Seit zwei Wochen wird an der Autobahnbrücke der A 5 über die B 455 gearbeitet. Nach dem tödlichen Unfall am Freitagnachmittag, bei dem ein 53-jähriger Motarradfahrer ums Leben kam, mehren sich die kritischen Stimmen zur Ausschilderung der Baustelle und zur geänderten Verkehrsführung. »Wir fahren täglich zur Arbeit Richtung Bad Homburg«, schreibt Diana Preys aus Friedberg in einer E-Mail an die WZ-Redaktion. »Durch die sehr unübersichtliche Baustellenregelung passieren mittlerweile fast täglich Unfälle.« Sie erinnert an den Autofahrer aus Usingen, der am Sonntagabend vor einer Woche die Zufahrten auf der Bundesstraße verwechselt hatte: Statt auf einen Parkplatz in der Nähe der Autobahn war der 71-Jährige in den Gegenverkehr der A 5-Ausfahrt aus Richtung Norden geraten und dort mit einem entgegenkommenden Wagen kollidiert. Zum Glück war es in diesem Fall bei Blechschäden geblieben.
Auch die Ampelregelung auf der B 455 aus Richtung Rosbach sei gefährlich, berichtet Preys. Auf der linken Spur geht es nach links auf die A 5 Richtung Norden, auf der rechten Spur entweder nach rechts auf die Autobahn gen Frankfurt oder geradeaus weiter zum Köppener Kreuz. Da die Ampeln gleichzeitig schalteten, sei das Unfallrisiko für die Fahrer auf der rechten Spur deutlich erhöht, sagt Preys, zumal die Ausweisung der Fahrbahnen bzw. Richtungen sehr verwirrend und schlecht gekennzeichnet sei. Sie habe mehrfach erlebt, wie Fahrer auf der linken Spur einfach trotzdem geradeaus gefahren und dann schneidend fälschlicherweise auf die rechte Spur eingefahren seien.
»Als besorgter Bürger möchte ich diese Problematik publik machen, um den Schaden für andere abzuwenden und Behörden und Betreiber der Baustelle zu sensibilisieren. Man kann die Baustelle sicher deutlich besser und klar verständlich für alle Verkehrsteilnehmer einrichten«, hofft Preys auf ein Umdenken. Immerhin soll noch bis Mitte August an der Brücke gearbeitet werden.
Auch andere Leser sind der Meinung, dass die Verkehrssituation unter der Autobahnbrücke besser gelöst werden sollte. »Es war doch leider absehbar, dass es bei dieser Baustelle knallt«, schreibt etwa Linda Maouche auf der WZ-Facebook-Seite zu dem tödlichen Unfall. »Diese Wendemanöver sind an dieser Stelle leider öfter«, berichtet Jana Pujevic. Was jeder Verkehrsteilnehmer anzeigen sollte, ergänzt Thomas Borkert.
Auch die Tatsache, dass wieder einmal ein Rettungswagen durch andere Verkehrsteilnehmer behindert wurde, beschäftigt unsere Leser. »Sollen sich alle mal vorstellen, sie liegen schwerverletzt am Boden, und es wird keine Rettungsgasse gemacht«, ärgert sich Thomas Neumann. »Da hilft nur eins: Wer die Rettungsmaßnahmen nicht bildet, wegen unterlassene Hilfeleistung vor Gericht und Höchststrafe, auch wenn es die Menschen nicht wieder zurückbringt«, meint Thorsten Schuldner. Jürgen Pietsch kann nicht nachvollziehen, wieso es am Knoten Mitte überhaupt zu Problemen kam: »An der Stelle ist schon genügend Platz, auch für drei Autos nebeneinander.«
Rote Ampeln sind kein Hindernis
Zum Bilden einer Rettungsgasse dürfen Verkehrsregeln übrigens kurzzeitig missachtet werden, wie Thomas Müller vom Führungsdienst der Polizei in Gießen erklärt. Dabei dürfe man aber seine Sorgfaltspflicht nicht außer acht lassen. Konkret bedeutet das: Um einem Rettungswagen freie Fahrt zu gewähren, dürfen Autofahrer beispielsweise auch ein, zwei Meter über die Haltelinie einer roten Ampel fahren – wenn sie dabei auf den Querverkehr achten. Gleiches gilt für den Bürgersteig: Um den Rettungskräften Platz zu machen, darf man auf den Gehweg ausweichen – wenn man dadurch keine Fußgänger gefährdet und gleich danach wieder herunterfährt. »Das ist analog zum Standstreifen auf der Autobahn: Den darf man im Normalfall auch nicht benutzen, aber natürlich schon, um eine Rettungsgasse zu bilden«, sagt Müller.
Am späten Freitagnachmittag war ein Motorradfahrer bei einem Verkehrsunfall auf der B 455 gestorben. Wie die Polizei mitteilt, hatte ein 61-jähriger Mann mit seinem Mercedes A 180 gegen 17.25 Uhr in der Baustelle an der Anschlussstelle zur A 5 von Friedrichsdorf in Richtung Frankfurt auf die Autobahn auffahren wollen. Da diese Zufahrt wegen der Bauarbeiten an der Brücke momentan gesperrt ist, wendete der Pkw-Fahrer verbotswidrig. Dabei übersah er den aus Richtung Friedberg kommenden Motorradfahrer, der den Zusammenprall nicht mehr verhindern konnte. Der 53-jährige Honda-Fahrer zog sich tödliche Verletzungen zu. Rettungskräfte versuchten vergeblich, den ebenfalls aus Friedrichsdorf stammenden Motorradfahrer zu reanimieren.
In diesem Zusammenhang extrem tragisch: Die Besatzung des Rettungswagens war zuvor durch einen Unfall aufgehalten worden. Beim Versuch, an der Kreuzung der B 455 bei Nieder-Rosbach (Knoten Mitte) die an der Ampelkreuzung wartenden Autos mit eingeschalteten Blaulicht und Martinshorn zu passieren, kam es zu einer Berührung mit einem an der Ampel stehenden Auto, dessen Fahrer es offensichtlich nicht gelungen war, genügend Platz für den Rettungswagen zu schaffen. Möglicherweise sind durch diesen Zwischenfall – keine ausreichende Rettungsgasse – wichtige Minuten verstrichen, in denen der Motorradfahrer nicht behandelt werden konnte.