. Beweggründe für den Kauf von physischem Gold ist in der Regel, für Krisenzeiten oder für den Notfall sein Vermögen zu sichern und vor allem verfügbar zu halten. Gold, das man in Händen hält, bietet die höchste Sicherheit. Es ergibt durchaus Sinn, sich sukzessive als eiserne Reserve einen Goldbestand aufzubauen, wie es zum Beispiel in der Schweiz Tradition ist. Goldbarren und alle gängigen Anlage-Münzen, wie der südafrikanische Krügerrand oder der kanadische Maple Leaf, können über Banken und renommierte Goldanbieter mehrwertsteuerfrei erworben werden.
Zum eigentlichen Goldpreis sind Aufgelder zu zahlen, die bei Goldbarren aufgrund der geringeren Herstellungskosten etwas niedriger als bei Münzen sind. Es sollte beachtet werden, dass bei kleinen Stückelungen ein hohes Aufgeld berechnet wird. Dieses kann durchaus zehn Prozent oder mehr betragen. Der Käufer ist selbst für die Sicherung und Verwahrung des Goldes zuständig, was durchaus mit Kosten verbunden sein kann. Man sollte in jedem Fall einen sicheren Aufbewahrungsort für das physische Gold vorsehen wie zum Beispiel einen Tresor oder das Schließfach bei der Bank.
Physisches Gold oder Gold-ETCs
Bei physischem Gold liegt steuerlich keine Kapitalanlage vor. Es fällt somit auch keine Kapitalertragssteuer an. Kursgewinne sind nur dann steuerpflichtig, wenn Sie innerhalb einer Haltefrist von einem Jahr (Spekulationsfrist) erzielt wurden, und werden dann mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz besteuert. Spekulationsverluste können mit Spekulationsgewinnen verrechnet werden.
Die bequemste und kostengünstigste Art, Gold für Anlagezwecke zu erwerben, ist der Kauf eines ETC. Ein ETC (exchange traded commodities) kann im Gegensatz zu einem Aktien-ETF in einen einzelnen Anlagewert, beispielsweise Gold, investieren. Gold-ETCs sind börsengehandelte Rohstoffe und bilden den Goldpreis nahezu 1 zu 1 ab. Sie werden an der Börse gehandelt und bieten die gleichen Vorteile wie ein ETF. ETCs sind keine Investmentfonds, sondern eine unbefristete Schuldverschreibung des ETC-Anbieters. Mit dem Kauf eines Gold-ETCs erwirbt man das Recht auf die Lieferung von Gold. Das zusätzliche Emittentenrisiko, was im Insolvenzfalle des Anbieters bis hin zum Totalverlust reichen kann, kann man dadurch ausschließen, dass man einen Gold-ETC erwirbt, der durch physisch hinterlegtes Gold abgesichert ist. Da es sich bei einem Gold-ETC um ein Wertpapier handelt, werden Kapitalerträge vereinnahmt, die der Kapitalertragssteuer unterliegen.
Der US-amerikanische Finanzier Bernard Baruch fasste die Faszination von Gold wie folgt zusammen: »Gold funktionierte seit der Zeit Alexanders des Großen. Wenn etwas über zweitausend Jahre Bestand hat, ich denke, dann nicht aufgrund von Vorurteilen oder einer falschen Theorie.« Insofern wird Gold in unsicheren Zeiten seine Qualitäten ausspielen und niemanden enttäuschen. Gold ist ein begrenztes Gut. Deshalb wird es langfristig nicht billiger werden.
Wer Gold nicht als Barren, Münzen oder ETCs kaufen will, dem bietet sich die Möglichkeit, Goldschmuck zu kaufen. Am Hals einer Frau macht sich Gold auch sehr gut.
Viele Faktoren beeinflussen den Goldpreis
Gold ist zum einen Rohstoff, zum anderen Wertanlage für Notenbanken und private Anleger. Wegen dieser »doppelten« Funktion sind die Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen, wesentlich vielschichtiger als die Einschätzung der Zinsen oder des Aktienmarktes. Wichtige Bestimmungsfaktoren sind das Verhalten der Zentralbanken, Staaten und Großinvestoren, die Gold als Reserve halten, die industrielle Nachfrage, die Inflationserwartung, die Entwicklung des US-Dollars, die Attraktivität konkurrierender Anlageformen wie Zinsen und Aktien, der Wohlstand und das Volkseinkommen und nicht zuletzt die geopolitische Lage, da Gold weltweit als Krisenmetall gilt. Ulrich Gallus